11. April 2018 | 12:05 | Kategorie:
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Place-Branding durch Events: Das Edelsbacher Tulpenfest

Ein kleines Dorf hat es in den letzten 10 Jahren geschafft, sich als Tulpendorf österreichweit und international einen Namen zu machen. Wie gelingt ein derartiges Vorhaben, das sich als identitätsstiftend und zugleich ökonomisch rentabel erweisen muss?

 

Für den TP-Blog hat Prof. (FH) Dr. James W. Miller den folgenden Beitrag verfasst.

Events werden zunehmend als ein Place-branding Tool verwendet, obwohl nicht alle Versuche in dieser Richtung nachhaltigen Erfolg mit sich bringen.[1] Doch wenn die Rahmenbedingungen passen, kann sich diese Strategie sehr positiv auf eine Destination auswirken. So ist das Narzissenfest untrennbar mit Bad Aussee verbunden, und seine Ausstrahlungskraft fördert das ganze Jahr über hohe Besucherzahlen in dieser Destination. Eine kleine Ortschaft in der Südoststeiermark hat vor mehr als 10 Jahren begonnen, diese Strategie zu verfolgen.

Edelsbach bei Feldbach hat knapp unter 1.400 Einwohnerinnen und Einwohner und eine Reihe von Sehenswürdigkeiten (Weltmaschine, Bienengarten, Brückenbaumuseum, u.a.), aber kaum Beherbergungsmöglichkeiten. Um die Bekanntheit der Gemeinde und Besucherzahlen bei den Sehenswürdigkeiten zu steigern, rief man 2007 das erste und einzige „Tulpenfest“ Österreichs ins Leben. Mittlerweile hat sich das Dorf erfolgreich als Tulpendorf gebrandet. Dazu gehören „Tulpenhoheiten“ als Botschafterinnen und Botschafter und Tulpenprodukte unterschiedlichster Art, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst kreiert und produziert oder promotet werden, wie Tulpenschokolade, Tulpenwein oder der „Tulpenweg“.

Ausschlaggebend für den Erfolg eines Events als ein Place-Branding Instrument ist die Integration des Events in die thematische Ausrichtung der Destination selbst. So ist das Tulpenfest sehr stark auf Regionalität ausgerichtet. Dieses Konzept wird konsequent umgesetzt, indem etwa anstelle von Softdrinks nur Säfte und Bier von regionalen Produzentinnen und Produzenten serviert werden. Auch beim Speisenangebot werden weitestgehend regionale Zutaten eingesetzt. Das kulturelle Rahmenprogramm schlägt einen Bogen von Musik bis zu Kunsthandwerk und wird ebenfalls von Künstlerinnen und Künstlern der umliegenden Dörfer gestaltet. Einzig eine Kooperation mit einer ungarischen Partnergemeinde bildet eine willkommene Ausnahme, trägt doch deren Künstlergilde markant zur kulturellen Vielfalt beim Tulpenfest bei.

Studien konnten nachweisen, dass das Fest bei den Bewohnerinnen und Bewohnern trotz des hohen Vorbereitungsaufwandes als sehr positiv wahrgenommen wird. Unter den Einheimischen hat sich eine Eigendynamik entwickelt, deren Ausdruck jedes Jahr aufs Neue auf dem Event bestaunt werden können. Auch die Gäste empfinden das Tulpenfest als vielseitig und „ehrlich“, also authentisch. Das Tulpenfest findet heuer am 14. und 15. April zum 11. Mal in Edelsbach bei Feldbach statt. www.tulpenfest.at

[1] De Bres, K. & Davis, J. (2001). Celebrating group and place identity: A case study of a new regional festival. Tourism Geographies 3(3), 326-337. Anmerkung: Das Festival, das hier beschrieben wurde, hat das Entstehungsjahr nicht überlebt und hatte daher keine langfristige Wirkung auf diese amerikanische Destination.

Über den Autor dieses Beitrags

Prof. (FH) James W. Miller, PhD lehrt an der FH JOANNEUM Bad Gleichenberg u.a. Rural Tourism Development, Cultural Tourism und Foundations of Health and Tourism. Er ist Preisträger des ERASMUS LifeLongLearning Awards und als ERASMUS Botschafter maßgeblich an der Internationalisierung des Institutes für Gesundheits- und Tourismusmanagement beteiligt.

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