22. Juni 2017 | 11:34 | Kategorie:
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Goldener Löwe in Cannes für österreichische DMO?

In Cannes findet gerade das International Festival of Creativity statt. Vor einem Monat wurde ein Studententeam der FH Salzburg bei den Filmfestspielen in Cannes nominiert. Und zur selben Zeit, diskutierte ich mit rund 100 Touristikern beim Tourism Fast Forward über den zukünftigen Zweck und die Aufgaben von DMOs.

3 Anlässe, die nix miteinander zu tun haben. Außer in meinem Kopf.

Was wäre, wenn die DMO der Zukunft selbst eine Award-Winning-Agentur für alle Unternehmen der Region ist?

Möglicherweise könnte man auf jede einzelne Webseite der Region ein Cookie setzen und irgendwas G’scheites damit machen. Der Mayrhofen Bot würde nicht nur die Veranstaltungen des Tages sondern auch das Sonderangebot des Sporthändlers kommunizieren. Es gäb eine eigene Filmserie auf Netflix, und: die geliebte Morgenpost mit Clipart?

Sie erlebt eine Wiedergeburt. Als täglicher “Liebesbrief des Hoteliers an seine Gäste” – auf handgeschöpftem Papier, weil ja der Vorteil von Print in erster Linie im Haptischen liegt.

Was haben die Gäste davon?

“Relevanz & Firlefanz* über Land & Leute” – *Jean-Remy von Matt’s Bezeichnung dafür, dass eben nicht alles relevant sein muss. Die Beliebtheit von Katzenvideos im Netz, stützt diese Behauptung. Der Erfolg der Schweizer Steinböcke ebenfalls.

Der wuchernde Transparente- & Schilderwald in der Region verwandelt sich stetig in eine saisonal gepflegte Gartenlandschaft. Die Gäste würden mehr Schönheit vorfinden. 

Und sie würden sich noch aktiver & zielgerichteter an der Kommunikation beteiligen, weil die Experten in der DMO die Instrumente co-kreieren, kuratieren und Community Management perfekt beherrscht.  

Was haben die Mitglieder der DMO davon?

Neben dem indirekten Nutzen aus dem Tourismus noch mehr direkten Nutzen von der Organisation.
Die eigene Werbung wird besser, billiger und bedeutungsvoller, wenn Sie von den Grafikern, Textern und Filmern aus dem DMO Netzwerk gemacht wird.

Der Zugriff auf den regionalen Contentpool mit Bildern, Video-Loops, Cinemagraphs vereinfacht jene Dinge, die man selber macht und verstärkt auch noch deren Wirkung aufgrund der Qualität des Materials.

Eine regionale Ausbildungsakademie schafft Bewusstsein für gute Sprache, steigert die Kommunikationsfähigkeiten der Unternehmen in der Region und schafft Wettbewerbsvorteile.

Wie kann man eine hohe Qualität der Resultate sicherstellen?

Regelmäßige Fortbildung für Führung, Fachkräfte & Funktionäre stellt sicher, dass die  Wissenskluft über Themen wie Semiotik, Bildkomposition, Entscheidungstheorien, usw…  geringer wird.
(Anmerkung an mich selber: Das muss natürlich lustiger klingen, weil so wie hier formuliert, kommt kein Mensch zum Vortrag)

Wichtig für den Erfolg ist, ein konsequentes fokussieren auf Kommunikationsziele vor jeder einzelnen Maßnahme.

Das wichtigste: Die DMO braucht einen Creative- & Art Direktion unterstützt von einem Expertennetzwerk innerhalb und außerhalb der Region.

Was müsste geschehen, damit sich unsere DMO in diese Richtung bewegt?

Diese Antworten wissen Sie, geehrte Leserin, am besten.

Wer ist schon auf so einem Weg und was ist schon reif für Cannes?

Das interessiert wohl alle Leserinnen. Danke für Hinweise.

23. Juni 2017, 13:35

Schöner Artikel – wohl wahr. Was ist reif für Cannes? Grundsätzlich reicht es in Cannes nicht mit Drohnenflügen schöne Landschaften zu zeigen – was im regulären Tourismuswerbebetrieb Sinn macht – was aber unter kreativen Aspekten keine Idee ist, sondern eben nur ein Spiegel der dementsprechenden Umgebungen/Landschaften/Umstände.
Cannes ist ein Festival der Ideen, was bedeutet, was dort gewinnnen will darf nicht austauschbar sein und muss eine Idee haben, die von der Zielgruppe emotional verinnerlicht wird und die nicht (Berge/Landschaften/Seen) für sehr viele Dinge stehen können. Wer hat´s erfunden? Darum geht´s und dazu darf´s nur eine Antwort geben. Die Naturvignetten füllen mit Sicherheit Hotelbetten, worum es ja im Endeffekt auch geht – sind also gut – aber in Cannes werden diese keinen Löwen bekommen. Diese Vignettenfilme, die denke ich (subjektiv – kein nachweisbares Faktum!) 95% aller Tourismuswerbung darstellt, zielen auf Leute, die sowieso nach einer Urlaubsdestination suchen und gezielt nachsehen, wo sie in der Bergen, an Seen etc. Urlaub machen wollen. Die brauchen keine Idee sondern wollen eine möglichst schöne Präsentation des Urlaubsortes sehen, den sie gerade suchen/anvisieren. „Werbung“ und Cannes aber prämiert Arbeiten, die motivieren, überhaupt anzufangen zu suchen, die aufmerksam machen: „Hey mich gibt´s – ich gebe dir einen Grund, nach mir zu suchen, zu mir zu kommen. Du weisst es nich nicht, aber du möchtest unbedingt zu mir kommen.“ Da zählen mutige, aussergewöhnliche Ideen, die in der Kommunikation ungewöhnliche Wege gehen und so von der Zielgruppe nachhaltig verinnerlicht werden. Das Argument, dass solche Kommunikationsmassnahmen nur zum Preisgewinnen gemacht werden und marktwirtschaftlich irrelevant sind ist ein sich hart haltender Mythos, der nicht der Wahrheit entspricht und immer noch sehr oft als Argument genommen wird, Mittelmaß zu produzieren. Niemand würde offen zugeben, gerne gelangweilt zu werden – warum sind dann so viele Kommunikationsmaßnahmen langweilig, austauschbar und wenig kreativ? Wer in Cannes gewinnen möchte muss Kreativität in dem Sinn verstehen, wie es dort definiert wird: Als überraschend, aussergwöhnlich, emotional und unverwechselbar, damit die Zielgruppe die Botschaft verinnerlicht und vom Bauch/Herz ins Hirn transportiert. „What the heart knows today the head will remembber tomorrow!“ John Hegarty (BBH) Die Frage wäre, ob der Tourismus neben den Präsentationen seiner Vorzüge auch mutig genug ist, parallel eine aussergewöhnliche Kommunikationsschiene zu gehen? Jeder Tourismusort möchte alles anders als gewöhnlich sein, warum aber ist dann die Kommunkation oft gewöhnlich/austauschbar? Dann klappt es auch mit den Cannes Lions und auch die bringen Hotelbelegungen! Das traue ich mich zu behaupten. Und daran bilden wir unsere Studentinnen bei MutiMediaArt in den ersten beiden Semestern in intensiven Konzepentwicklungskursen mit aus.

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