28. September 2009 | 13:21 | Kategorie:
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Sind DMOs passé?

Hansruedi Müller, bekannter Tourismusprofessor aus der Schweiz, hat vor kurzem am Berner Tourismustag der möglicherweise etwas erstaunten Zuhörerschaft mitgeteilt, Destinationsmanagement-Organisationen seien doch nicht das Gelbe vom Ei. Laut htr seien sich er und sein Kollege Thomas Bieger aus St. Gallen der Schwierigkeiten nicht bewusst gewesen, als sie vor Jahren die Destinationsstrategien erarbeitet hatten.

Was immer der Grund für Müllers Aussage sein mag, es ist eine Feststellung, die weniger erfolgreiche Destinationen als Bestätigung dessen sehen mögen, was sie immer schon gewusst und gesagt haben, die aber bei erfolgreichen Destinationen wohl zu einiger Verwunderung führen dürfte. Es bestehen nämlich gerade in Österreich zahlreiche leistungsfähige Destinationen mit funktionierendem Destinationsmanagement. Das bestätigen die Markterfolge, die dank schlagkräftiger Marketingbudgets und professioneller Marktbearbeitung zu verzeichnen sind, das bestätigt in vielen Fällen auch die Akzeptanz des Destinationsmanagements durch die Leistungsträger und das belegen nicht zuletzt die nüchternen Daten der Tourismusstatistik. Auch wenn zur Entstehung von Destinationen häufig politischer Druck von oben und finanzielle Förderanreize notwendig waren, ist heute klar: Die Bildung von Destinationen und die Einrichtung eines adäquaten Managements war und ist der richtige Weg.

Die Erfolge stellten sich jedoch nicht von selbst ein, quasi allein auf Grund von Zusammenschlüssen wie Fusionierungen oder die Einrichtung von Dachmarketingorganisationen. Mehrere Faktoren bedingen den Erfolg: Dazu gehören die klare Positionierung, die Entwicklung und Pflege der Marke sowie die Identifikation der Akteure mit den Werten und Inhalten der Destinationsmarke, aber auch eine Produkt- und Angebotsentwicklung, die der Positionierung entspricht und auf die Bedürfnisse der Gäste eingeht. Das alles bietet den Unternehmen Orientierung und gleichzeitig Rückendeckung für ihre betrieblichen Investitionen, was vielfältige positive Rückkopplungseffekte zwischen der Ebene der Leistungsträger und der Ebene des Destinationsmanagements zur Folge hat.

Natürlich sind Optimierungen immer möglich und natürlich sind zahlreiche Destinationen noch ein gutes Stück weit von einem erfolgreichen Destinationsmanagement entfernt. Maßgebliche Verbesserungspotenziale liegen im Vertrieb, in der Gestaltung der touristischen Wertschöpfungskette, in der Entwicklung und Sicherung von Qualität, im Controlling, in Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen (wobei hier nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Unternehmer und die Funktionäre angesprochen sind) und nicht zuletzt in der Optimierung der Organisation, was bedeutet, dass auch Destinationen in die Organisationsentwicklung investieren müssen.

Hansruedi Müller mag seine Aussage in erster Linie mit Blick auf die Schweiz getroffen haben, wo sich die Prozesse zur Destinationsbildung zum Teil sehr langwierig gestalten. Für Österreich ist jedenfalls festzustellen, dass sich durch die Bildung von Destinationen vieles zum Besseren gewendet hat und sich der Weg der konsequenten Destinationsentwicklung lohnt. Das ist u.a. daran zu erkennen, dass heute viele Destinationen abseits von politischem Druck und Förderungen bestrebt sind, durch die weitere Optimierung ihrer Strukturen und Geschäftsprozesse zu einer Destinationsorganisation zu gelangen, die den künftigen Herausforderungen im Tourismus erfolgreich begegnen kann.

28. September 2009, 18:20

Ob DMOs nun „das Gelbe vom Ei“ sind oder nicht, ist meiner Ansicht nicht die zentrale Frage. Was ich erschütternd finde, ist, dass nun frei nach dem Motto „ist alles sehr kompliziert, zeitraubend und nervenzerfetzend“ die Marketingkooperation wieder vor den Vorhang gelobt wird. „Der Wurm soll schließlich dem Fisch schmecken und nicht dem Angler…“ – aber Hallo ?!? Wir brauchen im alpinen Tourismus – bei aller gebührenden Marktorientierung – hochprofessionelle Organisationsentwicklung nach innen – und zwar besser gestern als heute! Wenn die Destinationen (egal wie klein oder groß) diesen Prozess nicht schleunigst auf sich nehmen, wird der Markt sie wegspülen. Dann helfen auch keine Marketingkooperationen mehr!

29. September 2009, 16:22

Noch ein Nachtrag zum Thema: hier der Link zum überarbeiteten Strategiepapier für den Kanton Bern von Hansruedi Müller: http://www.portalbackend.be.ch/public/media/DisplayFile.aspx?fileId=5419216624526804&linkId=54466292020595103&linkName=Positionspapier%20und%20Strategie%202015

29. September 2009, 22:27

Die Forderung ist berechtigt! Professionelle Organisationsentwicklung in Tourismusorganisationen ist notwendig und ihr Ergebnis wird den Erfolg einer Destination maßgeblich mitbestimmen. Doch ist für jeden, der die Gesetzmäßigkeiten des Systems Tourismus in unseren Landen kennt, nachvollziehbar, dass nach den Zusammenschlüssen zu größeren regionalen Einheiten zunächst einmal Positionierung, Markenbildung und Gestaltung des Marktauftritts im Vordergrund gestanden sind. Jetzt, nach der weitgehenden Erledigung dieser Aufgaben ist es zweifellos hoch an der Zeit, sich verstärkt der Arbeit nach innen zuzuwenden und Ressourcen für die Organisationsentwicklung bereitzustellen. Die Rahmenbedingungen dafür sind heute vielfach günstiger als früher in den kleineren Einheiten. Die Professionalität der Funktionäre ist insgesamt höher, bei den Geschäftsführungen besteht mehr personelle Konstanz und unter den Mitarbeitern steigt die Zahl junger Menschen mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss und hoher Weiterbildungs-bereitschaft. Das alles sind gute Voraussetzungen, um in die Organisationsentwicklung einzusteigen. Doch eines ist klar: Arbeit nach außen und Arbeit nach innen sind untrennbar miteinander verbunden. Beides sind entscheidende Erfolgsvoraussetzungen für eine Destination bzw. für deren Managementorganisation.

1. Oktober 2009, 17:50

Destination Managmeent Companies sind ein Bestandteil einer profesionell arbeitenden Destination. Die Spreu vom Weizen trennt, wer es versteht in der Destination erfolgreiche Produkte zu entwickeln und die Partner in der Destination gut im Boot zu halten. Dazu bedarf es dem Bündeln von Kräften und Ressourcen, um entsprechend am Markt gehört zu werden und im Wettbewerb der Destinationen zu bestehen.

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