Deutsches Bier und Asia-Wok meets Skihütte?
Ein wunderschöner Skitag, nach etlichen Abfahrten Einkehr in einer neuen, aber sehr gemütlichen Skihütte (oder eher stylisches Bergrestaurant mit hochwertigem Ambiente), freundliches und einheitlich gekleidetes Personal, und der Durst verlangt nach einem Weißbier – alkoholfrei natürlich!
Aaaah, auch noch flinkes und promptes Service – alles perfekt, möchte man meinen!
Doch halt – was sehen meine von strahlender Sonne geblendeten Augen: ein DEUTSCHES Bier inmitten der österreichischen Bergwelt! Muss denn das sein?
Mehr also 200 Brauereien in Österreich, oftmals regionalen Ursprungs und daher umso authentischer, warten darauf, durstige Kehlen mit dem goldenen Gerstensaft zu versorgen…warum bitte brauchen wir dann deutsches Bier auf „unseren“ Hütten, in heimischer Gastronomie und Hotellerie?
Weils besser ist – wohl kaum? Dürfte dann wohl doch eher etwas mit guten Verkäufern sowie finanzierungserleichternden Brauereiverträgen liegen…
Die Wahrscheinlichkeit, in einer italienischen Trattoria österreichischen Wein oder in einem irischen Pub österreichisches Bier serviert zu bekommen, dürfte ja wohl auch gegen null tendieren? Also, liebe Gastronomen: etwas mehr Nationalstolz sollten und können wir schon zeigen, und somit auch Regionalität und Qualität bei der Produktauswahl verankern.
In den letzten Jahren hat sich, gerade in unseren immer beliebter werdenden Bergen, eine immense Qualitätsvielfalt und authentische Hüttenkultur entwickelt, Flaschenweine meist aus Österreich stehen hoch im Kurs, also bitte auch beim Bier: Austria comes first!! Wenn dann noch regionale Milch-, Käse-, Fleisch- oder Bäckereiprodukte am Speiseplan stehen, ist die Ursprünglichkeit fast nicht mehr zu überbieten – und schließlich wollen wir unseren Gästen ja nur das Beste servieren, oder?
Daß dann bei Durchsicht der durchaus gepflegten und ansprechenden Speisekarte auch noch asiatisches Gemüse, welches ich zwar durchaus gern zu mir nehme, den alpin motivierten Gaumen zusätzlich irritierte, war dann nur noch ein weiterer kleiner kulinarischer Nadelstich für meine patriotische Seele und weiter Anlass für einen Appell an unsere Gastronomen: lasst die österreichische (Hütten)Küche hochleben, der Ursprünglichkeit suchende Gast wird es euch danken….
Da sprechen Sie mir aus der Seele. Da reisen Gäste von weither an um dann genau das zu bekommen, was es ohnedies zuhause auch gibt. Authentische österreichische Küche ist gefragt aber auch nicht der Einheitsbrei an Spaghetti Bolognese und Gulasch, der allerorts zu finden ist. Bei den Nachspeisen geht´s auch kaum über Convenience-Germknödel bzw. Apfel- oder Topfenstrudel hinaus. Da wäre oft noch Platz für Verbesserungen und für unterschiedliche Kulinarik.
Also ehrlich gesagt: Wenn auf einer Hütte ein Wok-Gericht auf der Speisekarte steht, dann bestelle ich das und bin dankbar, dass ich Wiener Schnitzel mit Pommes, Schweinsbraten & Co. umgehen kann. Ich denke wir werden auch auf den Hütten internationaler, und das nicht nur auf solchen, die in Skigebieten liegen. Die Spaghetti à la Kathmandu auf der Glungezer Hütte der Alpenvereinssektion Hall in Tirol sind ein Renner. Sie haben ihren Ursprung in der Nepalhilfe Tirol, die u.a. dafür sorgt, dass alljährlich zahlreiche Nepalesinnen und Nepalesen in den Tiroler Bergen Einblick in das Management von Schutzhütten erhalten, um das gewonnene Wissen im Himalaya in eigenen Projekten umsetzen zu können. Mag gut sein, dass wir auf unseren Trekkingtouren in Nepal dann da und dort typisch alpinen Hüttengerichten wie Knödel oder Kaiserschmarrn begegnen.
Dennoch, Gernot Riedel hat absolut recht und in Bezug auf die Biermarken mache ich die gleichen Beobachtungen. Mit Blick auf die bewirtschaftete Almen und Schutzhütten in Tirol habe ich allerdings den Eindruck, dass die Hinwendung zu regionalen Produkten zunehmend greift. Das hat wohl mehrere Gründe: Da sind einmal die diversen Initiativen für regionale Produkte sowie das damit verbundene Umdenken bei den Wirtsleuten, dazu gehört das Auslaufen alter Lieferverträge, und in Bezug auf das Bier zählen dazu nicht zuletzt auch die Innovationskraft, die Produktqualität und das kreative Marketing jener Tiroler Brauerei, die im „aktivsten Tal der Welt“ beheimatet ist.
Zu den Initiativen für regionale Produkte und den damit verbundenen kurzen Wegen gehört das Gemeinschaftsprojekt „So schmecken die Berge“ des Deutschen, des Österreichischen und des Südtiroler Alpenvereins. Bei den teilnehmenden Hütten in insgesamt vierzig Gebirgsgruppen stammt der Großteil der Produkte aus einem Umkreis von 50 Kilometern und nach Möglichkeit aus ökologischer Berglandwirtschaft. Das fördert die regionalen Kreisläufet und reduziert den Ressourcenverbrauch (z.B. Energie). Da regionale Produkte im alpinen Raum aber nicht unbegrenzt verfügbar sind, kann und muss nicht alles regional sein. Mindesterfordernis ist jedoch, dass bei den teilnehmenden Hütten wenigstens drei Gerichte aus heimischer Erzeugung auf dem Speisenplan stehen.
Damit schließt sich der Kreis zu meinem geliebten Wok und zu den Spaghetti à la Kathmandu: Die können, Gewürze ausgenommen, allein aus regionalen Produkten zubereitet werden. Nur die Idee der Zubereitung kommt in unserer globalisierten Welt von woanders her, durchaus zum Vorteil für den gesundheitsbewussten Gast.
Am Ende bleibt es immer eine Sache des freien Marktes und das ist auch gut so. Wenn österreichischen Brauereien bessere Vertragsbedingungen anbieten werden sie bestimmt erfolgreicher sein. Das dort ein deutsches Bier steht, muss natürlich einen Grund haben. Ich halte deutsches Bier nicht unbedingt für besser, warum auch. Ich finde man sollte das auch nicht so eng sehen. Ihnen hat es ja anscheinend auch geschmeckt. Also warum mit Nationalstolz kommen? Es gibt wahrscheinlich genug Berghütten in Österreich die ihr heimisches Bier anbieten. Ich wette es gibt in Bayern auch die ein oder andere, die ein österreichisches Bier auf der Karte hat.
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