Erfolgreich in der Sommersaison
Kroatien hinkte hinter internationaler Entwicklung her
Tourismus in Kroatien war lange Zeit vom Bild der großen, anonymen Hotelburgen, geringer Servicebereitschaft, einer wenig abwechslungsreichen Küche und ungekühltem Weißwein geprägt. Von vielen unbemerkt hat sich da eine substanzielle Wandlung vollzogen. Hotels wurden privatisiert und umfangreich renoviert und eine beachtliche Zahl von kleinen Hotels und Restaurants ist entstanden, deren Qualität sich mit internationalen Standards messen kann.
Beispielhafter Aufholprozess
Am Beispiel der zu knapp 50 % im österreichischen Eigentum stehenden Valamar Gruppe zeigt sich der Aufholprozess, der in Kroatien im Gange ist:
Mit den zum Großteil im Allein-Eigentum der Gesellschaft stehenden knapp 9.000 Zimmern und 11.000 Camping-Plätzen werden mit rund 6,5 Mio. Nächtigungen rund EUR 292 Mio. an Umsatz und ein EBITDA von knapp EUR 100 Mio. erzielt. Dabei haben die Umsätze gegenüber dem Vorjahr um knapp 11 % und das EBITDA um 15 % zugenommen.
In den nächsten drei Jahren sollen jeweils rund EUR 100 Mio. an Investitionen vorgenommen werden, um weitere Anlagen auf den neuesten Stand zu bringen. Dabei wird keineswegs gekleckert: Das Investitionsprojekt Hotel Pical in Porec wird aus einem 2-Sterne-Hotel ein 5-Sterne-Resort für bis zu 1.700 Gäste machen und soll über sieben Bars und ebenso viele Restaurants, Freizeiteinrichtungen und ein Kongresszentrum sowie eine Vielzahl von Möglichkeiten für einen aktiven Urlaub verfügen.
Mittlerweile sieht man sich bei Valamar auch nach Investitionsmöglichkeiten im benachbarten Ausland um. Im vergangenen Jahr wurde das ehemalige Hotel Petersbühel in Obertauern erworben und als Valamar Obertauern in das Angebot der Gruppe aufgenommen.
Anders als Österreich mit seiner gewachsenen KMU-Szene
Verglichen mit dem heimischen Tourismus verfügt Kroatien über mehrere Vorteile, die wohl für diese Erfolge verantwortlich sind:
- Mit einer Betriebsgröße von durchschnittlich 146 Betten (zum Vergleich: 49 Betten in Österreich) weist die kroatische Hotellerie eine Größe auf, die über weite Strecken „Economies of Scale“ möglich macht. Dabei ist der Konzentrationsprozess noch längst nicht abgeschlossen sondern setzt sich weiter fort. Dazu kommt, dass viele Betriebsstätten bei einer vergleichsweise geringen Anzahl von Eigentümern konzentriert sind. Alleine die Valamar-Gruppe verfügt über rund 12 % des kategorisierten nationalen Hotelbettenangebotes und dank seiner Börsennotierung und der guten Geschäftszahlen über die Möglichkeit sowohl Eigen- als auch Fremdkapitalfinanzierung für die jeweiligen Investitionspläne ansprechen zu können.
- Bruttolohnkosten von durchschnittlich EUR 900,– p.m. ermöglichen einerseits konkurrenzfähige Preise und einen im Vergleich zu Österreich überdurchschnittlichen Ertrag. Andererseits führt es auch dazu, dass kroatische Arbeitskräfte Erwerbsmöglichkeiten im benachbarten Ausland suchen, um ihre Einkommenssituation zu verbessern. Der Bedarf an qualifiziertem Personal wird mittlerweile auch als einer der Hemmschuhe für die Weiterentwicklung angesehen.
- Die dalmatinische Küste mit dem klaren, weitgehend sauberen Wasser, der bizarren Küste und den vielen Inseln ist nach wie vor ein Anziehungspunkt für Sonnenanbeter, Schwimmer, Schnorchler und Segler.
- Nach dem kurzen Schock des Krieges und der Transformation des gesellschaftlichen Eigentums in private Hände haben sich viele Unternehmen gut entwickelt. Das gilt nicht nur für große Unternehmen wie Valamar sondern beispielsweise auch für die Privatzimmervermieter, die heute 60 % des gesamten Betten-Angebotes stellen, aber auch für private Restaurants und tourismusnahe Unternehmen.
Der Blick über die nahe Grenze lohnt sich manches Mal. Es hat sich sehr viel getan bei unserem südlichen Nachbarn: Klima, Meer und Weine waren schon immer eine Reise wert und auch in Richtung Qualität bei Unterbringung, Dienstleistung und Kulinarik gibt es deutliche Verbesserungen und einige Highlights. Aber in Kroatien wie auch in Österreich gilt, dass man in Wirklichkeit nie am Ziel ist und immer noch Platz für Verbesserungen bleibt.
Die heurige Zwischenbilanz aus Kroatien zeigt lt. APA, dass sich das Wachstum fortsetzt:
„In Kroatien wurden im ersten Halbjahr 2019 rund 6,9 Millionen Touristen gezählt. Das waren um 6 Prozent mehr als in der gleichen Vorjahresperiode. Die Zahl der Übernachtungen stieg im Jahresvergleich um 3 Prozent auf 26,3 Millionen. Insgesamt 5,85 Millionen Touristen kamen in den ersten sechs Monaten aus dem Ausland, ein Plus von 6 Prozent im Jahresvergleich. Sie waren für 87 Prozent aller Nächtigungen (22,9 Millionen, +3 Prozent) verantwortlich. Die meisten ausländischen Übernachtungen entfielen auf Deutsche (5,4 Millionen).
Die Top Destinationen gemessen an den Übernachtungen waren Dubrovnik, Rovinj, Zagreb, Porec und Split.“
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