16. September 2024 | 15:00 | Kategorie:
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Nach der Katastrophe

Eigentlich hätte am Samstag beim Geischlägerhaus am Hochkar mit Panoramablick ins Gesäuse eine spätsommerliche Early Bird-Veranstaltung mit mehr als 200 Gästen stattfinden sollen. Das gestaltet sich bei einem guten Meter Schnee auf der Terrasse eher schwierig … Niederösterreich ist Katastrophengebiet, die Menschen haben jetzt natürlich andere Sorgen.

Was mir in diesen Tagen durch den Kopf geht ist wie abhängig wir voneinander sind, wie sehr der gesellschaftliche Zusammenhalt auch nach der Katastrophe gefordert sein wird:

1️⃣ Wir haben speziell in Ostösterreich großes Glück gehabt, dass die Schneefallgrenze so tief gesunken und dadurch etwas Wasser – vorerst – zurückgehalten worden ist. Heute regnet es (zumindest bei uns) in diesen mit dem warmen Boden ohnehin nicht gut verbundenen Schnee hinein, es herrscht akute Lawinengefahr. Ich hoffe vor allem im Interesse des Flachlandes auf eine nicht allzu plötzliche Schneeschmelze in den Bergen.

2️⃣ Bei meiner Familie in Klosterneuburg ist – wie praktisch in allen Landesteilen Niederösterreichs – Infrastruktur beschädigt worden. Wenn aus dem beschaulichen Weidlingbach ein reißender Fluss wird, dann ist in Stunden die Böschung unterspült, sind Gehweg und Fahrbahn zerstört. Verkehrswege geflutet oder vermurt: So ist es in Ostösterreich hundertfach, wahrscheinlich tausendfach geschehen. Wir erinnern uns aber auch an ganz ähnliche Bilder von Passstraßen in Westösterreich vor wenigen Wochen.

3️⃣ Aktuell kommt in Tirol eine politische Diskussion zur Tourismusfinanzierung auf bzw. auch dazu, welche Infrastruktur (vom Schwimmbad bis zur Almlandschaft) durch Gästebeiträge erhalten werden soll. Wir werden aber nicht nur technische Infrastruktur klug wiederaufbauen müssen, sondern auch die Anstrengungen in Bereichen wie Wiederherstellung von Ökosystemen, Wassermanagement oder Energiesicherheit enorm verstärken müssen. Jeweils für sich Herausforderungen, die von der kleinsten Gemeinde bis zur Europäischen Union viel Aufmerksamkeit, Geld und letztlich Kompromissfähigkeit erfordern werden.

17. September 2024, 14:25

Hallo Markus, ich denke auch im Westen Österreichs sind wohl die meisten in Gedanken bei den Menschen, denen die Hochwasserkatastrophe in Ostösterreich so arg mitspielt. Dazu kommt, dass bei uns viele auch Verwandte, Freunde und Bekannte im Osten Österreichs haben.

Ich möchte auf den dritten Punkt in deinem Beitrag eingehen, in dem es um freizeittouristische Infrastruktur geht, insbesondere aber auch um die Frage der Wiederherstellung von Ökosystemen. In zahlreichen deiner bisherigen Beiträge hast du darauf hingewiesen, dass etwa die Seilbahnunternehmen seit Jahren in Sachen Renaturierung bzw. ökologischer Ausgleichsmaßnahmen recht aktiv sind. Auch in anderen Bereichen des Tourismus – wenn auch nicht überall – hat man diese Herausforderungen erkannt und bemüht sich, natur- und umweltbewusster zu handeln. Selbstverständlich kann und muss noch weit mehr getan werden.

In Summe und außerhalb des Tourismus sind die Aufgaben, die im Hinblick auf ausgewogene Ökosysteme zu leisten sind, aber noch wesentlich größer. Dieses Bewusstsein in die Köpfe vieler Verantwortlicher zu bringen ist jedoch kein leichtes Unterfangen. Die mitunter erbärmlichen Diskussionen und Handlungen in Österreich rund um das EU-Renaturierungsgesetz sind ein beredtes Beispiel dafür.

Das aktuelle Hochwasserereignis zeigt aber auch, wie viel es in Österreich an Positivem gibt, etwa im Bereich der professionellen und ehrenamtlichen Katastrophenhilfe. Vielleicht wirkt die Katastrophe auch meinungsbildend. So ist zu wünschen und zu hoffen, dass möglichst viele von denen, die auf der Öko-Bremse stehen, nun ihre Lehren ziehen und den Fuß vom Pedal nehmen.

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