20. Februar 2013 | 08:49 | Kategorie:
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GOP im Sinken

Nach den erfreulichen Ergebnissen der Nächtigungsbilanz des vergangenen Jahres wird zu recht immer wieder darauf hingewiesen, dass der eine oder andere Wermutstropfen noch zu schlucken sind wird. Eines der demnächst aufbrechenden Problemfelder betrifft die künftigen Erträge.

Bisher war nur die Umsatzrentabilität (Gross Operating Profit in Relation zu den Einnahmen) rückläufig, während aufgrund des Umsatzwachstums der Unternehmen und der Inflation der GOP in absoluten Ziffern zugenommen hatte. Jetzt sinkt erstmals der GOP auch absolut und damit ist der Liquiditätszustrom in die Kasse der Unternehmen kleiner geworden. Das kann rasch fatale Auswirkungen auf die Zahlungsfähigkeit haben. Diese Zahlen gelten nicht nur für Wien, das einem zunehmenden Überangebot entgegensteuert, sondern betreffen vor allem die Saisonhotellerie.

2010

2011

GOP/Zimmer 3-Stern-Kategorie

4.923

4.820

GOP/Zimmer 45-Stern-Kategorie

8.744

8.635

Als Hauptproblem sind die nicht kostendeckenden Preise anzusehen, die am Markt zu erzielen sind. Dabei sind die durch das Internet verursachte verbesserte Transparenz und die von den verschiedenen Suchmaschinen­betreibern eingeforderten Provisionen mit ein Grund. Kostenfaktoren wie Personalaufwand, Energie und der gestiegene Vermarktungsaufwand sind ebenso verantwortlich für das sinkende Ergebnis.

Im vergangenen Jahr wurde das rückläufige operative Ergebnis von den ebenfalls gesunkenen Zinsen mehr als wettgemacht. Aber bei mittlerweile langsam steigenden Fremdkapital­kosten werden die aus sinkender Umsatzrentabilität resultierenden Probleme bald sichtbar werden.

Hat das bisherige Augenmerk der Unternehmer offenbar vor allem dem Halten und Steigern der Auslastung gegolten, so ist in Zukunft die Preisdurchsetzung in den Mittelpunkt zu stellen. Gelingt es den Unternehmenskapitänen nicht die Erosion der Erträge aufzuhalten, wird eine Branche, die sich in den vergangenen Krisenjahren hervorragend geschlagen hat, demnächst mit hohen Wellen konfrontiert sein.

20. Februar 2013, 10:05

Volltreffer! Ja, Franz, diese Entwicklung kann ich nur bestätigen. Die Masse der Hotels – und dafür stehen deine Durchschnittswerte – erleidet diese GOP-Erosion.

Allerdings trennt sich Spreu vom Weizen. Gut positionierte und gut geführte 4-Sterne-Hotels erreichen laut Kohl & Partner Kunden-Benchmarks im Schnitt (!) € 11.600,-, Spitzenbetriebe 15.000-20.000 und vereinzelte Ausnahmehotels sogar noch mehr! Diese Hotels haben sich strategisch gut positioniert, setzen auf Leistungswettbewerb und praktizieren eine clevere Preispolitik. Ohne innovative Preisstrategien wird es kein Wachstum geben. Das war auch der Grund, warum wir eine „Preisbibel“ veröffentlicht haben.

Wenn Hoteliers vom „Ergebnis“ reden, dann ist das leider noch immer die Auslastung. Wie viele Hoteliers können aus dem Stand den „GOP pro Zimmer“ sagen? 20 %?

Die Schlussfolgerung aus diesen Entwicklungen kann nur sein: (1) zielgerichtet investieren, (2) anders als die anderen sein und (3) konsequente GOP-Orientierung.

20. Februar 2013, 10:10

Nachsatz für alle Hoteliers, die sich gerne an Richtwerten orientieren:
€ 10.000 GOP / Zimmer ist ein brauchbarer Richtwert für gut geführte, marktgerechte 4-Sterne-Hotels.

20. Februar 2013, 10:46

Um zu zeigen, dass es auch anders geht: Das obere Quartil der 4- bzw. 5-Stern-Hotellerie erreicht EUR 14.400/Zimmer und die 3-Stern-Betriebe immerhin EUR 8.600 und 25 % der Kollegen erreichen sogar Werte, die darüber sind.

Aber trotzdem: Einge müssen in letzter Zeit stark unter Druck gekommen sein.

21. Februar 2013, 4:21

Kann dem allen nur zustimmen!

23. Februar 2013, 10:24

Wie weit entfernen wir uns den eigentlich noch von unseren Werten. Die verwendeten Ausdrücke sind ein fabelhaftes Beispiel dafür. Österreich – Natur = Einfach! Die Berechnungen sind gut und schön – bringen aber nicht mehr Umsatz sondern verkomplizieren das Leben! Es wird alle erwischen, die auf diesen Zug der Betriebsberater aufspringen denn diese Spirale und auch die Denkweisen haben mit der Praxis nichts am Hut! Hätti wari homa oba net passt wohl am besten zu diesen hochgesch… Devisen!
Wir sollten uns in Österreich dazu besinnen am Boden zu bleiben und mit unserer wunderbaren Natur zu gehen anstatt uns zu „verwesterneisen“. Die Natur gibt es vor, geht man mit ihr wird man ein einfaches und unkompliziertes Leben und Geschäft führen – nur muß man auch darauf vertrauen und das ist vielen von meinen Kollegen absolut zu Recht verloren gegangen, da sehr viele sich in unglaubliche Investitionen reintheatern haben lassen. Schönreden können diese Macher alles, die Realität sich wahrlich anders aus. Verdient haben sich die eine goldene Nase, welche diese Schrottideen verbreiten. Legal ist es – sollte es aber nicht sein!
Die Natur würde diese Vorgänge nie zulassen!
Wir leben absolut gut und ehrlich damit – Jeder kann es und sollte es auch tun!

25. Februar 2013, 8:32

Hartl wie Kohl haben recht! Nur bestens positionierte Betriebe mit permanenten Innovationen und Kostendisziplin werden sich am Markt behaupten. Die günstigen Zinsen geben vielen Betrieben noch eine Verschnaufpause, wie lange, wird sich weisen. Neben Preisstrategie wird noch konsequenter auf Kosten zu achten sein, und hier sind es in unserer Branche zum 1. die Mitarbeiterkosten, zum 2. die MA Kosten und zum 3. die MA Kosten. Dennoch brauchen wir hier die Besten MA, um uns zu differenzieren. Also, an die Arbeit meine lieben Kollegen, der Tag ist noch jung!

25. Februar 2013, 9:12

Berater pauschal zu beurteilen finde ich nicht ganz korrekt. Die meistn kommen selbst aus der Hotellerie und haben durch eine Vielzahl von betreuten Betrieben eine sehr gute zusätzliche Basis, um Vergleiche anzustellen.

Die Schlussfolgerung von Hr.Dr.Kohl ist perfekt, kurz und prägnant:

„…..kann nur sein: (1) zielgerichtet investieren, (2) anders als die anderen sein und (3) konsequente GOP-Orientierung.“

Wo ist aber die GOP Orientierung, wenn man bei Hot Deals, Smart Deals, Last Minutes etc die netto Hotel Preise überschlägt: da bleibt pro Zimmer häufig zu wenig übrig. Man kann schon von reinem Geldwechsel sprechen, Geschäft ist das oftmals nicht mehr. Da sind aber nicht die OTAs schuld.
Herr Moerisch spricht die MA Kosten an: hier ist Planung alles. Daher plädieren wir – wenn schon Aktion – für Frühbucher Aktionen statt Last Minute. Da kann ich meinen MA Einsatz noch rechtzeitig planen. Bei vergünstigten Last Minutes muß ich kurzfristig MA einstellen, fallweise ggf zu höheren Preisen, weil einfach notwendig. Das wirft eine KR im MA Bereich dann völlig aus der Bahn.
Im Mittelpunkt der Tätigkeit steht also die MA Planung u der MA Einsatz samt einer Cash Flow Analyse – neben der Sales Tätigkeit.

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