Transformation (im) Tourismus: Tourism For Future
Etwas zu meiner Backstory: Ich bin von meiner Ausbildung her Naturwissenschaftler. Als solcher bin ich es gewohnt, den Dingen auf den Grund zu gehen und die gewonnenen Erkenntnisse anderen Menschen zu Verfügung zu stellen. Solche Menschen braucht man! Ohne sie gäbe es kein Penicillin, keine Molekularbiologie, kein Internet usw.
Ich bin aber auch Erlebniswissenschaftler und -designer. Als solcher ersinne und mache ich aus meiner Gabe, den Dingen auf den Grund zu gehen, Anwendungen, die allen nutzen.
Beides zusammen ergibt nun eine Kombination, die nicht immer gleich auf Gegenliebe stößt. Das ist in der Wissenschaft so. Das ist im täglichen Leben so. Manchmal sind solche Menschen richtig lästig, weil sie ihre Finger immer auf die Stellen legen, die am meisten schmerzen. Aber nur so finden wir die Mittel, die den Schmerz besiegen helfen.
Wer zu diesen Menschen zählt, darf keine Mimose sein. Soviel zu meiner charakterlichen Eigenschaft. Dazu zählt auch, nicht loszulassen. Ich entschuldige mich vorsorglich bei allen, die sich auf die Zehen getreten fühlen. Und verspreche: Ich mache weiter, versuche mich aber, was meine Stacheligkeit betrifft, zu bessern 😉
Chance auf Zukunft
Ich sehe den Plan T potentiell als Riesenchance. In den Zukunftswerkstätten war eine Aufbruchsstimmung spürbar. Es trafen Akteur/innen aufeinander mit dem Willen, gemeinsam die Probleme anzugehen.
Das braucht nun Menschen, die diese kollektive Intelligenz gestalten helfen – sagt die Stimme des Gestalters in mir. Zugleich braucht es Menschen, die ihre Finger auf jene Stellen legen, die verbessert werden müssen – spricht nun der Wissenschaftler in mir.
Beides zusammen wird, wenn wir dabei kooperieren, erfolgreich sein. Die Chancen für einen zukunftstauglichen österreichischen Tourismus liegen gut. Wir müssen sie nutzen, mit einer enkeltauglichen Zukunft fest im Blick. Deshalb zuletzt meine Forderung nach Überarbeitung des Indikatorensystems. Damit wahr wird, was die Jugendlichen jeden Freitag von uns Erwachsenen einfordern: Tourism-for-Future!
Ich lege jetzt noch Eines drauf
Stichwort: Erlebniswirtschaft. Wurde erstmals knapp vor der Jahrtausendwende von zwei Wissenschaftlern von der Bostoner Harvard Business School beschrieben. Ihr Befund: Dass wir uns weltweit im Übergang von der Service- zur Erlebnisökonomie befinden.
Das birgt Riesenchancen auch oder gerade für den österreichischen Tourismus und eine enkeltaugliche Zukunft! Every Business a Stage ist der Schlachtruf dieses Wandels. Dessen Voraussetzung: Die gezielte Anwendung erlebniswissenschaftlicher und –dramaturgischer Erkenntnisse in der Praxis.
Damit lassen sich mehrere Fliegen auf einen Schlag treffen:
- Qualität statt Quantität: löst das Overtourism-Problem. Gäste werden bereit sein für qualitätsvolle Erlebnisinszenierungen mehr zu zahlen. So können die Einnahmen auch bei limitierten Gästezahlen steigen. Klassischer Fall von Entkoppelung.
- Ökologische Aufgabe: Inszenierung von regionalen Erlebnissen mit kleinem Fußabdruck, die Lust auf einen enkeltauglichen Lebensstil machen.
- Wertschätzungsaufgabe: Lernprozesse, emotional-narrativ strukturiert.
- Kooperationsaufgabe: Lernprozesse, wiederum emotional-narrativ strukturiert.
- Digitalisierung als Aufgabe: ein inszenierter Lernprozess, der Menschen befeuert und befähigt.
Das war doch mal ein positiver Artikel vom Stachelautor 😉
Oder?
Lieber Gerhard, danke Dir für dieses positive round-up und die sehr gute Zusammenfassung nach dem ersten Artikel. Ich bin ganz Deiner Meinung das Kritik wichtig ist weil man damit die Vision konkreter macht. Aber sie sollte die Idee unterstützen und sie nicht im Keim ersticken. Und genau das hast Du mit diesem Beitrag gemacht und das finde ich ganz toll.
Liebe Gabriele
danke für Dein schönes Feedback!
Ja, es geht darum, dass wir das, was glücklicherweise begonnen wurde, mit all unseren Kräften und unserem Können positiv unterstützen und weitertragen. Damit wir gemeinsam unseren Traum von einem enkeltauglichen österreichischen Tourismus wahr machen!
Danke Gerald für deine „unstacheligen“ Worte. Ja, der PlanT ist ein erster Schritt, ein Experiment neues Denken sichtbar und zuzulassen. Persönlich hatte ich den Eindruck, dass sich manche mit Meinungen anderer grundsätzlich schwer tun, nur mit Vorbehalten anderes Denken zuzulassen. Dabei ging es doch erstmal „nur“ um Diskussion und nicht um Zieldurchsetzung.
In diesem Sinne über Transformation nachzudenken ist bereichernd. Teilhabe, Netzwerke, gemeinsame Schnittmengen finden, ist Teil solcher Prozesse. Demgegenüber stehen Dogmatisierung, Definitionen von „richtig“ und „falsch“, egal welche Ziele verfolgt werden. Was sich künftig als Erfolg weisen wird, läßt sich erst in der Zukunft erkennen. Was wir heute tun können ist uns die Zukunft nicht zu verbauen, indem wir uns selbst einschränken, Scheuklappen anlegen, Meinungen anderer als Unsinn abtun, weil wir darin keinen Vorteil sehen eigene Ziele zu erreichen.
Zu wünschen bleibt, dass es nicht bei einem ersten Schritt bleibt. Gerade eine tragfähige Balance zwischen Zukunft und marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, wird wohl zum Kraftakt werden. Solange Kapital lediglich auf Basis von GOP, Auslastung, Revenue von Banken zur Verfügung gestellt wird, während attraktive Arbeitswelten, nachhaltiger Umgang mit Umwelt und Investment in die Zukunft unserer Jugend bei Kaptalgebern lediglich wohlwollendes Nicken hervorruft, fürchte ich, dass Transformation wiederum nur von Idealisten vorangetrieben wird. Was mich aber nicht davon abhält an diese zu glauben und aktiv voranzutreiben.
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