Aktuelle Forschungslandschaft im österreichischen Tourismus
Am 18. Juni präsentierten Martin Kocher, der österreichische Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, und Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler eine bedeutende Studie zur Forschungslandschaft im österreichischen Tourismus. Diese Studie gibt Aufschluss über die aktuelle Forschung und zeigt Wege auf, wie Wirtschaft und Forschung enger zusammenarbeiten können.
Die Studie im Detail
Die Grundlage der Studie bildeten 1.144 wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Tourismus, die aus verschiedenen Datenbanken zusammengetragen wurden. Diese umfassten Forschungsarbeiten ab dem Jahr 1990, mit einem starken Fokus auf Studien aus den Jahren 2007 bis 2014 sowie dem vergangenen Jahrzehnt. Wichtige Themen waren Klimawandel, Nachhaltigkeit, Alpintourismus und speziell Wintertourismus. Auch Themen wie Sharing Economy, Social Media, Experience Design und Hospitality wurden häufig behandelt.
Bedeutung der Studie
Die Ergebnisse wurden in Netzwerk-Grafiken dargestellt, die wissenschaftliche Kooperationen und Netzwerke von Bildungseinrichtungen und Wissenschaftlern visualisieren. Diese „Tourismusforschungs-Landkarte Österreich“ dient dazu, einen umfassenden Überblick über die Forschungslandschaft zu bieten und die Notwendigkeit eines nationalen Kompetenzzentrums für Tourismusforschung zu unterstreichen, wie es im aktuellen Regierungsprogramm vorgesehen ist.
Rolle des Magazins Tourismus Wissen – quarterly
Das wissenschaftliche Magazin Tourismus Wissen – quarterly bündelt seit vielen Jahren Forschungsarbeiten und informiert die touristische Praxis über aktuelle Entwicklungen. In der bereits 37. Ausgabe wird die Grundlagenforschung in der Wirtschaft und die notwendige intensivere Verknüpfung von Forschung und wirtschaftlicher Praxis thematisiert. Dieses viermal jährlich erscheinende Magazin trägt dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche weiter auszubauen. Ein Pflichtlektüre für touristisches Know-how.
Danke für deinen Beitrag, Thomas!
Meine ganz persönlichen Gedanken zur Zukunft unserer angewandten Tourismusforschung sind:
1️⃣ Das Thema der Klimawandelanpassung im weiteren Sinn wird noch an Bedeutung gewinnen — und zwar weit über Fragen der Schneesicherheit am Berg oder der relativen Kühle in der Stadt hinaus. Da geht es beispielsweise um (a) notwendige Anpassungen der Infrastruktur aufgrund von Extremwetterereignissen, (b) digital unterstützte Besucherstromlenkung bei stark erhöhter Nachfrage von kühleren Lagen oder (c) Nachwuchsförderung für den Schneesport in weitgehend schneelosen Ballungszentren. Bei solchen Fragen ist aus meiner Sicht interdisziplinäre Zusammenarbeit (so wie das z.B. in Innsbruck rund um Mike Peters seit vielen Jahren praktiziert wird) unerlässlich.
2️⃣ Die erwünschte praxisnahe, experimentelle Forschung in „Living Labs“ gilt es beispielsweise durch Interreg Alpine Space-Projekte wie ADAPTNOW oder TranStat international vernetzt aufzusetzen — Forschungseinrichtungen, Unternehmen und weitere Organisationen können so zu konkreten Themenstellungen mittel- und längerfristig zusammenarbeiten.
3️⃣ Das Instrument von FFG-geförderten Stiftungsprofessuren ist sehr attraktiv. Beispielsweise wird die vom BMK initiierte Stiftungsprofessur für „Aktive Mobilität in Freizeit und Tourismus“ am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck unter Vorstand Martin Schnitzer eingerichtet. Vielleicht gelingt ja auch eine Stiftungsprofessur zur Klimawandelanpassung und Ökologisierung im Tourismus!?
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