Investitionen schaumgebremst
Die Tourismuswirtschaft hat die jüngsten Wirtschaftskrisen bisher mit nur leichten Schrammen überstehen können. Die Reisefreude des Publikums blieb nahezu ungebrochen, nur bei der Höhe der Ausgaben gab man sich etwas zurückhaltend. Da war es dann auch nicht verwunderlich, dass sowohl Hotellerie als auch Gastronomie wenig zögerlich bei Investitionen war. Die Veränderung der Verschuldung (lt. Großkreditevidenz der OeNB, ein objektiver Indikator für die Investitionstätigkeit) zeigte auch im Krisenjahr 2009 eine Dynamik, die deutlich über der Gesamtwirtschaft lag. Noch gute Ertragslage der Unternehmen, ein rasch verabschiedetes Konjunkturpaket und die Hoffnung auf eine kurze Abschwungphase mögen dafür verantwortlich gewesen sein.Im Jahr 2010 hofften alle, dass der Silberstreif am Horizont von Dauer sein würde und die gesamte Wirtschaft und in verstärktem Umfang die Tourismuswirtschaft strotzten vor Optimismus, der auch noch bis Mitte 2011 anhielt. Aber mittlerweile ist eine deutliche Abnahme bei Investitionen erkennbar und erstmals zeigt sich die Tourismuswirtschaft sogar weniger dynamisch als die Gesamtwirtschaft.
Die negativen Wirtschaftsaussichten sind somit auch im Unternehmerverhalten angekommen. Es nützen auch niedrige Nominalzinsen nichts, wenn angesichts des unklaren Ausgangs von Griechenland- und Staatsschuldenkrise Optimismus und die Zuversicht fehlen und sich drohende Veränderungen in den Rahmenbedingungen für Finanzierungen (Basel III) abzeichnen. Objektiv gesehen gibt es wenig Grund dafür die Lage anders einzuschätzen als vor drei Jahren. Tatsächlich breitet sich jedoch angesichts der europäischen Ratlosigkeit scheinbar erstmals Pessimismus aus unter dem bald auch Professionisten und Zulieferer leiden werden.
Die Krise ist eine Systemkrise und wurde in den vergangenen Jahren nur „schöngeredet“. Grundsätzlich sind Hoffnung und Optimismus eine sehr gute Sache. Jedoch ist Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit die verwegenste Form der Tapferkeit. Die zahlreichen Opportunisten, das sind die, die sich meist (leider) auf der Bühne im Rampenlicht feiern lassen, woll(t)en die Fakten nicht hören, die Tatsachen nicht sehen. Man muss ja die Kunden bei Laune halten. Und auf einmal sind alle ratlos…
In Deutschland scheint sich die Wirtschaftskrise – die ja doch eher eine Banken- bzw. allgemeine Schuldenkrise ist – bislang sogar positiv für den dortigen Tourismusmarkt auszuwirken.
Zumindest verzeichnen die hiesigen lokalen Tourismusbehörden und -Büros steigende Übernachtungszahlen. Und das nicht nur in der Hochburg Berlin, sondern – gerade was inländische Gäste anbelangt – mehr und mehr auch in den ländlichen Gebieten, die langezeit als wenig „sexy“ galten, und von daher nur verschämt als Reiseziel genannt wurden.
Heutzutage ist es fast schon wieder „hip“, in den Schwarzwald oder an die Ostsee zu reisen.
Der Beitrag hat die Situation zum Jahresende dargestellt. Mittlerweile sind die Unternehmer wieder etwas investitionsfreudiger geworden, wobei allerdings die zögerliche Haltung der Banken bei Langfristfinanzierungen etwas dämpfend wirkt.
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