Faszination Fels
Dass Berge einen besonderen Reiz auf die Menschen ausüben, war im Lauf der Geschichte immer wieder zu beobachten. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die großen alpinen Vereine gegründet und Wege und Schutzhütten im Gebirge gebaut. Die Faszination Fels ist bis heute ungebrochen, was nicht zuletzt das Klettern als Trendsportart beweist. Mit wichtigen Implikationen für den Tourismus …
Rau, hart, vielfältig und (nahezu) unverwüstlich! Fels ist ein spannendes Element, steht im krassen Gegensatz zu vielen Umwelten unserer zivilisierten Gesellschaft und gewinnt dank des Outdoor-Booms weiter an Bedeutung. Die Mitgliederzahlen alpiner Vereine steigen – in den vergangenen zehn Jahren verzeichnete alleine der Österreichische Alpenverein 133.000 Neuzugänge. Die Zahl der Kletterer explodierte in den letzten Jahren förmlich – in Deutschland sind es derzeit ca. 300.000, in Europa zwei Millionen. Die Gruppen, die sich vom Fels faszinieren lassen, sind jedoch höchst unterschiedlich und ich würde sie grob vier Bereichen zuordnen.
Klettern ist nicht gleich Klettern
Da sind einmal diejenigen, die den Fels aus sicherer Entfernung betrachten. Sie machen den größten Teil derer aus, die Faszination für die Materie Fels aufbringen. Wanderer, Radfahrer, Spaziergänger, Ausflügler – sie alle schätzen das Landschaftserlebnis und suchen Angebote, die sie in die Nähe von Berg und Fels führen. Interessant in diesem Zusammenhang ist das Phänomen der Besucherströme zu aktuellen Felsstürzen – wohl auch eine Art Faszination Fels.
Dann kommen jene, die sich über Klettersteige an den Fels heranwagen. In unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Höhenlagen, vom leichten Steig am Wasserfall bis zur anspruchsvollen Via Ferrata im hochalpinen Gelände ist hier alles vertreten. Hüttenwirte freuen sich über die Klettersteig-Begeisterten, da sie häufig genussorientiert sind und gerne kulinarische Angebote in Anspruch nehmen.
Eine weitere Gruppe bilden diejenigen, die sich in Klettergärten der Materie Fels widmen, wo mehr Seil- und Sicherungstechnik gefragt ist als am Klettersteig oder jene, die mit Bouldermatte ausgestattet in Absprunghöhe klettern. Ihre Aktivitätsräume werden vielfach durch Vereine oder Destinationsorganisationen betreut. Initiativen wie Climbers Paradise in Tirol unterstützen den mit der Kraxelei verbundenen touristischen Effekt und bringen ihn auf eine breite Basis.
Und nicht zuletzt sind da die klassischen alpinen Kletterer und die Sportkletterer, die die Herausforderung am Fels abseits der Klettergärten suchen. Bei ihnen stehen entweder das Bezwingen des Berges oder das Meistern technischer Herausforderungen im Fels im Vordergrund. Gerade die Sportkletterer bieten sich für die zuerst beschriebene Gruppe der Wanderer und Ausflügler als beliebte Beobachtungsobjekte an. Einer Seilschaft in einer hochaufragenden Steilwand zuzuschauen kann durchaus zu einem gelungenen Tag in alpiner Landschaft beitragen.
Zielgruppenorientierung
Welche Art von Faszination Fels auch immer die Menschen zu fesseln vermag – in Bezug auf den Tourismus ist Zielgruppenmanagement angesagt. Es gilt, die Gruppen, ihre Motive, ihre Bedürfnisse und ihr (Ausgabe-)Verhalten zu beleuchten und sich in der Destination für die geeignete(n) Gruppe(n) zu entscheiden, und das insbesondere vor dem Hintergrund der angestrebten Imageprägung und Positionierung sowie im Hinblick auf Produktgestaltung und Marketingaktivitäten. Denn ein Gebiet mit ausschließlich anfängertauglichen Klettergärten und Klettersteigen und ein anderes mit bekannten Sportkletterrouten werden sich wohl nicht im gleichen Special-Interest-Magazin wiederfinden wollen.
Toller Beitrag! Ich hatte schon immer Respekt vor Kletterern, Industriekletterer und allgemeinen Arbeiten am hängenden Seil.
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