Tourism for Future: Was müssen wir anders tun?
Konkret: was müssen wir als Touristiker/innen anders tun angesichts der weltweiten Schieflage? Unsere Aufgabe: gemeinsam mit anderen die menschgemachte Degradation des Planeten Erde stoppen. Die zunehmende Erderwärmung. Die zunehmende Zerstörung der Ökosysteme. Jeder einzelne muß dazu beitragen. Es ist ein Gebot der Stunde. Wir müssen daher jede Maßnahme ab sofort darauf überprüfen, ob sie die Degradation zumindest stoppt. Noch viel besser wäre, unsere Maßnahmen lassen den Planeten wieder gesunden! Man bemerke die implizite Wertung!
Mit unseren Maßnahmen gestalten wir Touristiker/innen die Bühne für das Erleben der Gäste. Damit tragen wir entscheidend zu deren Fußabdruck bei. Egal, wie man den Plan T nun beurteilen möchte – er markiert mit seinem übergeordneten Ziel, dass Österreich zur nachhaltigste Destination der Welt wird, einen Umkehrpunkt. Allein deswegen ist er zu begrüßen.
Was müssen wir für diesen Umkehrpunkt tun? Jede/r von uns?
Ich greife eine zentrale Aufgabe heraus: die Perspektive ändern
Wir müssen das Erleben der Gäste ganzheitlich betrachten. Das Urlaubserlebnis setzt sich aus vielen einzelnen Erfahrungen zusammen. Es beginnt mit der Fahrt zum Urlaubsort. Ob mit Bahn, Auto oder Flugzeug macht aus der Sicht der planetaren Gesundung bekanntlich einen großen Unterschied. Das Erlebnis setzt sich am Urlaubsort fort: Frühstück, Seilbahnfahrt am Vormittag, Mittagessen, Museumsbesuch oder Seebad am Nachmittag usw. Jede einzelne Erfahrung von der An- bis zur Abreise beeinflusst den Zustand des Planeten.
Es genügt nicht, nur einzelne Faktoren des touristischen Erlebens zu beurteilen. Zum Beispiel die Fortbewegung am Urlaubsort. Elektro statt Benziner! Wir wissen heute, dass diese Vereinzelung oft das Gegenteil zur Folge hat. Stichwort „Rebound-Effekte“. Deshalb ist es unerlässlich, stets das Ganze im Blick zu haben. Nur so können wir die Wirksamkeit unserer Maßnahmen beurteilen.
Warum der Blick aufs Ganze die richtige Richtung ist
Weil dieser mehrere Fliegen mit einem Schlag trifft: die Kooperation regionaler Mitbewerber/innen, damit die Region geeint wie ein Theaterensemble auftritt. Mit einem einheitlichen Angebot, vom Gast als trendige Marke wahrgenommen. Dieser nimmt ja das Urlaubs-Erlebnis als Ganzes wahr. Die einzelnen Erfahrungen gehen darin auf wie die einzelnen Szenen eines Filmerlebnisses.
Zweitens: Kooperieren fördert das Üben von gegenseitiger Wertschätzung. Nistet es sich im Verhalten ein, spüren es auch die Mitarbeiter/innen in den Betrieben und profitieren davon.
Drittens: Wir befinden uns am Übergang von der Service- zur Erlebniswirtschaft. Ist speziell für den Tourismus wichtig! Damit rückt das Inszenieren als Handwerk in den Mittelpunkt touristischer Planungen. Das Inszenieren des Gästeurlaubs als Gesamtkunstwerk! M.a.W., die Erlebniswirtschaft kommt gerade zur rechten Zeit: als Werkzeug für Gesamterlebnisse in Richtung planetare Gesundung. Inklusive begeisternde An- und Abreise mit der Bahn, die zum Erlebnis dazugehören. Man fährt enkeltauglich Bahn, nicht weil man muß, sondern weil es begeistert. Mehr als Flieger und Auto. Weiß schon, das Angebot dafür müssen wir erst entwickeln und erfinden.
Eine Prise Selbstkritik mit Augenzwinkern
Ich blogge regelmäßig. Einige haben sich hinterrücks deshalb beschwert. Schade, dass sich diese Stimmen nicht an einer Diskussion beteiligen. Wäre wunderbar! Deswegen schreibe ich ja eifrig. Weil ich zu einem Diskurs ermuntern möchte. Den wir dringend brauchen. Mit möglichst vielen, unterschiedlichen Stimmen und Ansichten. Nur so kann Neues entstehen! Im Übrigen: Ich würde mich viel weniger zu Wort melden, wenn mir das schon gelungen wäre 😉
Ein Gedanke noch am Ende
Ich werbe für den kulturellen Wandel. Dahinter steht ein komplexer Prozess des Umlernens, der nicht unterschätzt werden darf, sondern voraussichtsvoll geplant! Womit ich wieder beim Plan T bin. Plan … planen … Wandel planen statt unterschätzen! Und dann tun. Auf zum ersten Showcase!
Begeisterndes Erlebnis?
Von Günther Greul
Abgesehen von der Freage, wie „nachhaltiger Tourismus“ in der Realität ausschauen könnte, überlege ich, wie eine Urlaubsreise von Retz nach Bad Tölz mit zwei Kindern und vier Koffern mit der Bahn zu einem „begeisternden Erlebnis“ gemacht werden könnte. Meine Mutter hatte für solche Erlebnisse ein Sprichwort: „Ich red‘ mir ein, es geht mir gut“. Oder brauche ich einen Erlebniswissenschaftler, der mir das einredet?
Lieber Günther Greul,
danke für Ihre kritischen Anmerkungen. So soll es sein 😉
Ich gebe Ihnen Recht, wir haben kein Bild von einem nachhaltigen Tourismus. Wir können dieses Bild aber schaffen. Intelligent und kreativ genug wären wir. Das Schaffen sollte am besten gemeinsam geschehen. Dann setzen wir das Bild vielleicht auch um, weil wir dann ja darin enthalten sind. Methoden dazu wären vorhanden. Erläutere ich gerne bei Interesse näher.
Zur Bahnfahrt der vierköpfigen Familie mit vier Koffern von Retz nach Bad Tölz: Auch da gebe ich Ihnen Recht. So eine Reise ist derzeit vielleicht nicht so erquicklich. Aber muß es deswegen so bleiben? Unsere Aufgabe ist es doch, den Tourismus in der Erlebniswirtschaft ankommen zu lassen. Dessen Motto prangt als Untertitel auf der Bibel der „Experience Economy“ von Pine & Gilmore, 1999: „Every Business a Stage“. Dazu gehört auch die Bahn. Ist auch eine „Stage“, eine potentielle Erlebnisbühne. Klar, müssen wir erst gemeinsam mit den Expert/innen von der Bahn als Bühne entwickeln. Halte ich für durchaus machbar. Inklusive Nutzung digitaler Werkzeug-Hilfe. Erläutere ich Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch, wenn Sie das wünschen.
Zu Ihrer letzten Bemerkung: Die Aufgabe der Wissenschaft besteht nicht darin, Menschen etwas „einzureden“. Wissenschaft erklärt und ordnet. So bietet sie dem Menschen Hilfestellung, sich besser im Leben zurechtzufinden und seine Aufgaben geordnet anzugehen. Ein Beispiel: Sie haben wiederkehrendes Bauchgrimmen und gehen zum Arzt. Der tastet Sie fachkundig ab und achtet dabei auf Ihre Reaktionen. Seine Diagnose: Könnte vom Blinddarm her kommen. Warum weiss er das? Unter anderem, weil ihm die Anatomie als Wissenschaft vom menschlichen Körper ein geordnetes Bild desselben zur Hand gibt. Ähnlich ist es mit der Erlebniswissenschaft. Sie hilft bei einem geordneten Vorgehen, wo es um die Gestaltung von z.B. Urlaubserlebnissen geht. Warum sollte diese Hilfe nicht angenommen werden?
Vielleicht sollten wir uns einmal näher austauschen. Interesse? Würde mich sehr freuen.
Herzliche Grüße, Gerhard Frank
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