Förderungen für Hütten und Wege?
Alpine Wege und Schutzhütten sind eine zentrale Infrastruktur für den Sommertourismus in Österreichs Bergen. Die alpinen Vereine haben hier seit ihrer Gründung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts große Leistungen erbracht. Aus verschiedenen Gründen (Sicherheitsvorschriften, Umweltauflagen, Baukosten, auftauender Permafrost, Rückgang der Gletscher etc.) wird es aber immer schwieriger, diese Infrastruktur zu erhalten.
Forderung des Verbandes alpiner Vereine Österreichs
Derzeit liegt auf Österreichs Schutzhütten eine Petition zur Unterzeichnung auf, mit der die Erhöhung der jährlichen Bundesförderung von aktuell € 1,5 Mio. auf € 4 Mio. erreicht werden soll. Begründet wird dies u.a. mit den hohen Investitions- und Betriebskosten im Hochgebirge sowie damit, dass die Förderung des Bundes anfangs der 1990er-Jahre nominell höher war als heute.
Lösungsansätze
Sieht man sich die Sache näher an, so stellen sich doch einige Fragen, die zu möglichen Lösungen hinführen können, zumal in Zeiten wie diesen öffentliche Mittel nicht beliebig vermehrbar sind. Es sei aber ausdrücklich festgehalten, dass ein bestimmtes Maß an Förderung für alpine Wege und Hütten absolut berechtigt ist.
Steigerung der Einnahmen
Da sind einmal die Mitgliedsbeiträge. Nehmen wir das Beispiel Österreichischer Alpenverein: Der Jahresbeitrag für eine Standard-Mitgliedschaft beträgt € 52,–, jener für eine begünstigte Mitgliedschaft zwischen € 19,50 (Kinder bis 6 Jahre) und € 40,– (Junioren, Senioren, Ehe- / Lebenspartner), inkl. attraktiver Versicherungsleistungen. Bei einer Mitgliederzahl von 415.000 kann sich jeder ausrechnen, was eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags um den einen oder anderen Euro bringt.
Im Prinzip dasselbe gilt für die Kosten für Übernachtungen auf Hütten. So zahlen z.B. auf Alpenvereinshütten im Umfeld von Innsbruck AV-Mitglieder für ein Zimmerlager pro Nacht zwischen € 7 und € 14, Nichtmitglieder € 17 bis € 24. Angesichts der hohen Bau-, Erhaltungs- und Betriebskosten müsste eigentlich auch hier Luft nach oben sein. Und die Einnahmen aus den Übernachtungen sind Gelder, deren Löwenanteil direkt zum Alpenverein bzw. zur jeweiligen Sektion fließt.
Räumliche Konzentration der Infrastrukturen
Bei 475 Schutzhütten mit 25.000 Schlafplätzen und 50.000 km Wanderwegen, die seit dem Bau der ersten Hütte vor über 150 Jahren (1868 Stüdlhütte in Kals am Großglockner) entstanden sind, kann man durchaus die Frage aufwerfen, ob diese Infrastruktur in ihrem vollem Umfang noch gebraucht wird oder ob ein gewisses Gesundschrumpfen Sinn macht, verbunden mit der Konzentration auf bergsteigerisch und wirtschaftlich attraktive Plätze. Was die Wege anbelangt, so ist ja auch in tieferen Lagen und bei anderen Zuständigen zu beobachten, dass die Erhaltung des gesamten, irgendwann einmal entstandenen Wegenetzes immer schwerer fällt und es notwendig wird, Wege aufzulassen.
Partnerschaft von ähnlich gelagerten Interessen
Es besteht kein Zweifel daran, dass neben den Mitgliedern der alpinen Vereine auch die Nichtmitglieder sowie tausende von Gästen diese Infrastrukturen nutzen. Der Tourismus zieht also Vorteile daraus und es könnte bzw. sollte nach Lösungen gesucht werden, um bei der Erhaltung und Pflege des alpinen Wegenetzes gemeinsame Sache zu machen. Ein exzellentes Beispiel liefert mit Ötztal Tourismus ausgerechnet eine Destination, die einen überaus hohen Grad an skitechnischer Erschließung aufweist und deren Hauptgeschäft eigentlich der Wintertourismus ist.
Beispiel Ötztal Tourismus und Deutscher Alpenverein
Im Ötztal arbeiten Tourismusverband und Deutscher Alpenverein seit zehn Jahren intensiv zusammen, seit 2003 im hinteren Ötztal und seit 2008 im gesamten Tal.
Das Modell funktioniert so, dass die im Ötztal beheimateten DAV-Sektionen sowie der Hauptverband in München und Ötztal Tourismus sich die Kosten für die Erhaltung und den qualitativen Ausbau des alpinen Wegenetzes teilen. Die drei Drittel zusammengenommen ergeben € 120.000,–, die in den Sommermonaten in den Wegebau investiert werden können. Damit wird es auch möglich, auf Freiwillige zu verzichten und die Aufgabe an acht Arbeiter zu übergeben, die mit Berg und Werkzeug auf Du und Du sind und die insbesondere auch in der Lage sind, bei heiklen Passagen für die perfekte Ausführung der notwendigen Sicherungsvorrichtungen zu sorgen. Dabei erfolgt eine Konzentration auf jene Wege, die in den gängigen Wanderkarten ausgewiesen sind. Neue Wege werden lediglich in Form von Verbindungen geschaffen, um den Gästen exzellente Panoramawanderungen in Höhen zwischen 2.500 und 3.000 m zu ermöglichen.
Jeweils im Herbst findet eine Versammlung statt, an der die Hüttenwarte der DAV-Sektionen teilnehmen. Dabei werden der Tätigkeitsbericht über die abgelaufene Saison vorgelegt und die Aktivitäten für das jeweils nächste Jahr festgelegt. Diese Maßnahmen erfolgen im Rahmen eines Fünf-Jahres-Plans, parallel zu den Verträgen für die beiden Arbeitsgemeinschaften Hinteres und Vorderes Ötztal, die für jeweils fünf Jahre abgeschlossen werden.
Mit diesem Modell ist allen gedient: Den Sektionen des Deutschen Alpenvereins und ihren Mitgliedern, den Sommergästen im Ötztal, den Schutzhütten und den Tourismusbetrieben im Tal. Dass die Rechnung aufgeht, zeigen die starken Frequenzzunahmen auf den Panoramawegen und in den Hütten.
Hütten und Wege sind unverzichtbarer Bestandteil des alpinen Sommers. Angesichts der Reduktion der Förderungsbudgets ist die Konzentration der Kräfte und die Suche nach Best-Practices dringend geboten.
Grundsätzlich ist jede öffentliche Förderung schlecht. Sie ist ungerecht und verzerrt den Markt. Vor allem wenn Sie jährlich erfolgt. Öffentliche Förderungen sollte es nur einmalig in Notsituationen geben.
Besser wäre es wenn der Tourismus, die Bergbahnen, der Alpenverein, die Tourismusverbände und die Berghütten besser zusammenarbeiten würden. Leider arbeiten die häufig gegeneinander. Jeder kennt das schlechte Verhältnis vor allem zwischen Alpenvereinen und Bergbahnen. Beide wollen das gleiche ( Erschließung der Berge )und trotzdem bekämpfen sie sich häufig.
Weiters kann es auch nicht sein, daß auf jede Bergspitze ein breiter, bestens ausgebauter und gesichterter Weg führt. Dies senkt auch nicht die Unfallzahlen. Denn je besser die Wege desdo schlechter und unerfahrener die Wanderer. Zu dem gibts ja die 3 Schwierigkeitsgrade. Ein blauer Weg sollte breit gut gesichert und ohne Hinternisse sein. Ein roter Weg sollte schmal sein, da können ruhig mal größere Steine und Wurzeln im Weg sein aber die gefährlichsten Stellen gut abgesichert sein. Ein schwarzer Bergweg sollte möglichst ohne menschliche Eingriffe sein und auch kaum gesichert werden.
Weiters wird in Österreich mit den Zeitangaben der Wege eher schlechtere Wanderer bevorzugt. Die fühlen sich dann in falscher Sicherheit und verunglücken. Jeder der mal im Wallis in der Schweiz gewandert ist weiß wovon ich schreibe. Da wird was gefordert wenn man die Zeitangaben einhalten will! Da haben dann die Wanderer Respekt und passen gut auf und sind vorsichtiger.
Wenn die öffentliche Hand mehr fördert gehören auch die verbilligten Preise für Essen und Übernachten für Alpenvereinsmitglieder abgeschafft. Es kann nicht sein, das die Steuerzahler den Wegebau finanzieren und dann wenn Sie auf einer Hütte essen oder schlafen gegenüber Alpenvereinsmitgliedern benachteiligt werden.
Das kommt dann schon den Bankern sehr nahe die öffentliche Millionenförderungen erhalten haben und sich dann selbst damit Millionen Gehälter ausbezahlt haben.
Eine weitere Perspektive im Hinblick auf die Sanierung und Erhaltung von Schutzhütten im hochalpinen Raum öffnet sich mit dem Denkmalschutz, jedenfalls in Tirol. Hier hat das Landeskonservatorat die Initiative für die Unterschutzstellung von Schutzhütten ergriffen, die für die Anfänge des Alpinismus im 19. Jahrhundert charakteristisch sind. Für 30 der 200 Schutzhütten in Tirol, die meisten davon im Besitz des Österreichischen und des Deutschen Alpenvereins, ist die Unterschutzstellung geplant, und für zehn Objekte ist sie schon erfolgt. Unter Denkmalschutz stehen z.B. die Berliner Hütte im Zillertal, die Regensburger Hütte im Stubaital oder das Gepatschhaus im Kaunertal.
Im Hinblick auf die Erhaltung und Finanzierung der Schutzhütten ist der Denkmalschutz jedenfalls für einen Teil dieser wichtigen bergtouristischen Infrastruktur von Relevanz. Denn aufgrund des Denkmalschutzes ist z.B. bei der Installierung moderner Sicherheitseinrichtungen ein behutsames Vorgehen angesagt. Das fördert kreative Lösungen, bei denen die histsorische Substanz erhalten bleibt und durch ergänzende, neue Maßnahmen verbessert wird. Alternative Lösungen, beispielsweise im Brandschutz, wirken entlastend bei der Finanzierung, zum einen weil kostengünstigere Wege beschritten werden und zum anderen, weil die Bauwerber mit Subventionen seitens des Denkmalamts rechnen dürfen. Zudem liefern die Restauratoren des Denkmalamts Anleitungen, wie die Inhaber der Schutzhütten selbst Hand anlegen und sich damit Kosten ersparen können.
Kostenreduzierungen sind natürlich in besonderem Maße für jene Bauten wichtig, die nur wenige Monate im Jahr in Betrieb sind und deren Auslastung in überdurch-schnittlich hohem Ausmaß vom Wetter abhängt. Denkmalschutz erweist sich somit zumindest für einen Teil der alpinen Schutzhütten als ein Weg, um historische Bauten im Hochgebirge als kulturelles Erbe zu erhalten und gleichzeitig die Finanzierung notwendiger Investitionen zu erleichtern.
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