15. Oktober 2018 | 10:33 | Kategorie:
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Der Mythos um Social Media Marketing in der Hotellerie

Es erstaunt mich immer wieder, wie vehement Beratungsagenturen und Digitale Marketing-Professionalisten auf flächendeckendes Social-Media Marketing pochen. Unternehmens-Einträge auf Facebook, Twitter, Instagram und Co seien für jeden touristischen Betrieb unbedingt notwendig, um am heutigen, schnelllebigen Markt bestehen zu können. Für Betriebe in gewissen Grössenordnungen, die die Manpower dazu im Haus aufbringen können und sich jemand regelmäßig um die Online Community, Follower und Like-Levels kümmert, mag dies durchaus zutreffen. Gilt dies aber auch für Klein- und Mittelständische Hotelbetriebe, Gasthöfe, Pensionen und Appartements? Ich würde behaupten NEIN.

Man darf nicht vergessen, wieviel Aufwand es für einen Inhaber eines kleineren, touristischten Betriebs mittlerweile ist, sein Haus zu vermieten. Die Fülle an Möglichkeiten im World Wide Web sind überwältigend, und ganz nebenbei sollte auch das Housekeeping, die Gästebetreuung und die Küche erledigt werden. Diese Realität stellt KMU’s vor die Herausforderung, nun auch noch  Social Media Kanäle regelmäßig zu bespielen und für Follower und Likes zu sorgen – wie sinnvoll ist diese zeitraubende Wartung aber wirklich?

Da Facebook, Twitter & Co keine Buchungskanäle darstellen und somit keinen direkten Umsatz generieren, ist es in erster Linie sicherlich nicht relevant für einen Vermieter, seinen Facebook Kanal täglich zu aktualisieren oder jeden 2. Tag eine Instagram-Story zu platzieren. Ganz im Gegenteil – ein KMU sollte sich vielmehr darauf konzentrieren, Angebot und Nachfrage am Markt zu beobachten und im Netz in erster Linie mit Preisen und verfügbaren Zimmern sichtbar und damit anfragbar, oder noch besser, buchbar zu sein. Reputationsmanagement und Steigerung des Bekanntheitsgrades ist zweifelsohne über Social Media wichtig und richtig, jedoch sind viele Betriebe durch deren knapp bemessene Zeit für den Vertrieb und auch limitierte Budgets nicht in der Lage, dies nun „auch noch mitzumachen“. Der Weg von vielen Agenturen und digitalen Marketing Profis ist somit in meinen Augen der falsche, wenn flächendeckend propagiert wird, dass man als touristischer Betrieb ausnahmslos bei allen Social Media Kanälen vertreten sein muss.

 

15. Oktober 2018, 11:59

Unsere Studie „Zaghafte Nutzung sozialer Netzwerke in der Schweizer Hotellerie“ zeigt die Realität der Social Media in der Hotellerie in Zahlen:
https://www.tourobs.ch/de/artikel-und-news/artikeln/id-6606-zaghafte-nutzung-sozialer-netzwerke-in-der-schweizer-hotellerie/

15. Oktober 2018, 17:49

Hallo!

Ich denke das Problem ist, dass auch viele Beratungsagenturen einfach ungeplant und ohne Strategie die Social Media Kanäle empfehlen und dann wieder auf Werbung in diesen Medien setzen, was die falsche. Strategie ist.

Ich glaube aber auch jeder, ausnahmslos jeder Betrieb sollte in gewissen, für ihn passenden sozialen Netzwerken und anderen digitalen Kanälen eine Rolle spielen. Das Stichwort dafür ist aber „Community Management“ an den Touchpoints und nicht Social Media Marketing. Daher gehört für den individuellen Betrieb eine passende Strategie entwickelt und die passenden Kanäle ausgewählt, was dann meist ganz anders aussieht als die Vorschläge, die viele Beratungsagenturen anbieten.

Jedes Unternehmen sollte eine Community Management Abteilung aufmachen und von dort die interne und externe Kommunikation leiten. Da geht es auch um Employee Branding, Imageaufbau, etc. Es wird in Zukunft noch viel mehr um das erreichen jedes einzelnen Menschen gehen.

Eine Strategie gänzlich ohne Social Media ist in der heutigen Zeit aber wie wenn man früher nicht im Telefonbuch gestanden hat. Schließlich und endlich geht es auch um den Social Proof. Wenn ich auf einer Messe bin und dann in den sozialen Netzwerken den Betrieb suche und er ist dort nicht zu finden bzw. nur schlecht gewartet, dann ist es in den meisten Fällen bereits vorbei.

Liebe Grüße,
Gerry Richter

16. Oktober 2018, 6:51

Möchte hier kurz und bündig bei Ingrid Ruppe-Senn anschließen: auf die Größe kommt’s an! Und erst dann nur auf die relevanten und entscheidenden Plattformen…niemand muss auf jeder Hochzeit tanzen… 😉

16. Oktober 2018, 8:02

danke Frau Ruppe für die offenen Worte. Genau so ist es.

16. Oktober 2018, 11:22

Liebe Frau Ruppe-Senn,

ich kenne die Situation in den Betrieben nur zu gut. Sie haben mit Ihrer Aussage völlig recht.
Ich werde oft von Hoteliers mit der Frage nach einer Socialmedia-Strategie konfrontiert. Ich antwortde dann immer mit der Gegenfrage: „Wie viel Zeit/Ressourcen hast du zur Verfügung?“

Auch wenn ich mir damit bei meinen Kollegen keine Sympathien einhandle, muss ich zwei Dinge klar stellen:
Es gibt Agenturen die sich auf den Rücken der Hoteliers setzen, ihnen die Karotte vor die Nase hängen und von einem Must-have zum nächsten galoppieren.

Besser ist es seine Basics im Griff zu haben und diese dafür perfekt zu beherrschen. Wenn dann noch Ressourcen übrig sind kann man sich einen Werbekanal nach dem anderen aneignen.

17. Oktober 2018, 15:09

Sehr geehrte Frau Ruppe-Senn,
ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihrem Kommentar. Sie sprechen mutig etwas aus, was wohl vielen auf der Seele liegt. Fakt ist, dass es ausreichend Ressourcen braucht, um die genannten und bekannten Social Media-Kanäle zu bedienen. Und diese Ressourcen hat ein kleiner bis mittlerer Betrieb in der Regel nicht. Outsourcing ist auch nicht immer die Lösung, denn es will wohl überlegt sein, wo die zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt werden.
Aus Kommunikationssicht plädiere ich dafür: Zunächst gilt es, die eigene Website relevant und aktuell zu halten. Denn damit bestehen gute Chancen, auf Google vorne gerankt zu werden, was schon einmal wichtig für das Auffinden ist. Weiters helfen nützliche, relevante Inhalte bei der Kundenfindung und Kundenbindung. Und um diese Inhalte aktuell zu halten, bedarf es schon eines Aufwandes, auch ohne dass wir von Social Media sprechen.
Ob ein Betrieb auf Facebook, Instagram & Co aktiv wird oder nicht, ist zudem nicht nur eine Frage der Ressourcen. Wichtig ist auch immer, sich zu fragen: Wo treffe ich meine Zielkunden und welche Inhalte kann ich bieten? Auf jeden Fall halte ich es für zielführender, einen oder zwei Kanäle zu bedienen, als sich auf allzu vielen verschiedenen Kanälen zu verzetteln.

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