Zukunft Winter: eine Frage der Beschneiung
Im Beitrag „Quo vadis alpiner Tourismus – Zukunft mit und ohne Schnee“ hier auf dem TP-Blog hat Ihr Autor im vergangenen Mai insgesamt neun Zukunftsbilder gezeichnet, zwei davon – jeweils den Jahren ab 2030 zugeordnet – sind so etwas wie des Pudels Kern der klimawandelbedingten Weiterentwicklung von Skigebieten: 4. Strategische Konzentration des „Must-have“-Schneesportangebotes und 5. Besondere Flexibilität beim „Nice-to-have“-Schneesportangebot.
Folgende Annahmen und Gedanken stecken hinter diesen beiden Zukunftsbildern:
1. Risikomanagement: Skigebiete müssen sich auf schneearme Winter und/oder solche mit negativen Wettereignissen wie Starkregen oder Föhnsturm vorbereiten; das „Prinzip Hoffnung“ auf schneereiche Winter reicht nicht aus. Insbesondere gilt es einem Totalausfall des schneesportlichen Angebotes einer Destination/Kleinregion in den Weihnachtsferien vorzubeugen. Andere Outdoor-Aktivitäten wirken komplementär.
2. Kapazitätsmanagement: Wenn die (unbedingt bzw. mit höchster Priorität) zu beschneiende Fläche aus Kostengründen oder zum Risikomanagement reduziert wird, dann bekommt (bei gleichbleibender Nachfrage) das Kapazitätsmanagement besondere Bedeutung; digital unterstützte Besucherstromlenkung kann beispielsweise helfen, Engpässe am Ende der täglichen Betriebszeit zu vermeiden.
3. Solidarischer Ausgleich: Bestehende Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe sowie Sport- und Freizeitinfrastruktur auch und gerade abseits des Skigebietes bzw. des „Must-have“-Schneesportangebotes sollen durch Mobilitätslösungen angebunden werden. Um diese zu finanzieren, ist ein „solidarischer Ausgleich“ unter allen Betrieben sicher hilfreich, sodass die Bettenkapazität zum Vorteil aller möglichst hochgehalten werden kann.
4. Angebot: Christoph Schuck, Politikwissenschafter an der TU Dortmund, hat das Schicksal der Skigebiete in der Schweiz untersucht; dort haben von 545 Skigebieten bisher 231 (vor allem sogenannte Tallifte) ihren Betrieb eingestellt (Interview dazu in der NZZ). Ein ähnliches „Lost Ski Areas Project“ (LSAP) gibt es für Österreich bisher nicht. Besonders interessant wäre auf der Angebotsseite die verfügbaren historischen Daten von bergfex GmbH und INTERMAPS GmbH auszuwerten, allenfalls auch mit der realisierten Nachfrage (Skier Days) zu verschneiden.
5. Nachfrage: Auf der Nachfrageseite verfügen wir über die seitens des Fachverbandes Seilbahnen bei MANOVA GmbH beauftragten Studien (aktuelle Pressemitteilung hier). So wissen wir seit langem, dass aufgrund des demografischen Wandels unsere (älteren) Gäste einige Wintersaisonen länger aktiv bleiben müssten, um dünnere junge Jahrgänge zu kompensieren. Robert Steiger, vom Institut für Finanzwissenschaft der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, hat bereits zur vom Klimawandel beeinflussten Saisonalität publiziert: „Seasonality matters: simulating the impacts of climate change on winter tourism demand“. Auch die Daten von Skigebieten mit Dynamic Pricing bzw. hohem Onlineanteil könnten aufschlussreich sein.
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