Nicht nur Köche und Kellner
Das BMWFJ hat vor kurzem eine Brochüre zum Thema „Ein Job im Tourismus“ herausgegeben. Neben dem teilweise bekannten Tatsachen, dass in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft rund 180.000 Menschen direkt beschäftigt sind, wird die Beschäftigungswirkung über indirekte Effekte insgesamt mit beachtlichen 770.000 festgehalten. Damit ist jeder fünfte Vollarbeitsplatz von der Tourismus- und Freizeitwirtschaft abhängig.
Beachtlich ist neben der Menge die mittlerweile sehr breite Vielfalt an Berufen. Neben Köchen und Kellner leben Sportadministratoren, Fitnessbetreuer, Veranstaltungstechniker, Disc-Jockeys, Eventmanager, IT- und Kommunikationsexperten, Gesundheits- und Wellnessbetreuer, Beauty- und Ernährungsberater, Aerobic- und Outdoor-Trainer, Spa-Manager, Sommeliers, Kaffee- und Käseexperten, Seilbahnbetreuer, Diätköche und diplomierte Hygienemanager vom Tourismus.
Hotelfachschulen, berufsbildende höhere Schulen, etliche Kollegs und Universitäts-Lehrgänge, Studiengänge und einschlägiges Studium an Hochschulen und Universitäten bieten zahlreiche abgestufte Möglichkeiten für unterschiedliche Qualifikationen.
Da bleibt nur die Hoffnung, dass diese gut ausgebildeten Kräfte auch eine adäquate Beschäftigungsmöglichkeit finden und nicht mangels attraktiver Jobchancen in andere Berufe abwandern müssen. Die Ausbildungsleiterin eines großen Handelskonzerns hat nämlich kürzlich darauf verwiesen, dass ehemals Tourismusbeschäftigte ihr sehr willkommen seien. Diese wären meist gut ausgebildet und aufgrund ihrer sozialen Kompetenz und der Dienstleistungsbereitschaft wären sie besonders interessante Arbeitskräfte.
Komme gerade von der „Seejungrau“ in Jois (Burgenland). Das Lokal wurde neu übernommen und wird von einem ganz frischen Bachellor Absolventen der FH-Wien, Tourismusmanagement, geführt. Ein guter Freund und gelernter Kellner (Imperial) ist seit einem halben Jahr stvtr. Kaufmännischer Leiter in der St. Martins Therme.
Eines haben uns die Handelsketten jedoch voraus. Durch die extreme Konzentration am Markt stehen andere finanzielle Mittel zur Verfügung. Der aktuelle Lehrlingsspot des XXXlutz kommt aus einem geschätzten 170 Mio. Euro schweren Marketinbudget per anno (vgl. OW mit Ca. 30 Mio. Euro Basisbudget pro Jahr). Die Firma Spar schenkt jedem Lehrling mit Vorzug und pos. interner Bewertung einen B-Führerschein und hat für die firmeneigene Ausbildungsakademie bisher kolportiere 80 Mio. Euro ausgegeben. Keine Firma im Tourismus (außer McDonalds oder ev. ein großes Reisebüro!) kann da nur einigermaßen mit…
Machen wir doch folgendes Experiment: Befragen Sie Ihre WK-Mitglieder, ob und in welcher Höhe sie sich (verbindlich!) an einem Werbebudget für eine mehrjährige Branchen-Kampagne beteiligen würden! Holen Sie sich dazu am besten gleich Vollmachten für einen Bankeinzug ein! Ich bin gespannt, wieviel Geld Ihre Mitglieder hier investieren würden (Bye the way: Was würde die WKÖ zuschießen?). Ich gebe Ihnen schon recht, an einen XXXLutz kommt man nicht heran, aber sind die Betriebe bereit, WENIGSTENS € 2.000,– pro Jahr und Betrieb zu investieren (in Abhängigkeit der Bettenanzahl vielleicht sogar mehr)? Ich zweifle stark… Es liegt nicht NUR am „Können“, sondern wohl auch am „Wollen“. € 2.000,– kann sich jeder Betrieb leisten, und in Summe – mit allen Betrieben – würde auch ein schönes Budget zusammenkommen. „Wer nicht wirbt, der stirbt“… diese uralte Erkenntnis hat sich beim Personalmarketing in dieser Branche noch nicht durchgesetzt.
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