22. August 2011 | 11:42 | Kategorie:
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Kleinschigebiete fördern – aber wie?

Jetzt ist endlich Sommer – und in Tirol wogt die Diskussion um die Förderung der Kleinschigebietedurch die Medien! Mitverantwortlich für das Aufflammen dieser Diskussion – eigentlich seit Jahren ein Dauerbrenner – ist die kürzlich erfolgte Verabschiedung der überarbeiteten Tiroler Seilbahngrundsätze.


Die beiden erkennbaren politischen Grundpositionen sind die Forderung nach genereller Unterstützung der Kleinschigebiete durch die großen Bergbahnen einerseits und die Gründung einer Art Auffanggesellschaft unter maßgeblicher Beteiligung des Landes andererseits. (Ähnlich wie dies in Niederösterreich zur Rettung von Schigebieten der Fall ist.) Die Meinungen dazu sind unterschiedlich, in der Seilbahnwirtschaft ebenso wie in der Politik.

Tragfähige und Identität stiftende Lösungen schauen vermutlich differenzierter aus und liegen zwischen diesen beiden Polen. Vorangestellt sei zunächst, dass es in Tirol so wie in anderen österreichischen Bundesländern eine Förderung speziell für Infrastrukturmaßnahmen in Kleinschigebieten gibt, allerdings ist eine gewisse finanzielle Grundlage notwendig, um die Förderung überhaupt abholen zu können. Den Kleinschigebieten fehlt es aber nicht nur an Geld, sondern vielfach auch am nötigen Know-how und an Managementqualitäten, eine Tatsache, die bei nachhaltigen Lösungsansätzen ebenfalls zu berücksichtigen ist.

Dass die großen Schigebiete nicht einfach pauschal zahlen wollen und keine Lösung nach dem Gießkannenprinzip möchten, ist aus verschiedenen Gründen nachvollziehbar, nicht zuletzt auch aus Sicht des Wettbewerbs zwischen den Bergbahnen. Wenn schon Förderung bzw. Unterstützung, dann zielt das Interesse eines großen Bergbahnunternehmens auf sein unmittelbares geographisches Einzugsgebiet ab, weil dort mit der Unterstützung kleiner Schigebiete ein Beitrag zur Nachwuchsförderung und zur Stärkung anderer touristischer Strukturen geleistet wird (z.B. Bettenangebot). Dafür gibt es bereits funktionierende und durchaus unterschiedlich gestaltete Modelle. Hier vier Beispiele, wobei sich die Auflistung noch ein schönes Stück weit fortsetzen ließe:

  • Das große und hoch gelegene Schigebiet, das, in einer in seinem Einzugsgebiet gelegenen Gemeinde, den Dorflift im Pachtwege betreibt und in sein Management integriert.
  • Das erfolgreiche Bergbahnunternehmen, das beim kleinen Schigebiet im Nachbarort Gesellschafter ist, dort sein Know-how einbringt und auch einen Teil der Abgänge abdeckt. Das erfolgt natürlich in der Absicht, mit dem Kleinschigebiet auch den zugehörigen Bettenbestand zu erhalten.
  • Ein Big Player der Branche, der durch Millioneninvestitionen in ein vorgelagertes Schigebiet dessen Modernisierung ermöglicht und dessen Marktfähigkeit gesichert hat. Damit hat der Große auch einen maßgeblichen Beitrag zum Gesamtangebot und zur Gesamtqualität der Destination geleistet, was ihm ja auch selbst wiederum zu Gute kommt.
  • Der Schipasspool, dem Schigebiete unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Preisniveaus angehören, der angesichts der Bedeutung der Kleinschigebiete für die Nachwuchsarbeit an diese mehr Poolmittel ausschüttet, als es ihren Ticketpreisen entsprechen würde.

Bei allen Diskussionen um die Förderung und Unterstützung kleiner Schigebiete darf nicht übersehen werden, dass der Prozess der Strukturbereinigung schon lange eingesetzt hat und früher oder später voll durchschlagen wird. Schließlich haben sich ja auch viele Rahmenbedingungen grundlegend geändert, sei es in der Wirtschaft, in der Gesellschaft oder bei den Umweltfaktoren (z.B. Klima). Vor diesem Hintergrund macht es durchaus Sinn, sich im  Sommer Gedanken über die Zukunft von Kleinschigebieten zu machen, weil dann bereits im nächsten Winter die ein oder andere neue Lösung zur Umsetzung gelangen kann.

24. August 2011, 15:29

Herrn Haimayer argumentiert in seinem aktuellen Blogbeitrag v.a. „angebotsorientiert“. Ergänzend dazu sollte das Thema Kleinskigebiete auch von der Nachfrageseite aus analysiert und betrachtet werden.

Sämtliche Einrichtungen und Betriebe, die zukunftsfähig sein wollen, müssen in erster Linie einen spezifischen Markt bzw. eine entsprechende Nachfrage verfügen und diese bedienen. Das sollte auch für Kleinskigebiete gelten. Solange daher Kleinskigebiete in Gebieten mit hoher Angebotsdichte (wie in vielen zentralen Alpenbereichen) nur reine „Mee-too“ Anbieter sind, macht es wohl auch kaum Sinn, ihre Existenz durch Umverteilung oder öffentliche Beiträge zu unterstützen.

Marktseitig, aber auch volkswirtschaftlich, sind sie meines Erachtens primär in folgenden beiden Fällen zweckmäßig:

– Gebiete, die im Umfeld von Ballungsräumen durch ihre kompakte Struktur geringere preisliche aber auch angebotsseitige Einstiegsbarrieren (wer braucht schon als Beginner ein Großraum-Skigebiet) bieten (z.B. in Niederösterreich)

– Anbieter, die – durchaus auch im Umfeld starken Wettbewerbs – durch eine eigenständige Positionierung spezifische Nachfrage- bzw. Zielgruppenbedürfnisse befriedigen und sich damit aus dem direkten Wettbewerb mit den größeren Skigebieten nehmen (z.B. das Nageleköpfel in Piesendorf/Salzburg. oder der „Abschlepper“ in Fieberbrunn http://www.abschlepper.at)

Es sollte künftig weniger eine – aus einer Mitleidsemotion resultierende – generelle Unterstützung für Kleinskigebiete geben. Vielmehr scheinen öffentliche, aber auch unternehmerische Anreize und Unterstützungen für jene „Davids“ der Bergbahnbranche zweckmäßig, die den Markt nicht versuchen krampfhaft mit den gleichen Instrumenten und Methoden wie die „Goliaths“ zu bedienen, sondern sich in einem neuen Selbstbewusstsein und aktiven Engagement auf machen, um durch mutige, eigensinnige und eigenwillige Strategien zu überzeugen. Durch solche Innovationen könnte die Berg- und Wintersportbranche gesamthaft profitieren.

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