Transformation (im) Tourismus: Digitalisierung als Quantensprung
Wir hätten viel mehr von Internet, den digitalen Medien und Technologien, wenn wir sie richtig einsetzen und nutzen würden. Als Mittel statt als Selbstzweck. Dazu müssen wir lernen, Digitalisierung als Werkzeug wahrzunehmen und dessen Stärken gezielt zu nutzen. Ein Hammer ist dazu da, um Nägel einzuschlagen.
Wofür ist Digitalisierung gut?
Zum Beispiel für das Schaffen von Identität durch Vielfalt. Ich erinnere mich an einen großartigen TP-Artikel, der im Netz viel Resonanz ausgelöst hat. Dessen Kernidee: Schaffen einer gemeinsamen Plattform für alle Domains der österreichischen Tourismusorganisationen. Wäre ein Quantensprung im Handling. Zugleich ein Bild, das mehr sagt als tausend Worte. Bitte umsetzen! Bin sofort dabei!
Oder: Internet und digitale Applikationen sind ideal für partizipative Prozesse. Kooperation wird dadurch enorm erleichtert. Menschen sind zum Mitmachen geboren! Aber auch das Üben gegenseitiger Wertschätzung. Oder das gemeinsame Entwickeln von Angeboten mit kleinem Fußabdruck … Ich bitte den / die Leser/in weitere Beispiele hinzuzufügen.
Worum es im Kern geht
Der Tourismus vermarktet reales Erleben. Digitale Medien vermitteln virtuelles Erleben. Jetzt gilt es, beides gekonnt zu verbinden. Und zwar so, dass sich reales und virtuelles Erleben gegenseitig befeuern. Ohne sich in die Quere zu kommen oder zu behindern. Es geht nicht darum, dass virtuelles Erleben an die Stelle realen Erlebens tritt. Wäre das der Fall, bräuchte es bald keine touristischen Angebote mehr, weil jeder nur mehr mit der virtuellen Brille vor den Augen reisen würde.
Aber versuchen Sie einmal mit Ihren Freunde/innen virtuell im Wörthersee zu baden! Ein Kopfsprung vom Steg gefällig? Oder virtuell auf einen Baum zu klettern. Oder auf einer blühenden Blumenwiese hinterm Hotel vor lauter Glücksgefühl Purzelbäume zu schlagen. Oder barfuß auf Entdeckungsreise durch den Gebirgsbach, dabei Steine umzudrehen und zu schauen, was oder wer sich darunter verbirgt. Habe ich als Kind, gemeinsam mit den Eltern oft und mit beglückender Ausdauer gemacht!
Wird Ihnen alles nicht gelingen! Geht nicht! Weil die virtuelle Realität nur ein halbes Vergnügen liefert. Es bedient nur die Sinne, aber nicht den ganzen Körper. Dazu braucht es das reale Erleben, sonst ist es nicht vollkommen.
Reales und virtuelles Erleben gekonnt verbinden – wäre ein touristischer Meilenstein! Dieser sei kurz an einem zukunftsträchtigen Thema illustriert:
Von der Customer Journey zum Seamless Experience
Seamless bedeutet nahtlos, ohne Unterbrechung. Man stelle sich ein packendes Erlebnis vor, das nicht mehr endet, sondern sich in immer weiteren Variationen erneuert. Wie das möglich ist?
Jede Reise beginnt im Kopf, bevor sie real angetreten wird. Bevor der Gast in den Urlaub aufbricht, reist er schon in seiner Fantasie dorthin. Am Ende des Urlaubs geschieht ähnliches. Das Erlebnis wirkt in der Fantasie nach und hält dieselbe noch lange nach der Abreise gefangen.
Packt man es umsichtig an, verbinden sich Fantasie und reales Erleben in gegenseitiger Befeuerung zu einer unendlichen Geschichte. Der Gegenstand des realen Erlebens: die Angebote der Region, dramaturgisch verbunden, wie bereits einmal skizziert.
Das Werkzeug für die Fantasie: digitale Applikationen, die das reale Erleben virtuell weiterführen. Sie geben der Fantasie Nahrung und den Gästen die koordinative Möglichkeit, dabei selbst Regie zu führen. Und die Gastgeber mischen als Autoren des Gästeerlebens kräftig mit. Bis das reale Erleben wieder übernimmt.
Zukunftsmusik? Nein! Kann schon morgen gelebte Gegenwart sein.
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