Wow, what a change!
Wir gehen in ein neues Jahrzehnt. Da lohnt es sich doch einen Blick zurück zu werfen. Vor 25 Jahren erzielte Österreich bereits 113 Mio. Nächtigungen, heute sind es 125 Mio. Auf den ersten Blick sieht das nicht nach rasanter Veränderung aus, aber wenn man genauer hinsieht ist über weite Strecken kein Stein mehr auf dem anderen geblieben.
Die massivste Veränderung ging wohl vom Medium Internet aus. Vor 25 Jahren waren Web 2.0, Ipod, Blog, Facebook, Xing sowie Twitter & Co völlig unbekannte Kürzel. Heute sind sie in unser Leben eingedrungen. Etwa 65 % der Anfragen in der Hotellerie kommt derzeit via Internet und dessen Nutzung nimmt nach wie vor zu. Neben dem Verkauf von Büchern ist der Tourismus jene Branche, die das Internet im zweitstärksten nutzt und weltweit sollen sogar 45 % des B2B-Umsatzes touristisch motiviert sein.
Ein weiterer wesentlicher Veränderungsschub kam durch die Verbilligung der Flugreisen, die sowohl Fernreisedestinationen als neue Konkurrenz entstehen ließen, daneben auch die Reisehäufigkeit erhöhten und kurze Städtereisen attraktiver machten. Städtetrips wurden vor zwanzig Jahren monatelang im Voraus gebucht, sind heute dagegen ein beliebtes Programm fürs verlängerte Wochenende. Davon hat auch Wien profitiert. Flüge wurden immer billiger und die Gäste immer internationaler. Das Auftreten von Billigflugangeboten hat die Konsolidierung in der Luftfahrtbranche nicht nur in Europa angefacht und zu heftigen Turbulenzen geführt, die im heurigen Jahr fast das Aus für die AUA bedeutet hätten.
In der heimischen Hotellerie hat der Winter mittlerweile dem Sommer die Show gestohlen und die Regionen mit dem höchsten wirtschaftlichen Erfolg verdienen das Geld in der Wintersaison. Demgegenüber fällt die Sommersaison vor allem in Kärnten und im Salzkammergut immer weiter zurück und wird sich schon deshalb kaum erholen, weil auch nur ein verschwindend geringer Teil der Investitionen im heimischen Tourismus zu deren Stärkung eingesetzt wird.
Entgegen den Befürchtungen hat sich die Hotellerie als recht krisenresistent erwiesen, konnte bei der Eigenkapitalausstattung erstaunlich aufholen und hat sowohl im Hinblick auf die angebotene Qualität als auch die Betriebsgröße Verbesserungen erreicht. Der Nachteil der kleinen Einheiten konnte mit Hilfe von Kooperationen, die heute mehr als 50 % der gewerblichen Betten umfassen, zumindest teilweise kompensiert werden.
Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft, die in den Nachkriegsjahren von Improvisation und Learning-by-Doing geprägt war, hat sich gewandelt, ist professioneller geworden und hat auch die gegenwärtige Wirtschaftskrise, die viele Unternehmen in Schwierigkeiten brachte, recht gut überstanden. Tourismus ist eine Dienstleistungsbranche. Charme und Gastfreundschaft muss mit Professionalität und Servicekultur einhergehen. Das wird – allen Veränderungen zum Trotz – auch dann noch Gültigkeit haben, wenn längst die Dotcom-Zeit angebrochen ist.
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