10. April 2012 | 18:38 | Kategorie:
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GOP im Sinkflug

Seit Jahren hat sich der GOP (Gross Operating Profit) als die Kennzahl etabliert, mit deren Hilfe die wirtschaftliche Führung von Hotel- oder Restaurantbetrieben beurteilt werden kann. Da etwaige Zinsbelastungen oder Pachtzahlungen noch nicht berücksichtigt sind, ist diese Kennzahl auch gut geeignet, die Wirtschaftlichkeit durchaus unterschiedlich mit Kapital ausgestatteter Unternehmen zu vergleichen.

GOP in % der Einnahmen

Derzeit beträgt der Medianwert des GOPs 22,7 % der Einnahmen. Das bedeutet, dass 50 % der Unternehmen einen niedrigeren und genauso viele einen höheren GOP erzielen werden. Allerdings hat dieser Wert im Jahr 2000 25 % der Einnahmen betragen. Und es ist  bedauerlich, dass der GOP in Relation zum Umsatz einer fortgesetzten Erosion ausgesetzt war und laufend zurückging. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Preise nicht im erforderlichen Umfang angehoben werden konnten, um die Inflation der Kosten aufzufangen. Dazu kommt, dass die leichte Zunahme der Auslastung und die bescheidene Anhebung der Preise mit einem immer größeren Einsatz an Anlagevermögen und damit Investitionen erkauft werden muss, was sich zwangsläufig negativ auf die Rentabilität des eingesetzten Kapitals auswirkt.

Schuhmacher verweist auf Strategiedefizite, die dazu führen, dass ein Viertel der Unternehmen heute weniger als 15 % an GOP erzielen. Sie drohen aus dem Markt zu fallen und haben Schwierigkeiten, dringend nötige kleine Investitionen zu finanzieren. Sie flüchten oft in kurzfristigen Aktionismus, um Auslastung um jeden Preis zu erreichen.

Bei aller Sorge um diejenigen, die drohen den Anschluss zu verlieren, aber es gibt sie noch – die Stars. Immerhin mehr als ein Viertel der Unternehmen erzielt mehr als 33 % an GOP und arbeitet unverzagt an der Umsetzung ihrer langfristigen Unternehmensstrategie. Die gemeinsamen Eigenschaften dieser Hoffnungsträger sind: Lage in einer Region, die schwerpunktmäßig vom Wintertourismus lebt und meist mit Schneesicherheit punkten kann (Arlberg, Ischgl, oberes Ötztal, Obertauern), enormer Einsatz der Familie oder langfristiger Aufbau und Erarbeitung eines unverwechselbaren Angebotes, das die Preisdurchsetzung erleichtert und unabhängig von Rabattschlachten macht.

12. April 2012, 9:46

Servus Franz,

wieder mal sehr interessante Zahlen. Vielleicht kannst Du mir die Frage beantworten, warum eigentlich nur in der Hotelerie der sonst in Europa nicht so übliche Terminus „Gross Operating Profit“ verwendet wird?

Sowohl in der Bilanzierung, als auch im Controlling arbeiten ja in anderen Branchen so gut wie alle Kanzleien eher mit EBITDA als Basis für vergleichende Rentabilität-Kennzahlen.

12. April 2012, 14:35

Lieber Franz,
es wohnt ja doch ein kleiner Journalist in dir. „GOP im Sinkflug!“ Wir haben unsere Datenbank gecheckt und mit euren Daten verglichen. Klar, wir haben vielleicht etwas unterschiedliche Kunden. In unserer Datenbank sind keine bis wenige Krisenbetriebe – vorwiegend erfolgreiche Hotels. Und wir bereinigen die Instandhaltungen, da dort oft versteckte Investitionen das Bild verfälschen. Wie auch immer fällt mir auf:
1. Auch die ÖHT-Langfrist-Analyse zeigt nicht wirklich einen Sinkflug. Du startest mit dem Jahr 2000 und so enteht natürlich ein Abwärtstrend, weil von 1999 auf 2000 die Werte stark steigen. Über 30 Jahre gesehen ist laut ÖHT-Zahlen der GOP von ca. 25 % auf ca. 23 % gesunken.
2. Unsere Kohl & Partner Langfrist-Analyse (4-Sterne-Ferienhotellerie) von 1995- 2010 (also 15 Jahre) zeigt GOPs von 24,1 % (1995) bis 25,9 % (2010) mit Pendelbewegungen. Der Mittelwert über die 15 Jahre liegt bei 25,6 %.
3. Je besser positioniert das Hotel ist, desto besser ist der GOP – das lässt sich belegen. Und jene, die laufend am Controlling arbeiten, haben über Jahre ihren GOP deutlich verbessert, berichtet unsere Controllerin.
4. Wir filtern unsere Daten alleine in der 4-Sterne-Hotellerie nach 6 Betriebstypen. Wirklich interessant wird dann der Blick ins Detail.
Besten Gruß, Manfred

12. April 2012, 21:11

GOP / EBITDA

Die beiden Zahlen sind sich in ihrem Wesensinhalt sehr ähnlich aber nicht perfekt gleich. Der GOP beinhaltet den Überschuss der operativen Einnahmen über die operativen Ausgaben ohne Berücksichtigung von beispielsweise Versicherung der Immobilie oder Pacht- bzw. Leasingaufwendungen. Er ist jene Größe für die bei einem Hotelmanagementvertrag der Betreiber verantwortlich ist. Dieser ist nun einmal nicht für die Kosten der Finanzierung, Leasingausgaben und auch nicht für Gebäudeerhaltung oder -versicherung rechenschaftspflichtig und sein Honorar wird daher auch von der Größe vor Abzug dieser Ausgaben – d.h. vom GOP berechnet.

12. April 2012, 21:22

GOP im Sinkflug: Es ist der SInkflug vielleicht eine sanfte Übertreibung, aber die Absicht war auf das lt. unseren Daten sinkende Ergebnis hinzuweisen und zu mehr Controllingaktivitäten und Sparsamkeit anzuregen. Dabei ist festzustellen, dass die Daten nicht verändert sondern so verarbeitet werden, wie sie von den Kunden angeliefert werden. Dabei ist tatsächlich bei einem nicht ganz unwesentlichen Teil auch ein erhöhtes Verbuchen von Instandhaltungsaufwendungen festzustellen, die wohl in einigen Fällen Investitionscharakter haben. Das haben wir allerdings schon immer so gemacht und daher sollte der sinkende Trend zum Nachdenken geben umso mehr als er sowohl in der Drei- als auch in der Vier/Fünf-Sterne-Hotellerie festzustellen ist.

Das Ausmaß des Rückganges ist derzeit noch nicht dramatisch aber in einer Zeit, wo seit dem Jahr 2000 die Kosten stärker gestiegen sind als die Einnahmen (vor allem Energie und Werbung, Internet, Social-Media) ist dem Phänomen des knapperen Betriebsüberschusses doch Beachtung zu zollen.

Da auch festzustellen ist, dass gerade jene Unternehmen, die eine knappe (Winter)-Saison fahren die höchsten Überschüsse erzielen, ist auch die Ausdehnung der Saison um jeden Preis zu überdenken. Sie ist wohl im Sinne der Beschäftigungspolitik aus volkswirtschaftlichen Gründen wünschenswert jedoch aus einzelbetriebswirtschaftlicher Sicht nicht immer ergebnisverbessernd.

Um Schnitzler zu bemühen: „Ein weites Land“ – für Controllingaktivitäten, Einsparungen, Optimierung der Öffnungszeiten, Überdenken der Marketingausgaben, Anlegen neuer Kommunikationsstrategien, verbesserte Positionierung, etc.

13. April 2012, 10:21

Kennzahlen sind teils wirklich verwirrend. Es kommt oftmals vor, dass man die Bedeutung einfach nicht versteht oder der Kennzahl eine falsche Berechnung zugrunde legt.
Der GOP (Gross Operating Profit) ist eine wichtige erfolgsabhängige Kennzahl und gibt Auskunft über die Kapitaldienstfähigkeit eines Unternehmens. Der GOP bildet oftmals die Basis für Vergütungskomponenten bei Pacht- oder Managementverträgen. Der Begriff GOP stammt aus dem USALI (Uniform System of Accounts for the Lodging Industry), der 1926 von Horwath entwickelt wurde und als internationaler Standard für die Hotelbetriebsabrechnung gilt.
Bei USALI werden die Abteilungsergebnisse (Beherbergung, F&B, Spa, etc.) einer gesonderten Bewertung unterzogen. Die Umsätze der einzelnen Abteilungen ergeben den Rohertrag. Abteilungsweise zieht man die Gemeinkosten – aufgeteilt in Personalkosten, Sachkosten – ab. Danach kommen nicht operative Abteilungen (Verwaltung, Marketing&Sales, Energie, Technik). Das hat den großen Vorteil, dass man so die einzelnen Abteilungen wirklich messbar und vergleichbar (Benchmark) machen kann.
Das Ergebnis dieser Berechnungsweise ist der GOP (Net income before fixed charges).
Kosten wie Miete, Pacht oder Managementgebühren, Leasing, AFA, Zinsen, Kosten das Gebäude und die Liegenschaft betreffend (z.B. Versicherungen, Instandhaltung und Rücklagen) bilden das Adjusted GOP (Net Operating Income).

Der große Vorteil von USALI ist, dass man so eine hohe Aussagekraft über die tatsächliche Wirtschaftlichkeit treffen kann und entsprechend leicht Probleme analysieren und gezielt optimieren kann. Daher setzen auch wir für unsere Kunden und weltweit fast alle Hotelkonzerne auf USALI.

Für einen höheren GOP gilt es nicht nur auf Kostenseite zu optimieren, sonder auch richtige Preise zu kalkulieren. Eine effiziente Waffe in der Kalkulation für unsere Kunden ist das Wissen um die Preisuntergrenze (fix, variabel und absolut). Die Kennzahl veranschaulicht dem Unternehmer auf relativ einfache Art und Weise wie wirtschaftlich seine Preispolitik ist oder wann er ein Geschäft ablehnen soll, da er nicht mehr deckend arbeitet. Meist zeigt sich bei der Analyse, dass die Preise vom Nachbarn abzuschreiben und/oder eine hohe Auslastung nicht Garant für wirtschaftliches Arbeiten – also Kapitaldienstfähigkeit ist.

Controlling gibt somit mehr Sicherheit am Ende des Tages und Herr Hartl freut sich über einen höheren GOP berichten zu können.
Gute Geschäfte!

13. April 2012, 12:38

Zu Franz Hartl:
Den warnenden Hinweis auf den notwendigen scharfen Blick auf die Kosten kann ich nur unterstreichen! Ein guter GOP braucht clevere Positionierung + robuste Strategien + Kostendisziplin.

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