Pinzgauer Skigebiete wachsen zusammen
Neuer heimischer Größenrekord
Die Pinzgauer haben es geschafft: 408 Pistenkilometer, 121 Liftanlagen werden unter dem Ticketverbund „Alpin Card“ angeboten. Die Skiregion Zell am See, Kaprun, Saalbach-Hinterglemm, Leogang, Fieberbrunn bietet das derzeit größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs. Wenn auch gelegentlich der Bus eingesetzt werden muss, um die Verbindung herzustellen, die internationale Resonanz des Zusammenschlusses ist ihnen sicher. Damit haben sie auch den Arlberg als größtes Skigebiet auf Platz 2 verdrängt. Wichtiger aber als die Zahl der Pistenkilometer ist jedoch, dass mit dem Kitzsteinhorn ein Skigebiet zur Verfügung steht, dessen Pisten bis über die 3.000-m-Grenze gehen und daher mit Schneesicherheit geworben werden kann. Wenn auch einige Skigebiete in Europa und den USA noch mehr an zusammenhängenden Pisten aufweisen, zählt das Skigebiet dann allemal zu den größten der Welt.
Skigebiete sind Wachstumsmotor
Ein gutes Bergbahnangebot ist ein wichtiger Motor für die Entwicklung einer alpinen Region – im Winter wie im Sommer. Beispiele anderer Skigebietszusammenschlüsse geben Anlass zur Annahme, dass dadurch positive Auswirkungen auf die touristische Entwicklung der Region entstehen. Die Größe eines Skigebietes ist im Wettlauf der Destinationen immer mehr ein Marketingaspekt. Der Durchschnitts-Skifahrer und vor allem auch der Tagesgast wird mit der Größe wenig anfangen können. Peter Haimayer verweist auf eine Tiroler Untersuchung, welche die quantitative Dimension eines Skigebietes laut einer Gästebefragung bei weitem nicht an vorderster Stelle sieht.
Für Hardcore-Skifahrer mag Größe und hochalpine Topographie von Bedeutung sein. Für viele andere Wintergäste ist die Schneelage der zentrale Entscheidungsfaktor. Darüber hinaus sind der Charme gewachsener Orte, echte Gastfreundschaft und familiäre Betriebsstrukturen Faktoren, die mindestens ebenso ausschlaggebend sind.
Skigebietsverbindungen müssen logisch sein, sich von der bestehenden Infrastruktur und vom Gelände her anbieten und dem Gast einen Nutzen bringen, der über den reinen Zuwachs an Pistenkilometern hinausgeht. Dazu zählen die gegenseitige Ergänzung durch unterschiedlich strukturierte Skipisten, ein Mehr an Höhe und damit an Schneesicherheit oder die Reduktion des motorisierten Verkehrs. Letzteres ist z.B. mit den neuen Zubringerbahnen auf das Kitzsteinhorn absolut gegeben.
Das Argument, dass Bergbahnen und speziell Skigebietsverbindungen regionale Entwicklungsmotoren sind, ist zutreffend. Inwieweit jedoch das Motiv der Regionalentwicklung bei solchen Investitionsentscheidungen tatsächlich eine Rolle spielt, steht auf einem anderen Blatt. In erster Linie denkt ein Seilbahnunternehmer wohl betriebswirtschaftlich, er denkt also an sich, und für seinen Erfolg benötigt er ein prosperierendes Umfeld. Wie dem auch sei: Regionalentwicklung und das Schaffen von Arbeitsplätzen sind allemal beliebte Argumente in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik.
Im Zusammenhang mit großen Seilbahninvestitionen und der Jagd nach neuen Rekorden stellt sich für mich immer wieder die Frage, wieviel Aufstiegsanlagen, Skigebiete und Pistenkilometer wir in unseren Tälern für eine gesunde und nachhaltige Regionalentwicklung tatsächlich benötigen. Ebenfalls wichtig: Sind die aktuellen und potenziellen Unternehmer aus dem näheren und weiteren Umfeld in der Lage bzw. gewillt, die von den Bergbahnen und Skigebieten ausgehenden Impulse ausreichend zu nützen?
Angesichts fehlender Mitarbeiter sowie angesichts von Nachfolgeproblemen, Hotelauflassungen, aggressiven Investorenmodellen und Hotelkäufen durch ausländische Interessenten ist diese Frage vermutlich in nicht wenigen Fällen mit nein zu beantworten. Und damit laufen wir trotz aller Bergbahninvestitionen Gefahr, dass das verloren geht, was Franz Hartl als ebenso ausschlaggebend für die Wahl eines Winterurlaubsortes benennt: der Charme gewachsener Orte, echte Gastfreundschaft, familiäre Betriebsstrukturen.
Dass eine alpine Destination auch ohne Großskigebiet erfolgreich kann, zeigt z.B. die Region Achensee. Dort sind über 40 % der Gästebetten der 4-, 4S- und 5-Sterne-Kategorie zuzurechnen. Und mit rund 190 Tagen Vollauslastung liegt die Destination vor dem Tannheimer Tal (ebenfalls ohne Großskigebiet) auf dem ersten Platz in Tirol und mit einem Bettenumsatz von nahezu € 17.000,- hinter Kitzbühel auf dem zweiten Rang
Gerne dürfen wir den Hinweis eines aufmerksamen Lesers an dieser Stelle zur Kenntnis bringen:
Ski Arlberg ist mit 305 km Skiabfahrten und 88 Bahnen und Liften schon nach wie vor das größte (seilbahntechnisch verbundene) Skigebiet in Österreich.
Bei der „Alpin Card“ handelt es sich um einen gemeinsamen Skipass/Tarifverbund, in diesem Bereich gibt es mit Ski Amadé einen deutlich größeren Player.
Das Kriterium, ob es sich um einen übergreifenden Skipass/Tarifverbund oder doch (auch) um ein Skigebiet handelt, ist eben schon bei evt. notwendigen Busfahrten festzumachen (oder ob eben alles mit Skiern machbar ist).
Kommentieren