Ist die Lage im Tourismus wirklich so schlimm?
Eine neue OECD-Studie stellt Österreichs Arbeitsplätzen ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Und darin soll in hohem Ausmaß der Tourismus schuld sein!? Miserabel schneidet in der Studie Österreich in puncto Arbeitsanforderungen (Arbeitszeiten, Druck, psychische und physische Belastungen) ab. Im Durchschnitt dieser Faktoren landet Österreich nur auf Platz 27 von 32 Ländern. Der Leiter der OECD-Abteilung für Soziales und Beschäftigung wie auch Koautor der Studie hat gleich Erklärungen parat: Die relativ hohe Bedeutung des Tourismus für die heimische Wirtschaft und „dort sind die Arbeitsbedingungen natürlich fürchterlich“.Ja, wir sind ein Tourismusland. Alle wollen 7 Tage die Woche 24 Stunden in den Unterkünften gut betreut werden. Kulinarisch wollen wir rund um die Uhr verwöhnt werden, nach dem Konzert, nach der Oper noch eine warme Mahlzeit. Das Service-Personal soll jeden Wunsch von den Augen ablesen, dazu noch in mehreren Sprachen parlieren. Der Gast ist nicht immer geduldig und entgegenkommend. So wie man in den Wald hineinruft, so hallt es oft – natürlich sollte es nicht – zurück. Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist ein zutiefst personalintensives Geschäft. Wo Menschen sind, da „menschelt“ es. Jeder hat irgendeine Erfahrung hinsichtlich Gastlichkeit gemacht, während in Industriebetrieben Mitarbeiter nicht so für jedermann in der Auslage stehen. Tourismus kann man nicht „outsourcen“, man kann Landschaft, Berge, Sehenswürdigkeiten in grosso modo nicht verlagern. Gut so, auch wenn der Tourismus nicht als die produktivste Branche angesehen wird, so sichert sie doch viele Arbeitsplätze und trägt wesentlich dazu bei, dass viele Täler besiedelt sind und prosperieren. Seien wir doch stolz, in einem schönen Umfeld leben und arbeiten, Menschen verwöhnen, ja glücklich machen zu dürfen. Unternehmen mit glücklichen Tourismusmitarbeitern vor den Vorhang bitte! So ein Image mit den „fürchterlichsten Arbeitsbedingungen“ in einem der schönsten Ländern der Welt hat der Tourismus nicht verdient. Und mit solchen „Statements“ wollen wir, dass sich Gäste aus nah und fern für Österreich begeistern!?
A propos aus der besagten OECD-Studie: Platz 19 von 32 belegt Österreich bei der Qualität des Arbeitsumfeldes hinter Großbritannien, den USA, Estland und Mexiko. Am besten schnitt Schweden, Norwegen, Neuseeland, Irland, Finnland und die Schweiz ab. Aus: Die Presse am Sonntag, 14. September, S. 17.
Schade!
Schade, dass hier mit den üblichen Stereotypen geantwortet wird. Kaum gibt es irgendwo Kritik an „den Arbeitsbedingungen“ im Tourismus, kommen die Killerargumente der Arbeitsplatzerhaltung in den Tälern, und dem Wir-lassen-und-doch nicht-schlechtreden. Natürlich ist nicht ‚der Tourismus‘ schlecht oder seine Arbeitsbedingungen generell, aber es ist nun mal nicht die erste Studie die auch zeigt, dass es Verbesserungspotential gibt. Warum also nicht lieber hinsehen, WO es krankt und dort mit konkreten Verbesserungen ansetzen. Mit dem Ziel, dass der Tourismus auch in den nächsten Jahren noch die Talschaften erhalten kann und die Gäste – auch wegen zufriedener MitarbeiterInnen nach Österreich kommen.
Wenn man mit jungen und gut ausgebildeten Mitarbeitern in der Branche redet kann man trotz der schönen Worte nur sagen: Ja, die Lage ist so schlimm.
Die ÖsterreicherINNEN sind eben fleißig ,tollerant und beseelt die Gastfreunschaft zu leben!
Wir werden von allen Nachbarstaaten beneidet.
Von Statistiken halte ich persönlich nicht allzuviel,aber das muß halt auch sein.Nur von welcher Sichtweise werden diese erstellt,das ist die Frage?
Heute kann sich(faßt) jeder Mitarbeiter aussuchen ,wieviel und wie lang er arbeiten möchte.
Ob Kollektiv oder richtiges Geld verdienen,wie in vielen Wintersport- und Sommersportorten möglich ist.
Teilzeit,oder 5/6 Tagwoche mit Überstunden,oder ohne.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer besprechen dies bei den Einstellungsgesprächen.Schwarze Schafe gibt es bei beiden Seiten immer wieder.Der Österreichische Tourismuß lebt von seiner Herzlichkeit und Freude mit Menschen zu arbeiten
Ein Aspekt und das ist wohl einer der wichtigsten, ist bisher nicht erwähnt worden.
Die Basis für eine mögliche ordentliche Behandlung der Mitarbeiter ist, dass die Betriebe ordentliche Erträge wirtschaften weil eine intellegente nachhaltige Form des Tourismus betrieben wird. Bei Betrieben und Regionen die noch im undifferenzierten Massentourismusgescchehen stecken, geht eine Negativspirrale los, die Mitarbeiter, Lieferanten und letztendlich auch die Betreiber schädigt.
Insgesamt muss ich sagen, dass die Situation sich gerade in den Spitzenbetrieben in den letzten Jahrzehnten sehr zu Gunsten der Mitarbeiter verbessert hat und professionelle Unternehmer erkannt haben, dass die Ressource Mitarbeiter und deren Zufriedenheit die Grundvoraussetzung für Erfolg beim Gast ist.
kann herrn Wallmann nur recht geben; aber um die Situation zu verbessern, muss die Wertschöpfung erhöht werden, oder es machen in Zukunft iRobots die Arbeit.
Kommentar 1 sollte eine Saison einen Betrieb pachten, damit er mitreden kann. Verurteilen ist immer leicht, aber weiss er vermutlich auch, wie sauer die einheimischen Mitarbeiter sind auf die Kollegen aus den neuen Eu-Ländern sind, welche gesetzlich FAST dasselbe verdienen müssen, aber von Einstellung, Ausbildung und Deutschkenntnis oft die Einheimischen LEIDER den Ausgleich schaffen müssen.
Handwerker in Tourismusregionen machen im Herbst teilweise keinen 6. Tag mehr, da dem Arbeiter ohne Schwarzzahlung nichts übrig bleibt.
Neue Selbständige, welche ein Lokal eröffnen, kriegen vom Steuerberater zu Beginn den Hinweis, einen ordentlichen Teil schwarz machen zu sollen, damit sich alles ausgeht!! Das sind die Ergebnisse unseres Sauhaufens der Politik mit der Überverwaltung in allen Bereichen; nicht zu vergessen das Finanzsystem mit Konzernen und Investmentbanken, welche uns täglich für deren Gewinn arbeiten lassen.
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