Stellt uns das „neue Normal“ vor neue Herausforderungen?
Ein „normaler“ Sommer scheint bevorzustehen – nur mehr minimale Coronaeinschränkungen ( mal abgesehen von Maskenverordnungen des österr.Gesundheitsministeriums ), die grundsätzliche Reiselust scheint bei den Menschen gegeben zu sein.
Lt. einer von der ÖW beim Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) beauftragten Sommerstudie scheint die Urlaubslust zwar ungebrochen. Die Befragten hätten durch die Bank Geld, Zeit und Lust auf Urlaub. Urlaubspläne für den Sommer haben heuer 71% der Österreicher sowie 74% der Deutschen. Bei einer vergleichbaren Studie im Vorjahr waren es noch 56% der Österreicherinnen und Österreicher sowie 47% der Deutschen.
Bei den wichtigsten Themen, die Gäste bei ihrer Urlaubsplanung beschäftigen, rangiert die Corona-Situation nur mehr auf Platz drei. Auf Platz zwei liegen politische Unsicherheiten (Stichwort Ukraine-Krieg), aber am meisten Gedanken macht man sich aktuell über steigende Preise.
Verändert finanzielle Unsicherheit doch das Reiseverhalten?
Hier möchte ich mit meiner Überlegung einsetzen. Hat schon die Pandemie so manchen finanziellen Traum zerbrechen lassen, sei es durch Arbeitslosigkeit, Einbußen durch Kurzarbeit oder Wegfall der Einnahmen, so führen aktuell Inflationswerte von mehr als 7% in Ö und D zu einer weiter steigenden Verunsicherung. Und wie einem kürzlich veröffentlichten Artikel im Kurier entnommen werden konnte, sparen die Österreicher als erstes bei Restaurantbesuchen, Bekleidung und – Reisen.
Wenn Menschen bei Reisen sparen, könnte dies wiederum einen Trend der letzten beiden Jahre verstärken, nämlich Urlaub daheim, in der näheren Umgebung, in Tagesausflugsdistanz zu machen.
Worin liegt die neue Herausforderung?
Wenn immer mehr Menschen immer weniger verreisen bzw. „Urlaub auf Dahamas“ machen, entstehen neue Wünsche, Herausforderungen und wohl auch Probleme. So z.B.
- Übervölkerung von Rad- & Mountainbikewegen – wenn immer mehr Menschen, wie selbst laufend zu beobachten, die schöne Landschaft für Radausflüge nutzen, so kommt es immer häufiger zu Engstellen, bedrohlichem Gegenverkehr oder sogar Gedränge auf teilweise zu schmalen Radwegen oder gar Straßen.
- Ausflugsziele werden überrannt – wenn Menschen schon nicht bzw.weniger reisen, so wollen sie sich zumindest bewegen. Was liegt da näher, als die nächstgelegene Klamm, Alm, Flusslandschaft, Sehenswürdigkeit etc. zu erobern? Grundsätzlich zwar durchaus erfreulich, da dadurch hoffentlich auch Wertschöpfung im Land bleibt, sind jedoch durchaus Engpässe z.B. bei Parkplätzen, und daraus resultierende Verärgerung der Anrainerbevölkerung, nicht nur zu erwarten, sondern vorprogrammiert.
- Höherer Bedarf an (kostengünstiger/-loser) Freizeitinfrastruktur – Österreich verfügt, als reiches Land, über unzählige Wanderwege, Spielplätze, Badeplätze und sonstiger Erlebnisinfrastruktur. Vieles davon ist fast traditionell kostenlos zugänglich; wenn jedoch immer mehr Menschen solch kostengünstige Freizeitbeschäftigung in Anspruch nehmen wollen, kommt es wohl auch hier zur Engpässen und dem baldigen Ruf nach mehr Möglichkeiten und mehr Angebot…
Wer soll das bezahlen?
Diese, und wohl noch weitere Herausforderungen könnten uns schneller einholen als befürchtet. Egal, wer dann für deren Behebung zuständig ist, ob Bund, Länder, Gemeinden oder Tourismusorganisationen. Die Erwartungshaltung der Einheimischen, nicht zuletzt aber der hoffentlich auch zahlreich eintreffenden Gäste, wird sein, bestmögliche Qualität, ob kostenfrei oder -pflichtig, zu erhalten. Wieweit dies dann, bei schmaler werdenden Urlaubs- und öffentlichen Budgets noch umsetzbar ist, scheint keineswegs gesichert? Denn in Krisenzeiten werden Aussagen a la „Koste es was es wolle“ wohl nur schwer dauerhaft umzusetzen sein.
Somit könnte auch hier bis auf weiteres die Devise gelten – weniger ist mehr. Es müssen vielleicht so manche Bedürfnisse an Bespielung und Bespaßung, nicht zuletzt durch Mitarbeitermangel, eingeschränkte Verfügbarkeiten von Angeboten bis hin zur Öffnungszeit beim „Wirtn“, runtergeschraubt werden.
Das Gute zuletzt
Österreich hat auch ohne „Bespielung“ mehr als genug zu bieten. Man könnte aber wohl, mehr als zuletzt gewohnt, mit bestimmten Einschränkungen oder einfach neuen Normalitäten vorlieb nehmen müssen…und so manchen Egoismus in den Hintergrund rücken
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