21. Mai 2019 | 10:51 | Kategorie:
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Kommt das „Flugschämen“?

Der „Falter“ ist nicht gerade ein Massenblatt. Aber oft hat man schon Gespür für Trends gezeigt, die sich in der Folge durchgesetzt haben. Vor kurzem hat er als Titelgeschichte die Frage gestellt: „Darf ich noch fliegen?“

Geht man etwas aufmerksam durch die jüngst veröffentlichten Geschichten über das Reisen, so ist einiges an Skepsis gegenüber Flugreisen erkenntlich. Da philosophiert ein EU-Abgeordneter über ein mögliches Verbot von Kurzflügen. Selbst die AUA räumt der Bahn auf der kurzen Strecke gute Chancen ein und empfiehlt sie sogar. Mittlerweile gibt es auch eine Facebook-Seite, die sich für eine freiwillige Enthaltsamkeit bei Flugreisen einsetzt und den flugfreien Urlaub propagiert.

Angesichts der aufgrund des Klimawandels wieder heftiger diskutierten Flugemissionen ist natürlich auch die Frage mehr als berechtigt, warum gerade Flugbenzin von einer Besteuerung ausgenommen ist. Auch die direkte Förderung von Flugbewegungen um unrentable Provinzflughäfen zu mehr Frequenz zu verhelfen, wird zu Recht in Frage gestellt.

Das in Schweden erstmals als Phänomen aufgetauchte „Flugschämen“ breitet sich aus und wurde auch durch den Auftritt Greta Thunbergs breit diskutiert. Das hat in Schweden schon zur Einstellung einiger Flugverbindungen und der Bahn zu einem unerwarteten Umsatzzuwachs verholfen.

Es wird also bald nicht mehr als cool angesehen, wenn man seine Social-Media-Freunde davon informiert, dass man in Frankfurt auf seinen Anschlussflug nach Rio wartet. Applaus holt man sich dann eher ab, wenn man den Nachtzug nach Köln nutzt und erzählt, dass es bemerkenswert bequem war und die Fahrt bis direkt ins Stadtzentrum sich als sehr angenehm herausgestellt hat.

Was Politiker über Jahre nicht zusammengebracht haben, nämlich durch eine verursachungs­gerechte Besteuerung der Verkehrsträger für Steuergerechtigkeit zu sorgen, das erledigen vielleicht die Flugkunden durch eine Veränderung ihres Reiseverhaltens.

Allerdings brauchen Piloten und Stewardessen noch nicht um ihre Jobs bangen: Auch wenn die Europäer etwas weniger fliegen sollten, die Zunahme an Passagieren, die in Indien und China bald auch ein Flugzeug besteigen werden, wird damit wohl nicht aufzufangen sein. Derzeit fliegen etwa vier Milliarden Fluggäste pro Jahr. Diese Zahl sollte sich – wenn die Prognosen zutreffen sollten – in den nächsten zwanzig Jahren verdoppeln.

 

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