5. Mai 2018 | 18:11 | Kategorie:
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Ergebnisse: Tourismusausbildung in Österreich

Harald Hafner, Travel Industry Club Austria (Mitglied der Plattform Tourismusforschung), hat im März dieses Jahres im TP-Blog zur Umfrage „Tourismusausbildung zukunftsfit?“ eingeladen. Herzlichen Dank an alle, die sich daran beteiligt haben! Jetzt stellt er im unten stehenden Beitrag die aus seiner Sicht zentralen Ergebnisse daraus zur Diskussion (Interessierten wird der komplette Ergebnisbericht vom Travel Industry Club Austria online kostenfrei zum Herunterladen zur Verfügung gestellt).

 

Tourismusausbildung bedingt zukunftsfit!

(Autor: Harald Hafner / Travel Industry Club Austria)

Nicht repräsentativ, aber interessant sind die Ergebnisse zur Befragung „Tourismusausbildung zukunftsfit?“, die im Auftrag des Travel Industry Club Austria durchgeführt wurde. 238 Praktiker, Lernende und Lehrende haben sich an der Befragung beteiligt. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Digitalisierung konnten sich die Befragten ihr „ideales Ausbildungsprogramm“ zusammenstellen. Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie stelle ich hier zur Diskussion:

Die Digitalisierung wird unterschätzt!

Die Digitalisierung wird von einer Mehrzahl der Befragten nach dem Motto: „da werden wir schon hineinwachsen“, unterschätzt. Gründe dafür sind mangelndes Wissen über und eine teilweise noch immer distanzierte Haltung/Einstellung zur Digitalisierung. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist oberflächlich, die Digitalisierung ein „vernebeltes Gelände“. Studierende sind am wenigsten überzeugt, dass die Digitalisierung eine Chance darstellt und dabei sind gerade sie es, die die sich bietenden Chancen ergreifen sollen.

Die Anforderungen an Mitarbeiter/innen von morgen werden sich zwar nicht schlagartig, aber doch rasant verändern. Die kognitiven Fähigkeiten, sich mit der Digitalisierung einzulassen, sind von Bedeutung. Die Befragten allerdings reihen diese Anforderungskategorie auf den letzten Platz und messen den damit verbundenen Kompetenzen eine zu geringe Bedeutung zu.

Im Zeitalter der Digitalisierung sind folgende Inhalte wichtig:

  • Kritisches Denken, um die richtigen Fragen zu stellen sowie
  • Soziologie und Psychologie und Touristenverhalten, um Erklärungsmodelle zu entwickeln.
  • Der Umgang mit Daten und die dafür notwendigen Kenntnisse der
  • Statistik und Mathematik, um Daten zu erheben, zu verarbeiten, zu analysieren und zu interpretieren.

Die dargelegten Kurse werden von den Befragten, insbesondere von Studierenden, jedoch als nicht unbedingt notwendig klassifiziert.

Von Zufriedenheit kann keine Rede sein!

Die Zufriedenheit mit dem derzeitigen Aus- und Weiterbildungsangebot wird von den Befragten sehr kritisch beurteilt. Auf einer Skala von 1=sehr zufrieden bis 5=sehr unzufrieden war 2,6 die durchschnittliche Ausbeute. Eine Situation, die jedes Unternehmen dazu veranlassen würde maßgeblich Maßnahmen einzuleiten, um den Status Quo zu verbessern.

Praktiker sind jene, die mit dem derzeitigen Angebot am meisten hadern. Ihr operativer Zugang, der sich aus der Berufserfahrung ergibt, spricht für ein duales Aus- und Weiterbildungsangebot, das es ermöglicht, sich fachlich und akademisch weiter zu qualifizieren.

Lernende wünschen sich einen kundenorientierten Zugang zur Aus- und Weiterbildung, was auf Grund der fehlenden Berufserfahrung nachvollziehbar ist. Die Betrachtung aus der Konsumentenperspektive ist zeitgemäß. Lernende erwarten, dass sie eben dort abgeholt werden.

Lehrende praktizieren einen methodischen Zugang zum Thema, der weder den Praktikern, noch den Lernenden zusagt. Mehr individuelles Eingehen auf die bisherige Erfahrung, Ausnutzung von zeitgemäßen didaktischen Methoden und Integration des E-Learnings sind Lösungsansätze, die sich in der Praxis bewährt haben. Lernen muss den Lernenden Freude bereiten.

Die Vermittlung von sozialer Kompetenz hat erste Priorität!

Die Befragten haben bei den Anforderungen an Mitarbeiter/innen die sozialen Fähigkeiten neben der fachlichen Kompetenz als bedeutend eingestuft. Diese Festlegung setzt sich in der Kursgestaltung fort. Die fünf beliebtesten Kurse, alle unbedingt notwendig, sind Umgang mit Mitarbeitern (1) und Menschen (2) gefolgt von Marketing (3), Touristenverhalten (4) und dem Management von Kundenerlebnissen (5).

Soziale Kompetenzen und Fähigkeiten sind tatsächlich jene Anforderungen, die uns im Zeitalter der Digitalisierung am nachhaltigsten von Maschinen bzw. Robotern unterscheiden. Es wird der Tag kommen, an dem Maschinen auch „empfinden“ können, allerdings liegt das außerhalb der Studienperspektive 2025.

5. Mai 2018, 18:32

P.S.: Interessant ist auch der Artikel von Fred Fettner zum Thema, der heute unter dem Titel „Wer soll Tourismus studieren?“in den Salzburger Nachrichten erschienen ist und den wir dankenswerter Weise in unserer Projektbeschreibung (https://www.kondeor.at/projekte/details/article/online-branchenbefragung.html) zitieren dürfen.

8. Mai 2018, 10:39

…waren Kenntnisse über Konsumverhalten bzw. Konsumentenpsychologie (ich erinnere mich noch heute gerne an Vorlesungen der „alten“ Fr. Dr. Karmasin zu diesem Thema, die ich vor Jahrzehnten genossen habe) nicht schon immer von Bedeutung? Und auch ein analytischer Umgang mit Daten war nicht erst seit der Digitalisierung von Vorteil, wenn man so halbwegs professionell agieren möchte.

8. Mai 2018, 11:32

Alles richtig, seit Jahren bekannt, aber bei weitem nicht in allen „Ausbildungsinstitutionen“ konsequent umgesetzt.

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