Lasst uns doch (endlich) ein Internet-Haus für Österreichs Tourismus bauen!
Warum denn nicht? ALLE Domains der österreichischen Tourismusorganisation auf EINE Plattform
Es ist höchste Zeit für Österreichs Tourismus, die Kräfte und Strategien im Bereich Website, Onlinemarketing und Digitalsierung massiv zu bündeln!
Wie sagte einst Rainer Maria Rilke: „Wer jetzt kein Haus baut, baut sich keines mehr…“. Mir stellt sich immer öfter eine Frage: warum wir im österreichischen Tourismus eigentlich kein gemeinsames „Internet-Haus“ bauen bzw.nach wie vor nicht haben?
Wenn ich tagtäglich erlebe, mit welch grossen Anstrengungen wir, sprich alle Tourismusorganisationen, quer durchs Land, jeder für sich, versuchen, am Onlinepuls der Zeit zu bleiben, muss man sich diese(r) selbstkritischen Frage einfach stellen!
Kurz die Fakten:
Rund 1.700 österr.TOs ( NTO, LTO, DMO, TVB, Ortsinfos etc. ) buhlen mit demzufolge wahrscheinlich bis zu 1.700 Homepages um die Informationsherrschaft beim potenziellen Gast. Was vor vielen Jahren noch mit relativ einfacher Bereitstellung von analogen Infos, Veranstaltunghinweisen, ein paar netten Bildchen der Region, der damals schon fortschrittlichen Integration von Tiscover & Co usw.begann, ist inzwischen zur zeit- und vor allem geldintensiven sowie immer komplexeren Materie geworden. Nahezu jede Region bedient sich einer, sicherlich durchaus kompetenten Webagentur, um die gewünschten Informationen in zeitgemäß herzeigbare Form zu bringen, was ja vielerorts auch gelingt. Allein die Arbeit dieser engagierten Agenturen kostet jährlich Millionen an Marketingmitteln.
Das grosse ABER kommt schon an dieser Stelle: während die Riesen der Branche wie Booking, Google, TripAdvisor, Expedia, Opodo und unzählige weitere, mit großteils beträchtlichen finanziellen Mitteln sowie perfekter Usability die weltweite Reisecommunity bedienen, versuchen viele der 1.700 TOs in Österreich mit immer öfter aussichtslosen Budgets sowie fehlenden Mitarbeiterressourcen und Kannibalisierung ebenfalls ihren Teil des Kuchens für die rd.65.000 Beherberger ( 2017 ) abzuschneiden.
Man stelle sich daher folgende Vision vor:
Österreichs Tourismus bietet ein gemeinsames Urlaubsportal, ALLE Domains der österreichischen Tourismusorganisation münden zentral auf EINER Plattform ( mit dem jeweils gewünschten Content )….
Nicht vorstellbar? Aber warum eigentlich nicht? Ansätze hierfür gibt es bereits auf regionaler Ebene, wie beispielsweise in den Kitzbüheler Alpen, Kärnten oder dem Salzkammergut.
Die Daten eines solchen „Austrian Web House“ werden dezentral durch die unzähligen fleißigen Mitarbeiter der Orte und Regionen eingepflegt, aktualisiert, Bilder werden laufend upgedated, dem User stehen permanent die aktuellsten Informationen sowie auch Buchbarkeiten zur Verfügung! Weiters liefern Sprachdienste wie Alexa, Bots oder Messengerdienste Informationen am technologisch letzten Stand. Mobile first oder gar Mobile only werden zur gelebten täglichen Praxis. Österreichweit wird in (fast) allen Tourismusorganisationen mit Feratel gearbeitet, also auch hier eigentlich schon eine ideale Voraussetzung!
Durch die Bündelung der aktuell eingesetzten Marketingmittel in diesem Bereich kann eine bisher ungeahnte und auch international wohl einzigartige Schlagkraft geschaffen werden! Und das Tolle daran: österreichweit EINHEITLICHE Menüführung, dadurch perfekte Usability für den Seitenbesucher und konkurrenzfähige Performance im Wettstreit um Gäste aller Welt. Vor allem jedoch EINE gemeinsame Datenbasis, die an unterschiedlichen Stellen ( dort wo „der Markt“ stattfindet ) ausgeliefert werden kann. Wer, wenn nicht wir ( oder via User generated Content ) kann bessere Inhalte liefern, wo wir doch tagtäglich imstande sind, aktuellsten Content einzupflegen?
Allein durch eine beispielsweise Bündelung von 0,2 Euro pro österreichweiter Nächtigung entsteht ein Onlinebudget von rd.29 Mio.Euro! Das immense Einsparungs- und Effizienzsteigerungspotenzial ist dabei noch gar nicht eingerechnet.
Wer oder was hindert uns also daran, diese Visison EINER GEMEINSAMEN, STARKEN Plattform (einmal mehr und endlich) für Österreichs Tourismus im Internet zu durchdenken? Rational wohl nur wenig, emotional kann es wohl auch nur Kirchturmdenken und gar die Illusion sein, sich allein gegen die Riesen der Branche auch als Einzelkämpfer durchsetzen zu können!
Einen gemeinsamen, visonären Nachdenkprozess wäre es wohl wert….hierbei können wir unsere Qualitäten als Tourismusweltmeister auch im Online Marketing beweisen. Also – worauf warten wir?
Klingt beim ersten Mal lesen nach Utopie, ist es aber natürlich nicht. Was sagt denn CDO @Reinhard Lanner dazu? Please share your thoughts…
Gernot war mir mit seinen Ideen immer schon sympathisch, das wäre besonders für so kleine touristische Destinationen – wie unser Südburgenland – eine tolle Sache. Wie kann ich bei der Umsetzung helfen?
Ein wirklich toller Gedanke von Gernot Riedel. Jeder TVB schnitzt alle 3-5 Jahre teure Websites, eine gemeinsame, multifunktionelle Website mit einer perfekt eingebundenen Buchungsengine wäre ein wirkliches Statement für Kunden im deutschsprachigen Raum. Denn diese würde sich in die Köpfe für Österreich Urlaub einbrennen! Wir hatten dies ja schon im Ansatz, wurde leider ohne Weitsicht verkauft und zerstört.
Hier müsste aber dringend die Legislative die Vorgabe machen, da sonst sicher zuwenig Marktdurchringen wäre.
Im Jahr 2013 hat man sich bereits diesbezüglich Gedanken gemacht. Dies geschah im Rahmen einer von damaligen BMWFJ geförderten Studie mit dem Tiscover Erfinder TU-Dekan Hannes Werthner, bei der auch die LTO, ÖW, WKO, ÖHV, sowie Experten aus Wissenschaft und Industrie zusammentrafen und ein strategisches/technische Konzept entwickelt haben. Das Ergebnis, die einige Aufmerksamkeit errget hat (braucht Österreich das überhaupt etc..), war eine innovative Lösung, die nicht wie herkömmliche Buchungsplattformen, nur auf Buchungen von Zimmern abzielt. Ein sogenanntes „Bus-System“ stellt eine Grundfunktionalität für Anbieter zur Verfügung, die es den Gast ermöglicht ein gesamtes Reiseerlebnis auszuwählen und zu buchen.
Das System hätte wie ein Art großes Shopping-Center, das die technischen Funktionen für Marktteilnehmer zur Verfügung gestellt und ein Regelwerk für ihre Teilnahme festlegt (LTO´s, DMO etc..). Ein derartiges System wäre das „IT-Österreich Haus“ gewesen, es wäre heute einzigartig und völlig neuartig. Der politische und föderale Kompromiss der Mutlosigkeit siegte damals. Übrigens das Projekt hieß: e-tourismus Service Bus.
BRAVO – wichtig ist, dass uns die große, weite Welt findet! „Der auf den Kirchturm schaut, kann ja ohnehin persönlich vorbeikommen.“
Danke – das ist absolut ein super Ansatz, damit könnten sich viele kleine Destinationen (z.B. unser Mühlviertel) in die Auslage der Welt stellen. Ich bin gerne dabei beim Nachdenken.
Übrigens, wir haben bereits seit 2015 keine eigene Website mehr, sondern uns findet man auf der http://www.muehlviertel.at und das hat bisher nur Vorteile gebracht. Jetzt denken auch unsere Partner der Mühlviertel Marken GmbH darüber nach den eigenen Auftritt in die muehlviertel.at einzubringen. Vielleicht sind wir damit ein winzig kleiner Vorreiter im großen Österreich Tourismus.
Grundlegend sind Zusammenlegungen von Ressourcen und Vermeidungen von Doppelgleisigkeiten in dieser Hinsicht 1000% zu begrüßen und richtig. Was meinen denn ÖW Experts Reinhard Lanner und Andreas Wochenalt zu dieser disruptiven Idee? Steht nicht ohnehin ein Relaunch der ÖW Website ante Portas ;-)? Und Ideen Richtung Content-Hub für den gesamten Österreichischen Tourismus sind denke ich auch am Tisch…
Andererseits zu bedenken ist, ob hier nicht eine neue zweigeteilte Strategie der kompletten Reduktion auf lediglich inspirierende emotionale Inhalte einerseits (für den externen Stakeholder aka Touristen) – konsequent ohne kleinteiligen Fakten- und Infoanteil – und eine Art allgemeine zentralisierte Contentdatenbank – mit detaillierten Fakten, Informationen und destinationsspezifischem Storycontent – für den „internen“ Stakeholder aka DMO, TVB etc. spannend wäre…
@Thomas: mein Zugang zu diesem Thema ist aber ein meiner Meinung nach viel weitreichenderer: mittelfristig ERSATZ aller örtlichen und regionalen Websites durch Zusammenführung auf EINER Plattform, unter synergetischer Nutzung der bisherigen Domains und dadurch auch Beibehaltung einer gewissen und notwendigen Individualität. Der User findet, je nach Zugang, immer den gewünschten und topaktuellen Content in entsprechender Informationstiefe und kann obendrein auch buchen.
In Summe also die ideale Kombination aus Information, User generated Content wie Bewertungen etc. und Buchbarkeit – durch die Bündelung könnte man MEGA-Traffic erreichen, ( weiß eigentlich jemand, wieviele User sich täglich auf den DMO und TVB Webseiten tummeln? ), und so ein echtes Gegengewicht zu Booking und Co schaffen und klare MEHRWERTE schaffen. Der Ideen dazu gäbe es wohl noch viele, toll wäre, wenn ein solcher Prozess mutig und intensiv angegangen werden könnte, besser gestern als heute oder gar morgen….hier geht es um -zig Millionen, in jeglicher Hinsicht!
Visionärer und super Ansatz von Gernot Riedel. Aber wie bereits Thomas Reisenzahn schrieb: das ganze ist nicht neu, sondern war bereits in der Vergangenheit in Aufarbeitung. Leider ist es nur ein Konzept geblieben und es gab keine Umsetzung.
Die wichtigste Frage für die Hotellerie ist aber die Buchbarkeit bzw. die gemeinsame Buchungslösung (die es bei einem derartigen System auch benörigen würde). Wie sonst soll zu den OTA wie booking & Co ein Gegengewicht geschaffen werden?
Die aktuellen Destinationsseiten sind zwar bei der Urlaubssuche für den Gast interessant – die eigentliche Buchung findet aber woanders statt: auf den Plattformen bzw. OTA. Die DMO und TVB Seiten haben Relevanz ganz zu Beginn der Customer Journey bei der Urlaubssuche (Infoeinholung, Destination, …). Hotels generieren derzeit über LTO, DMO und TVB Seiten aktuell wenig Reservierungen.
Die Urlaubsbuchung findet leider nicht auf de Portalen der TVB statt.
Daher wäre das Wichtigste die Bündelung der Kräfte zu einem gemeinsamen Auftritt (da stimme ich Gernot schon zu) – jedoch, und das ist der wichtigste Punkt, auch die Schaffung einer einheitlichen und einfachen Buchungslösung.
… Ergänzung zur Anmerkung von Markus Lengauer:
vor allem bedeutet dies aber auch massive Investitionen in den Aufbau einer für den Kunden relevanten Marke um die Präsenz von Booking, Trivago &Co in den Köpfen der Kunden zu reduzieren bzw. um gleiches Niveau zu erreichen. Noch schlimmer wird es wenn wir die Präsenz in der/den Suchmaschinen prüfen. Denn für die Preisschlacht um die ersten Plätze beim Suchmaschinenmarketing müsste der Marketing-Budgettopf schon sehr gut gefüllt sein. Damit dies nicht rein aus staatlichen Mitteln erfolgt, müssten wiederum auch die Provisionen gegenüber den Unterkünften hoch genug sein, was wiederum die Betrieb nicht erfreuen wird. …ein Teufelskreis.
Fazit: Ideen ja, aber nicht die selbigen Ansätze der am Markt dominierenden Konzerne, denn Booking, Trivago, TripAdvisor, aber auch Uber, FB, WhatsApp, Amazon, Google und Co haben bereits einen/ihren fixen Platz gefunden, aber z.B. mit Airbnb / Tesla hat vor ein paar Jahren auch noch keiner gerechnet, d.h. es noch Chancen, aber dazu benötigen wir neue Strategien bzw. ein Startup-Denken.
Auf den ersten Blick eine super Idee – aber lasst uns das Ganze mal aus Sicht der Gäste betrachten: 73% der Ankünfte in Ö im Jahr 2017 kamen aus Nahmärkten (Inland und angrenzende Länder), davon der Großteil deutschsprachig. Das ist nicht ganz der „globale Wettbewerb“, um den es hier geht. Erwartet sich dieser „regionale“ Gast allgemeine Information, nette aber banale Stories über Urlaub in Österreich und ein paar Buchungsvorschläge? Oder suchen diese Gäste vielmehr ein differenziertes lokales Urlaubsangebot (weil in der Regel eh schon klar ist, wohin die Reise geht), zugeschnitten auf seine/ihre Bedürfnisse und die der Familie, untermauert mit viel Lokalkolorit (Kulinarik, authentische Protagonisten, „Geheimtipps“, …)?
Wer gutes und effizientes Contentmarketing machen möchte, muss mehr bieten als die Banner-Hochglanzoberfläche einer zentralisierten Tourismusseite. Will man diesen Anspruch auf nationales Niveau heben, wird es aber sehr schnell unübersichtlich, beliebig und undifferenziert – darunter leidet die Customer Experience. Daher mein Plädoyer für redaktionell gut gemachte Regionsseiten, die ein differenziertes Österreichbild für die Gäste zeichnen und durchaus auch in einem konstruktiven Wettbewerb zueinander stehen. Und natürlich das „Headless Web“ nicht zu vergessen – also raus mit unseren Inhalten, über alle möglichen Schnittstellen und Kanäle! Parallel dazu sind Dachkampagnen zu regionsübergreifenden Highlight -Themen sicher sinnvoll und wichtig. Don’t get lost in the global competition 😉
von Günther Greul
Tourismus – Journalist
Seit der Erfindung des Internet – und das sind auch schon ein paar Jahre – hat es mehrere Ansätze für eine überregionale Tourismusplattform gegeben, die alle Angebote darstellt und letztlich auch eine Buchungsmöglichkeit bietet. Dass nie etwas daraus geworden ist, hat vor allem zwei Gründe:
– Alle etwa 1.700 Tourismusorganisationen sind in letzter Konsequenz auch Konkurrenten. Ihre Mitglieder, deren Interessen sie zu vertreten haben, erwarten selbstverständlich Aktivitäten, die sie von der Masse der Angebote unterscheidet. Wenn das nicht klar erkennbar ist und der – durchaus auch subjektive- Eindruck entsteht, dass andere Orte/Regionen etc. größere Vorteile haben, sollte sich der Geschäftsführer der Organisation besser Sorgen um seinen Job machen.
– Der Aufbau einer solchen Plattform erfordert eine klare Systematik. Erwähnt wurde von Ideengeber Gernot Riedel eine einheitliche Menüführung und eine gemeinsame Datenbank. Wer wissen will, wie das ausgehen kann, sollte sich einmal die Kataloge großer Reiseveranstalter ansehen: Der „Content“ wird für viele von einem einzigen internationalen Untrernehmen geliefert, die „Usability“ wird dadurch zwar verbessert, aber eine Profilierung des Angebotes über den Content ist kaum mehr möglich. Zwangsläufig entseht ein Eintopf, der in einem Markt, in dem der Unterschied entscheidet, kontraproduktiv ist. Es gibt viele Möglichkeiten für den Aufbau und die Gestaltung einer zentralen Plattform und die Frage ist gar nicht, welche besser ist: Es reicht, wenn viele der Meinung sind, dass für ihre Interessen anders besser wäre. Und eine zentrale Plattform, an der sich nicht wirklich alle berteiligen, macht keinen Sinn.
Die Befürworter der Idee sollten sich einmal die Frage stellen, was sie von ihr halten würden, wenn nicht sie selbst oder Persönlichkeiten, deren Kompetenz sie hoch einschätzen, für Realisierung und Betrieb einer Plattform das Sagen hätten, sondern Kollegen, von denen sie gar nichts halten. Ansätze für funktionierende Dachplattformen gibt es nur dort, wo Gemeiunsamkeiten im Angebot bestehen, regional (Salzkammergut, Waldviertel) oder thematisch. Dass es nirgends auf der Welt eine „Landesplattform“ gibt, die Kraut und Rüben in einem Regal präsentiert, ist wohl kein Zufall. Auch die Schweiz, wo man sich sehr darum bemühte, hat das nicht geschafft. Auch keine zentrale Buchungsplattform. Wer wissen möchte, warum sich Urlauber auf regionalen Plattformen informieren, dann aber bei booking.com buchen, sollte beides ausprobieren – der Vergleich macht wie so oft sicher.
Abschliessend noch ein rein technischer Aspekt: Internationale Plattformen wie booking.com haben in ihrer Marktposition einen Vorsprung, der mit vertretbarem Aufwand nicht aufzuholen ist. Auch der letzte österreichische Anlauf ist nicht zuletzt an der Frage gescheitert: Wer zahlt? Die öffentliche Hand, auf die letztlich alle zeigten, hat abgewunken. Glücklicherweise könnte man sagen: Viel Geld gespart.
Danke vorerst einmal für die vielen Reaktionen, die zeigen, daß diese Thema ebenso interessiert wie polarisiert. Daß ein solches Unterfangen keine „gmahte Wiesn“ darstellt, ist selbstredend klar. Dennoch möchte ich ein paar Dinge relativieren bzw.zur besseren Verständlichkeit ergänzen.
Ich sehe mich keineswegs als „Erfinder“ dieser Idee ( wäre auch schlimm, wenn das vorher noch von niemandem angedacht worden wäre ). Nichtsdestotrotz unterscheidet sich mein Ansatz doch von den hier, durchaus zu Recht eingebrachten, Einwänden recht wesentlich.
Es geht NICHT (nur) um die Installation einer nationalen Buchungsplattform, denn das können Booking & Co. erwiesenermaßen eindeutig besser! Vielmehr geht es um die koordinierte Bearbeitung und Befüllung eines Österreich-Informationsportals, welches von UNTEN nach OBEN durch die vertikal organisierten Tourismusorganisationen abgewickelt wird. Es geht aber auch um eine Reduktion auf wirklich wesentliche Inhalte,deren Wahrheitsgehalt durch die TOs garantiert werden kann, und nicht die uninteressanten A-Z Aufzählungen, dies dann ergänzt durch User generated Content, der dem ganzen dann die „authentische“ Würze gibt.
Allein das Effizenzsteigerungspotenzial einer derartigen Plattform könnte immenses Ausmaß haben, dazu ein einfaches Rechenbeispiel: wenn jede der 1.700 Tourismusorganisationen nur alle 3 Jahre einen grösseren Relaunch durchführt, sind hier bei (bescheiden angesetzten ) Kosten von 30.000.- pro Relaunch alle 3 Jahre € 51.000.000.- Mio.!! fällig….somit pro Jahr im Schnitt € 17 Mio…..
Weiters: wenn jede der TOs auch nur im Schnitt schon bisher 0,2€ pro Nächtigung und Jahr für Onlinemarketing ausgibt, sind das € 28.000.000.- pro Jahr…..
Wenn man bedenkt, daß die meisten der Regionen auf Google sich durch die Verwendung von EIN- und DENSELBEN Keywords gegenseitig kannibalisieren und dadurch AUSSCHLIESSLICH einer profitiert, nämlich Google….
Vor allem, und das ist das WESENTLICHE, würde durch eine Bündelung aller relevanten Domains der Regionen auf EIN Portal ein gewaltiger Traffic entstehen können ( mir ist hier bisher keine Gesamtzahl bekannt ?), aber grob geschätzt müsste es sich hierbei um rd.70-80 Mio.!! User pro Jahr handeln….und KEINE Region verlöre dabei den eigenen Traffic, denn bei Eingabe der jeweiligen Domain landet der User selbstverständlich auf dem INDIVIDUELL gestalteten Content dieser Region ( wie auch auf https://www.kitzbueheler-alpen.com bereits seit fast 5 Jahren erfolgreich praktiziert ).
Abschließend möchte ich auch noch auf das Thema Differenzierung eingehen: allein durch unterschiedliche Domains, in unterschiedlichem Look & Feel konzipiert, ergibt sich auch aktuell noch kein Differenzierungsmerkmal, dies geschieht letztlich primär vor Ort, durch die Menschen und touristischen Produkte sowie Markenwahrnehmungen, die dadurch im Kopf der Konsumenten entstehen…all das würde sich, durch eine gemeinsame Plattform, nicht ändern.
Vielleicht ein plastischer Vergleich: man nehme ein riesiges Shoppingcenter, welches zwar einheitlich beworben wird und auch nach aussen ein gemeinsames Erscheinungsbild kommuniziert, die -zig Shops dieses Centers präsentieren sich jedoch im eigenen CD und Branding…so ähnlich sollte das somit auch für Österreich und seine Regionen im WWW gestaltbar sein….?
Bei allem nachvollziehbaren und verständlichen Für und Wider sollten diese Zahlen ein neuerliches Nachdenken über dieses so relevante Thema doch erlauben und in Gang setzen….es geht dabei sicher nicht darum, zu beweisen, wie es NICHT geht, sondern WIE es gehen könnte – dabei von Anfang an auf flächendeckende Teilnahme zu hoffen, wäre vermessen, aber sobald eine kritische Menge dabei wäre, macht es aus meiner Sicht jedenfalls absolut Sinn….
RICHTIG Gernot!!! Finde ich auch einen sehr interessanten und sinnvollen Ansatz!
Zumal ich gerade an einem Projekt beteiligt bin, bei dem es um ein ähnliches Ziel geht – nämlich – die gesamte Outdoor Welt bzw. das gesamte globale Outdoor Angebot auf einer Plattform und einer einzigen App darzustellen: FATMAP http://www.fatmap.com
Auch auf dieser zentralen Plattform können sich zukünftig die Destinationen selbst mit ihrem jeweils gewünschten Content präsentieren und sich außerdem in einer Art und Weise darstellen, die dem User eine einmalige Customer Experience bietet. Ausserdem wird man in weiterer Folge dort auch buchen können, Skier oder ein Rad ausleihen oder einen speziellen Service reservieren können…!
Aber so etwas können eben nur private Anbieter – Start Ups usw. – bieten, entwickeln und leisten. Da müssen wir uns glaube ich nichts vormachen. Dass sich in Österreich so eine Plattform auf institutioneller Ebene bzw. tourismuspolitischer Ebene entwickelt ist absolut zu vergessen! Schon das gemeinsame Nachdenken funktioniert ja meistens wirklich nur ganz punktuell im Kleinen. In jedem Fall bleibt das Thema spannend und die Tatsache, dass vieler der lokalen oder regionalen touristischen Websites von Tourismusorganisationen wirklich gar keine Relevanz für die Reisentscheidung haben wissen wir glaube ich alle….!
Schauen wir was die Zukunft bringt!
…wegen der progressiven Gedanken und der klaren Worte, deshalb schätze ich auch unsere persönlichen Diskurse immer sehr, lieber Gernot!
@Kollegenkommentare – spannende, kritische Würdigung des Vorschlags von Gernot, zeigt die Komplexität des Themas – vor allem vor dem Hintergrund der Entwicklung vom Web of Pages zum Web of Data gepaart mit neuen Ausgabegeräten von Voice bis Smart Posters.
Ich teile die Haltung von Gernot – „…erkläre nicht, warum etwas nicht geht, sonder denke nach, wie es gehen könnte (Einstein?)…“ daher spinne ich den Gedanken einfach weiter:
+ Betrachten wir die Anzahl der Besucher auf Fremdsprachen Webseiten der 1 700 Organisationen
+ Analysieren wir die Qualität der Übersetzungen
+ Berücksichtigen wir den „Culture Code“ in unterschiedlichen Ländern
… dann würden wir feststellen, dass Gernot’s Grund-Idee sofort eine Verbesserung bringen würde, ohne im Konflikt zu bestehenden, eigenen Kommunikationsstrategien zu stehen …
Das hieße z.B.:
+ gemeinsame Entwicklung eines relevanten Redaktionsplans
+ Management von einem interkulturellen Redaktionsteam
+ Effizientes Onlinemarketing der eigenen Plattform
+ Contentsyndication über 3rd Party Websites
Im Rahmen meiner Aufgabe bei der Österreich Werbung stehen gerade der Aufbau eines „Onlinenetzwerks der Branche“ sowie die „Entwicklung gemeinsamer Handlungsfelder“ auf der Agenda. Da können wir dieses Thema persönlich weiterdiskutieren und vielleicht einen Piloten entwickeln….???
Lieber Gernot,
vielen Dank für Deine Initiative.
Eine solche Vermarktungsplattform könnte sogar bedeutend größer gedacht werden:
Aus meiner Sicht ist der gesamte Alpenbogen im Vergleich mit dem Rest der Welt touristisch einzigartig und in der Summe seines Angebotes unübertroffen. Intakte Natur, saubere Umgebung, sozialer Frieden, Fehlen von Armut, hervorragende Infrastruktur, exzellente Gesundheitsversorgung, an jeder Ecke Kultur und Geschichte, Sehenswürdigkeiten ohne Ende, ein exquisites kulinarisches Angebot, …..6,500.000.000 Menschen leben nicht in einem solchen Paradies, wie wir in Südfrankreich, Schweiz, Süddeutschland, Nordtirol, Slowenien und ganz besonders Österreich. Allerdings fischen Österreichs Touristiker gerade in diesen Ländern, in denen es ebenfalls sehr schön ist, nach Gästen.
Was liegt da näher, als jene Menschen mit einem gemeinsamen Marktauftritt anzusprechen, die nicht in einem solchen Paradies leben. Schon in London ist Kärnten als Urlaubsdestination nicht einmal ein Geheimtip. Und was wissen die Südkoreaner vom prachtvollen Urlaubsangebot der Länder des Europäischen Alpenbogens?
Mit den modernsten Techniken und hochauflösenden 360 Kameras könnte man die ganze Alpenregion in einer virtuellen Tour darstellen und international bewerben. Beim Klick in die einzelnen Regionen zoomt der Gast sich bis zu seinem Wunschhotel, das er sich ebenfalls in einer 360° Tour ansehen und direkt aus der Anwendung buchen kann. 360° video Touren über regionale Angebote (eine Motorbootfahrt am Wörthersee, ein Besuch auf der Festung Hohenwerfen, ein Flug um den Mont Blanc ……) – machen die Buchungsstrecke zu einem beeindruckenden Erlebnis, das booking.com (noch) nicht bietet.
Auf der Welt gibt es mehr Menschen, die – wüssten Sie davon – einen Urlaub in dieser einmaligen Traumdestination buchen wollten, als Betten verfügbar sind. Mit einer strikten Zweitwohnsitzregelung müßte man dann nur sicherstellen, daß in der Region kein Ausverkauf der Grundstücke und Immobilien zugelassen wird , sondern eine langfristige touristischen Wertschöpfung gewährleistet ist.
Liebe Grüße vom türkisblauen Wörthersee
Johannes
Na dann auf zur Tat!
In vielen Ländern und Regionen habe ich solche Konzepte begleitet und initiiert – sehr oft unter dem Schlagwort Website-Framework – ich bin fest davon überzeugt, dass man die Diskussion in unterschiedliche Komponenten trennen muss.
1.) Design
Es macht vor dem Hintergrund der Entwicklung im Web (zunehmende Standardisierung, Mobile First, etc., gelernte Usability) macht es wenig Sinn für jeder Tourismusorganisation ein eigenes Look & Feel zu entwickeln. Das hilft allein den Agenturen dieser Welt. Mit einem fertigen Design-Baukasten der individualisierbar ist, kann man unterschiedlichste Bedürfnisse von Organisationen in einem Grunddesign abbilden – hier sehe ich die kleinsten Baustellen für die Idee.
2.) Domainfrage
Muss ich alles unter eine Domain stellen? aus meiner Sicht nein – das macht aus verschiedenen SEO-Aspekten im Moment (noch) keinen Sinn. Starke Marken mit klarer Vertriebsfunktion haben ein legitimes Interesse aus SEO-Perspektive ihre Domain zu behalten – funktioniert die Idee trotzdem? Ja sicher – weil man sich schon beim Design unglaublich viel spart und dem User es egal ist, was in der Domainzeile steht (siehe Google AMP)
3.) Technik
Ist das alles unter einem technischen Dach mit einem technichen Dienstleister für die jeweilige Komponente abbildbar. In allen anderen Länder dieser Welt außer Österreich würde ich sagen ja; in Österreich habe ich dafür schon zu viel erlebt um daran zu glauben. Technisch ist das kein Problem, organisatorisch sehr wohl. Zu viele Organisation haben ein vitales Interesse daran, ihre Dienstleister zu behalten.
4.) Der Faktor Mensch
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Kirchtürme in Österreich noch an vielen Stellen zu hoch sind. Deshalb kann das nur eine Koalition der Willigen – ich weiß ein verbrannter Begriff – starten und realisieren. In vielen Bundesländern funktioniert es ja schon mehr oder weniger gut (OÖ, Steiermark, NÖ) – durchaus auch mit finanziellem Druck. Das auf Österreich-Ebene zu etablieren ist ein Challange – viel Spaß dabei!
Florian Bauhuber sagt es:
weder die Technik, noch das Layout oder eine sonstige, nicht meisterbare Hürde verhindert den „Hausbau“!
In letzter Konsequenz scheitert es maximal am Wollen…
Warum sollen wir also nicht wollen?
Unabdingbares, logisches Gegenargument hätte ich zumindest bis jetzt noch nicht gehört, und eine geförderte Freiwilligkeit seitens der Politik sollte angesichts der immensen, vor allem langfristig zu erwartenden Vorteile an sich auch kein Hindernis sein…
Das logische Gegenargument, warum wir „nicht wollen sollen“, liegt auf der Hand: Weil es eine einfach unrealistische Vorstellung ist, dass alle das Gleiche wollen. Der „Faktor Mensch“ mag nicht nicht immer rational sein, entscheidend ist er allemal. Auch wenn man sich dem Vorhalt aussetzt, immer nur zu wissen, warum etwa nicht geht, darf das wohl kein Grund sein, Erfahrungswerte ausser Kraft zu setzen. Wenn ich lese, dass etwas „überall funktioniert, nur nicht in Österreich“, hätte ich gerne konkrete Beispiele dafür. Es ist ja kein Zufall, dass auch große österreichische Tourismusorganisationen konkrete Buchungswünsche an booking.com oder andere Plattformen weiterleiten. Und wenn ein Projekt nicht gut genug ist, um ohne „geförderte Freiwilligkeit“ erfolgreich zu sein, sollte man zumindest gründlich darüber nachdenken, ob man nicht besser die Finger davon läßt.
Man sollte bei sowas nicht lange überlegen, sondern einfach machen.
Bereits in Arbeit… http://www.austria.at gehört zur easybooking Gruppe: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180626_OTS0213/austriaat-ist-teil-von-easybooking
Es wird nicht gleich morgen so weit sein, aber gib mir ein bisschen Zeit. Mit über 5000 Kunden in 5 Jahren haben wir mit easybooking bereits eine gute Basis dafür geschaffen;).
LG
Hendrik
Lieber Gernot,
nicht nur bei den Domains, auch bei vielen anderen Vermarktungsmöglichkeiten ist eine Kooperation sinnvoll. Generell denken wir in Österreich in zu engen Strukturen und wollen uns mit viel zu kleinen Marketing-, Vertriebs-, Organisations- und Verkaufsstrukturen einen Wettbewerbsvorteil schaffen, der sich jedoch zu einem Wettbewerbsnachteil entwickelt. Der Gedanke ist gut und sollte in einem Fachforum weiter gedacht werden.
Danke.
Gernot Deutsch.
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