Kommt die Pleitewelle doch noch
Insolvenzen bisher weit unter den Erwartungen
Auf den ersten Blick war es schon überraschend: Als Anfang 2020 das Corona-Virus daranging von China aus die Welt zu erobern, die Wirtschaft in den ersten Lockdown ging und die Reise- und Urlaubstätigkeit fast völlig eingestellt wurde, haben sich die Krisen von Unternehmen – ausgedrückt in der Insolvenzstatistik – steil noch unten entwickelt (im Jahr 2020 in der Gesamtwirtschaft minus 41 % und im besonders betroffenen Tourismus sogar um 44 %). Der Grund dafür liegt wohl in den üppigen Staatshilfen, Überbrückungsfinanzierungen und Steuerstundungen.
Dieser Trend setzte sich im abgelaufenen Jahr noch weiter fort und ließ die Tourismuspleiten um weitere 13 % zurückgehen während die Gesamtwirtschaft nur mehr einen weiteren Rückgang von 1 % verzeichnen konnte. Aber dieses Bild der Sicherheit und Stabilität ändert sich. Nach Auslaufen der lukrativen Unterstützungen und Hilfsmaßnahmen und der Wiedereinführung der Insolvenzantragspflicht ist es gegen Jahresende bereits zu einem Anstieg bei den Anmeldungen gekommen.
Im 4. Quartal 2021 wurde die Trendumkehr ersichtlich. Nicht weniger als 40 % aller vorjährigen Firmenpleiten erfolgten in diesem Zeitraum. Das sind ähnlich viele wie im vierten Quartal 2019, womit sich erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise ein Quartalsergebnis auf „Vor-Krisen-Niveau“ bewegt. Erfreulich ist das Ergebnis im Tourismus, das trotz der Beeinträchtigungen gerade im Städte- und Veranstaltungsgeschäft sowie in der Nachtgastronomie nach wie vor von erfreulicher Stabilität gekennzeichnet ist.
Restrukturierungsordnung bringt neue Rahmenbedingungen
Spannend wird das Ergebnis des heurigen Jahres. Da werden durch Zurückfahren der Staatsinterventionen und der neuen Restrukturierungsordnung die Karten neu gemischt. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die neuen rechtlichen Grundlagen zu einer Zunahme von gerichtlichen Reorganisationen führen oder ob es ähnlich wie beim Unternehmens-Reorganisationsrecht kaum praktische Anwendungen geben wird.
Winter 2022 ♀️♂️
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