15. Juni 2020 | 15:35 | Kategorie:
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Tourism 4 Future: Die Kunst des Andersseins

Morgen bin ich ein anderer als heute. Wie geht das?

Der Mensch, das Wiederholungstier

Die meisten Menschen verbringen ihren Alltag mit Wiederholungen. Aufstehen, Frühstücken, in die Arbeit fahren, usf. Es sind mehr oder weniger immer dieselben Handlungen, die wir dabei ausführen. Klar gibt es Unterschiede, die sich individuellen Vorlieben verdanken. Der eine trinkt Kaffee zum Frühstück. Die andere Tee. Und der dritte beginnt gleich mit einem Glas Bier den Tag. Aber schauen wir auf die letzten Tage zurück, dann sehen wir, dass wir eigentlich immer dasselbe tun. Wir wiederholen Handlungen, während der Tag an uns vorüberzieht.

Ähnliches gilt auch fürs Urlauben

Die Menschen suchen, was sie bereits kennen. Die Hängematte am Palmenstrand. Mal hängt sie in der Karibik. Mal am Strand eines maledivischen Atolls. Mal zwischen zwei Linden an einem österreichischen See. Oder die urige Taverne mit Blick aufs Meer. Mal treibt mich dieses innere Wunschbild nach Korfu. Mal nach Palma. Mal in ein kleines Fischerdorf an der Pazifikküste. Mal in ein pittoreskes Beisl am Meer der Wiener, dem Neusiedler See. Oder das Eintauchen in einen orientalischen Markt mit seinen exotischen Gerüchen und Klängen, seiner Farbvielfalt und seinem betörend hypnotischen Stimmengwirr. Oder …. Liebe LeserInnen, bitte setzen Sie diese Liste nach Belieben fort.

Das sind die Bilder im Kopf, die unsere Urlaubsentscheidungen leiten. Und selbst wenn wir vermeintlich neue Abenteuer suchen, laufen wir dabei den alten Bildern im Kopf nach. Denn wir tun, wovon wir mit offenen Augen träumen. Und solange wir nicht von anderem träumen als bisher, tun wir auch nichts anderes.

Und jetzt müssen wir umlernen

Das bedeutet etwas zu suchen, was wir noch gar nicht kennen. Menschen tun sich schwer damit, Dinge zu tun, die sie sich nicht vorstellen können. Denn für das Neue gibt es noch kein Muster in unserer Vorstellung, das als Vorbild für die Realität herhalten könnte. Es gibt aber auch kein Vorbild im Tun. Denn das wäre ja ein Widerspruch in sich, wenn schon etwas da wäre, was man doch erst schaffen muss.

Anders Urlauben setzt neue Bilder im Kopf voraus

Bilder, die ein anderes Verhalten bewirken. Aber woher kommen diese Bilder? Wie entstehen die? Die Antwort mag paradox erscheinen: Sie entstehen im Tun. Vereinfacht ausgedrückt: Ein Bild ist das, was vom Tun übrigbleibt, wenn es sich dabei mit einem starken positiven Gefühl verbunden hat. Letzteres sorgt für stete Wiederholung im Kopf. Schließlich treibt es uns zum realen Wiedererleben der bildgebenden Erfahrung. Weil wir Menschen stets unseren Gefühlen folgen. Sie sind die Piloten unseres Verhaltens.

Damit lässt sich unsere Aufgabe klar umreißen: Bewusst Erlebnishandlungen ermöglichen, die tatsächlich Neues schaffen und sich dabei mit guten Gefühlen verbinden. Dass solche transformativen Erfahrungen grundsätzlich möglich sind, weiß ich aus meiner langen beruflichen Erfahrung. Mehr als 30 Jahre erlebnisdramaturgische Praxis sind der Beweis dafür.

Wo sonst, wenn nicht im Tourismus stehen die Chancen für diese Aufgabe am günstigsten?

Ich arbeite gerade mit Gleichgesinnten an einem Bausteinsystem für transformativen Erfahrungen im Tourismus. Das Motto: Kleiner Fußabdruck, große Gefühle!

Das Leben in einer unsinnigen Zukunft, die längst zur wahnsinnigen Normalität geworden ist, wird nur immer weitergeschleppt, weil es bequem ist, weil sie nun einmal da ist und weil es an Fantasie fehlt, sich etwas Besseres vorzustellen.

Wie wahr! Ich gebe dem Historiker Philipp Blom recht, aus dessen neuestem Buch das Zitat stammt (Seite 120). Doch bietet sich zugleich ein rettender Ausweg an: Wir müssen an die Quelle der Fantasie. Und das ist das reale Erleben als Ort, an dem spielerisch neue Bilder im Kopf entstehen. Bilder, die sich mit guten Gefühlen aufladen, auf dass sie sich im alltäglichen Tun der Menschen entfalten und diesen klimafreundlich verändern mögen.

Freizeit und Tourismus liefern dafür ideale Ausgangsbedingungen.

18. Juni 2020, 12:44

Besten Dank für das Erinnern an die Bedeutung nachhaltig haftender Urlaubsbilder in Kopf und Körper!

Und für die Rezeptur, die wir als Touristiker als Wegbereitung für die Gäste anmischen können, dürfen, sollten. Damit die Menschen mit ihren eigenen Vorlieben und Hintergründen, all ihren Präferenzen als facettenreiche Persönlichkeiten unsere Rohwaren weiterschreiben … in 3D, live und in Farbe. Und genau: klimasensibel bis -neutral mit mental-emotionalen Streu-Effekten bis in den gar nicht so unantastbaren Alltag!

In einem aktuellen Projekt im Salzburger Land machen wir genau dieses:
ein in Teil-Etappen alt-bekannter Wanderweg mit richtig unbequemen Höhenmetern, bei Schlechtwetter stellenweisen Matsch-Ekstasen, dazu am „Gipfel“ ein liebevoll gestaltetes, jedoch durch den steilen Wurzellauf eher den Hoch-Motivierten vorbehaltenes Waldbade-Areal wird durch eine lebendige Titel-Geschichte … lebendig. Hat plötzlich direkt mit dem Menschen zu tun. Wird „seins“. Geht an´s Herzl. Regt an zum Miteinander und was es noch alles braucht für eine zukünftig lebensfähige und dazu lebensWERTE Gesellschaft.

Das Prinzip vom Wirkungsdreieck beinhaltet immer Ort/Produkt und die Handlung UND – jetzt kommt es: den Gedanken! Wer das versteht zu gestalten, setzt mehr Akzente als nur Glitzer-Brillis auf einem schon älteren Nagellack.

Lasst uns in diesem Sinne die Zukunft für und gemeinsam mit aufgeweckten Gästen gestalten!

#naturdenkerin

18. Juni 2020, 22:01

Urlaub soll Ruhe und Zeit geben, zur Natur – auch seiner eigenen – Bezug zu finden. Wenn in der Anstrengung die frische Luft tief in die Lungen bis in alle Zellen strömt, wenn der Fuß den Almboden küsst, wenn der Bergsee alles zusammenziehen läßt und anschliessend alles wieder warm zurück strömt. Wenn die Quelle aus dem Berg bricht und zum nährenden Strom wird und der Sonnenuntergang eine gute Nacht verspricht. Wenn wir dem Gast das nicht nur bieten, sondern aktiv wählen lassen mit zarten Impulsen oder starken Erlebnissen, unserer Kultur, dann bleibt das. Ich glaube, das meint Dr. Frank?

Es bleibt nicht nur ein Bild, sondern eine Einstellung, Entscheidungshilfe, starke Gefühle. Österreich im Herzen Europas als Herz einer nachhaltigen Revolution, die eine Revolution der Herzen ist?

Hat sie nicht schon begonnen, ist im tiefen Gespräch nicht fast jeder dafür ansprechbar, hat Corona die Sehnsucht verstärkt…?

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