3. April 2012 | 18:44 | Kategorie:
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Schitouren – die Nische wächst

Dass „Schitouren Gehen“ sich ständig wachsender Beliebtheit erfreut, ist seit mehreren Jahren zu beobachten. Die touristische Bedeutung, die den Wanderern und Bergsteigern mit den fellbespannten „Brettl’n“ inzwischen zukommt, ist in zahlreichen Regionen offenkundig, wenn auch Manchem nicht so richtig bewusst.

Gleichmäßiges Gehen, gemächlich, ruhig. In der Natur, abseits vom Trubel. Mit Partner, mit Freunden, in der Gruppe. Gespräche. Gemeinsame Entscheidungen über den Weg, Anstrengung beim Aufstieg, Rast am Gipfel, Spaß bei der Abfahrt, dann wohltuende Müdigkeit und das Gefühl, gemeinsam etwas erreicht zu haben. So passt der Tourensport punktgenau zu den neuen Werten: Luxus der Langsamkeit, Ursprünglichkeit, Nähe zur Natur, soziale Erlebnisse. Kein Wunder also, dass Schitouren bei Einheimischen und Gästen immer mehr Zuspruch erfahren.

Für eine Reihe von Orten wie St. Antönien in Graubünden, Vent im Ötztal oder Kals am Großglockner ist das Schitouren Gehen oder Schibergsteigen schon lange ein Faktor im Angebotsportfolio. Spezialisierte Unterkünfte sprechen diese Zielgruppe an und offerieren geeignete Serviceleistungen, zumindest aber Tourentipps sowie aktuelle Wetter-, Lawinen- und sonstige Auskünfte. Oder es sind Berggasthöfe und Schutzhütten die im Winter mit Schitourengehern erstaunliche Ergebnisse erzielen.

Die Zielgruppen

Wer sind nun diese Gäste? Meinen Beobachtungen zufolge sind jedenfalls zwei Gruppen zu unterscheiden: Zum einen ist da der Tourengeher mit hoher Affinität zum verschneiten Berg, bei dem das Tourengehen die Hauptmotivation für die Urlaubszielwahl darstellt. Daneben sind immer mehr Gäste anzutreffen, die Schitouren als eine Aktivität, als ein Angebot unter mehreren wahrnehmen. Sie kombinieren diese mit anderen Schneesportaktivitäten wie Langlaufen oder Pistenschilauf. Langläufer gehen gerne einmal auf eine geführte Schitour mit und auch passionierte Pistenschiläufer wollen einmal etwas Neues ausprobieren.

Überhaupt ist der Trend zur Mehrfachaktivität im Schneesport offenkundig: Das kommt auch bei der Entscheidung für den Schipass zum Ausdruck, wo Wahlkarten wie „5 in 7“ oder der gezielte Kauf einzelner Tageskarten im Urlaub an Beliebtheit gewinnen. Parallel dazu ist spürbar, dass selbst bei jenen, die während ihres ganzen Urlaubs auf Alpinschiern stehen, das Vorhandensein ansprechender, sanfter Winterangebote die Buchungsentscheidung mit beeinflusst. Multioptionalität ist ein Faktum und wird in Zukunft wohl noch wichtiger. Zu beobachten ist auch, dass durch sanfte Schneesportaktivitäten wie die Schitouren auch passionierte Sommergäste auf den Geschmack des Winterurlaubs kommen.

Chancen und Risiken

Ob es sich für Destinationen mit geeigneten Naturräumen lohnt, mit der Bewerbung der Schitouren in die Breite zu gehen? Da sind zumindest zwei Aspekte zu beachten: Zum einen sprechen mehrere Gründe (z.B. Stellenwert des Pistenschilaufs, alpine Gefahren) dafür, dass Schitourengehen eine Nische bleiben wird. Dort aber, wo sich Orte auf Schitouren spezialisieren, können Beherbergung, Gastronomie, Sportartikelhandel, Berg- und Schiführer, etc. schöne wirtschaftliche Erfolge nachweisen.

Zum anderen sind mit dem Schitourenlauf auch Probleme und Gefahren verbunden, vor allem dann, wenn die Entwicklung keiner oder nur einer unzureichenden Steuerung unterliegt. Zu den Problemen gehören z.B. die Störung des Wildes oder die Schädigung des Waldes. Die Hauptproblematik liegt jedoch in den häufig unterschätzten alpinen Gefahren, was einer uneingeschränkten Bewerbung Grenzen setzt. Dem lässt sich jedoch ein Stück weit entgegenwirken. Den Problemen z.B. mit der Einrichtung von Schutzzonen und ihrer Dokumentation auf Tourenkarten, oder durch die infrastrukturelle Ausstattung von Startpunkten (Parkplätze, Informationstafeln, etc.). Und die speziellen Schulungs- und Sicherheitscamps, in denen der Umgang mit alpinen Gefahren erlernt wird, kann für Schutzhütten, Berggasthöfe sowie Berg- und Schiführer ein zusätzliches Geschäftsfeld erschließen.

4. April 2012, 16:32

Es ist ja mehr als erfreulich, wenn der alpine Skilauf um einige weitere Winteraktivitäten erweitert wird. Viel besser als eine Monokultur des Skifahrens sind doch langfristig eine breite Vielfalt des Angebotes, wo nicht nur die gefahrenen Höhenmeter, hochalpines Alkoholvernichten und Hütten in der Größe eines Austria Centers eine Rolle spielen.

Viele kleine, feine Urlaubsnischen, die allerdings nicht dem Zufall überlassen werden dürfen. Alpine Gefahren, bewirtschaftete Hütten, Naturschutz verlangen sanfte Regelung und Steuerung.

4. April 2012, 17:51

1) Zielgruppe: Der Wintersportler, der alles durchtestet (Skifahren, Langlaufen, Rodeln, Eislaufen) ist definitiv kein Skitourengeher. Eine Skitour so nebenbei machen, geht nicht.

2) Probleme: Die armen Jäger und das aufgeschäuchte Wild. Das ist eine Mär! Das größte Gefahr/Problem, ist die Lawinengefahr! und die fehlende Ausseinandersetzung damit. Selbst die „harmlosen“ Schneeschuhwanderer müssten eigentlich Lawinenpieps, Schaufel und Sonne mittragen, tun sie es?

5. April 2012, 22:47

Einen Schitour „nebenbei“ zu machen, geht sehr wohl und das Interesse ist steigend. Es gibt in vielen Regionen spezialisierte Anbieter, zudem ist heute auch der Schilehrer ein Schneesportlehrer und damit zunehmend Allrounder. Bei Spezialisten und teilweise sogar im Aktivitätenprogramm von Destinationen finden sich leichte geführte Schitouren. Und im guten Schiverleih bzw. auch bei den Alpinschulen gibt es die komplette Ausrüstung zu leihen. Wer Lust hat, es zu probieren, kann es in den meisten Fällen auch tun.

„Harmlos“ ist eine Definitionssache bzw. bezieht sich wohl nicht auf den Wintersportler, sondern auf das Gelände, in dem er sich bewegt. Auf einem sicheren Winterwander- oder Schneeschuhwanderweg braucht man wohl keine Lawinenausrüstung. Im freien Gelände dagegen gilt die Lawinengefahr für alle – für Schneeschuhwanderer, Tourengeher, Freerider etc. gleichermaßen, weshalb auch die komplette Sicherheitsausrüstung mitzuführen ist, die es ebenfalls in vielen Fällen zu leihen gibt. Hier gilt es aber sicher noch mehr zu sensibilisieren.

6. April 2012, 11:59

Das Tourengehen – oder auch Skibergsteigen mit „modernerem“ Mascherl – ist keineswegs mehr die Spezialsportart für Extremisten und Spezialisten. Vielmehr hat sich dieser Sport in den letzten jahren nicht nur zahlenmäßig und technisch, sondern vor allem auch imagemäßig massiv positiv entwickelt.
Einschränkungen durch mangelndes Know-How und fehlende Angebote vor allem im unteren Segment, durch Verbote beim Pistengehen und durch Populismus bei der Einschätzung von Gefahren sind nur zeitlich begrenzte Bremsen einer voranpreschenden Entwicklung.
In der „ARGE Skitourengehen“ haben sich in Österreich bereits mehrere Firmen und Know-How-Träger zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, das die unverkennbar massive positive Entwicklung zusammenfasst und Tourismusdestinationen bei der Implementierung unterstützt.
Zweifellos wird das Skibergsteigen ein fixer Bestandteil des zukünftigen Wintersport-Portfolios von Tourismus-Destinationen werden. Für die dynamische Entwicklung des Wintertourismus ist für diese Ergänzung sehr wichtig.

6. April 2012, 14:28

Ich muss Herrn Posch zustimmen, dass das Tourengehen eine zunehmend beliebtere Form der Urlaubsaktivitäten darstellen wird bzw. schon darstellt. Destinationen ohne einer potenten Lobby der Bergbahnen und Schiverleiher setzen bereits zunehmend auf diese sanfte Art des Tourismus. Diese werden die Gewinner sein. Ruhe. Raum. Zeit. Das sind die Luxusgüter von heute.
Grundsätzlich ist auch zwischen Freeridern und Schitourengehern zu unterscheiden, da andere Ambitionen in der Nutzung des Naturraumes hier gegeben sind. Auch das Führen einer Gruppe als bezahlte Dienstleistung im freien Schiraum ist nicht einfach so zu genehmigen bzw. gesetzlich auch anders organisiert. Änderungen oder großzügige Auslegung der Gesetze sind und dürfen hier nicht vor der Sicherheit gehen. Die alpinen Gefahren lauern überall – das hat man heuer ja gesehen. Das ist für das Image sicher kontraproduktiv, wenn man Genehmigungen erteilt und Unerfahrene bezahlt die Berge stürmen. Wenn da was passiert hat man die Aufmerksamkeit der Medien sicher auf sich gelenkt. Wie das Floiraniprinzip gelebt wird, zeigt sich besonders in pistennahen Bereichen. Scheinbar sorglos werden gefährliche Hänge befahren oder bei der entsprechenden Schneelage die Wälder gestürmt und das Wild aufgeschreckt, das in schneereichen Wintern sowieso schon gestresst genug ist. Das schürt Konflikte und da muss man ansetzen. Man könnte, wie beim Mountainbiken vorexerziert auch gewisse Bereiche frei geben oder einfach in Schigebieten wieder mehr Schirouten ausweisen, zum Tiefschneefahren und bergauf gehen. Entsagen kann und sollte man sich diesem Thema nicht. Sensibilisieren ist eher richtungsweisend.

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