15. Dezember 2008 | 12:15 | Kategorie:
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Eigenkapital in der Tourismusbranche erstmals positiv

Die Entwicklung der Eigenkapitalquote in der Hotellerie

Die Entwicklung der Eigenkapitalquote in der Hotellerie

Die Unternehmensfinanzierung hat einen rasanten Wandel erlebt und vor keiner Branche Halt gemacht. Zentrale Spielregeln wurden seit der Einführung der neuen Eigenkapitaladäquanzrichtlinien für Banken neu geschrieben. Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft war bisher sehr einseitig mit Fremdkapital finanziert. Die Chancen, als Familienunternehmen Eigenkapital zu bilden oder aufzunehmen, waren gering bzw. wurden sie auch aufgrund des reichlich vorhandenen und meist günstigen Fremdkapitals kaum genützt.

Gegen Ende der 90er Jahre wurde jedoch unter Hinweis auf die mit Basel II kommenden neuen Regulative für die Unternehmensfinanzierung von den Interessensvertretungen intensiv darauf hingewiesen, dass eine schlechte Eigenkapitalausstattung negative Folgen für die Versorgung des Unternehmens mit Fremdkapital und dessen Kosten haben würde.

Die Entwicklung der Eigenkapitalquote in der Hotellerie

Die Unternehmen haben erstaunlich rasch reagiert und schon Jahre bevor die neuen Bestimmungen verpflichtend wurden, hatte man begonnen an der Verbesserung des Bilanzbildes zu arbeiten. Wie die Graphik zeigt, ist es dann im Jahr 2007 gelungen, dass sowohl Drei- als auch Vier-/Fünf-Sterne-Unternehmen im Durchschnitt eine positive Eigenkapitalquote aufweisen. Es waren vor allem die Unternehmen mit deutlich negativem Eigenkapital, die – wenig verwunderlich – nach den Verbesserungen getrachtet haben.

Wenn untersucht wird, wie die Unternehmen diese erstaunliche Verbesserung in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld erreichen konnten, so ist eine Fülle von Maßnahmen erkennbar:

  • An erster Stelle steht die im Einzelfall wohl gewichtigste Maßnahme der Neubewertung der Aktivpositionen anlässlich einer Umgründung. Von dieser Möglichkeit wurde gerade anlässlich von Betriebsübergaben häufig Gebrauch gemacht.
  • Darüber hinaus wurden auch private Liegenschaften, die für betriebliche Zwecke genutzt waren, in die Unternehmenssphäre eingebracht und haben damit die Aktivpositionen gestärkt.
  • Der Umfang der Leasingfinanzierungen ist im Zeitraum 2000 bis 2007 um rund 30 % gestiegen. Sie verringert die Kapitalbindung und da sie das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital in der Bilanz nicht belastet, ergibt sich ein positiver Effekt auf die Bilanzstruktur und die Möglichkeit der Nutzung weiterer Kreditlinien.
  • Alternative Finanzierungen, die am langsam entstehenden Markt für Private Equity und Venture Capital angeboten werden, haben einen – wenn auch bisher noch sehr untergeordneten – Beitrag geleistet, die Eigen- und Risikokapitalausstattung zu stärken. Diese Kapitalqualitäten fließen zwar in erster Linie in Unter-nehmen mit überdurchschnittlichen Wachstumsperspektiven. Mittlerweile profitieren auch bereits einzelne Tourismusunternehmen von deren Angebot.
  • Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank GesmbH hat zusammen mit Bankpartnern einen Fonds mit Mezzaninkapital bereitgestellt, der bereits verfügbar ist. Damit wird jene Lücke abgedeckt, die sich dadurch ergibt, dass die bankmäßigen Besicherungs- und Finanzierungsmöglichkeiten ebenso ausgeschöpft sind wie die Möglichkeiten von Unternehmerseite Eigenkapital einzubringen.
  • Der erfreuliche Umfang der Verbesserung der Eigenkapitalausstattung der österreichischen Hotellerie zeigt, dass man bereit und in der Lage ist, auf notwendige Anforderungen zu reagieren.

    Aufgrund der Kleinstrukturiertheit der Unternehmen, aber auch aufgrund der mangelnden Bereitschaft der Unternehmer zur Aufnahme von Beteiligungen waren alternative Finanzierungen im Tourismus bisher eher die Ausnahme. Demgegenüber können in Zukunft neue, eigenkapitalähnliche Finanzierungen, die den Charakter von Risikokapital aufweisen und als „Eigenkapital auf Zeit“ zur Verfügung gestellt werden, helfen die Bilanzrelationen weiter zu verbessern. Sie können den Besicherungsspielraum der Unter-nehmen für anderweitige Finanzierungen freihalten und haben den Vorteil einer klar beschränkten zeitlichen Dimension.

    Für die Weiterentwicklung der Unternehmen ist eine gute Eigenkapitalausstattung gerade dann von besonderer Bedeutung, wenn Krisen zu durchleben sind. Ein guter Eigenkapitalpolster ist allemal der beste Garant dafür, auch einige Saisonen mit schlechter Auslastung oder hohen Zinsen unbeschadet überstehen zu können.

    2. Februar 2011, 7:24

    Die Finanzierung eines Unternehmens sollte immer aus einem strukturierten Finanzierungsmix von Bankenfinanzierung und beteiligungsorientierter Unternehmensfinanzierung ( ausführlich dazu http://www.finanzierung-ohne-bank.de ) bestehen, da es die Unabhängigkeit des Unternehmens und seine Gesamtfinanzierungsfähigkeit auch in Krisenzeiten sichert.

    3. Februar 2011, 8:23

    Die Finanzierung wird von Dr. Horst Siegfried Werner im Rahmen der Eigenkapitalbildung und der beteiligungsorientierten Kapitalaufnahme werden auf der Webseite von der Dr. Werner Financial Service AG hervorragend dargestellt. Seine kontinuierlich abgehaltenen Finanzierungsseminare in Göttingen vermitteln neue Finanzierungsansätze und diese werden sehr verständlich und überzeugend vorgetragen. Dies ist auch für die Tourismus-Branche wertvoll.

    3. Februar 2011, 12:22

    Wir freuen uns im tp-blog über jede Form einer fachlich hochwertigen Auseinandersetzung und Diskussion rund um Themen, die für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft von Relevanz sind. Diesem Anspruch wurde bis dato auch in den Kommentaren Rechnung getragen. Von konkreter Werbung für Produkte und/oder Dienstleistungen bitten wir aber höflich Abstand zu nehmen.

    Herzlichen Dank, Ulrike Reisner

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