Burkaverbot: Wie viel Verhüllung darf sein?
Zum Thema Burkaverbot habe ich ein paar Gedanken bereits vor einem halben Jahr hier veröffentlicht. Anlass war das Burkaverbot im Schweizerischen Tessin. Nun hat uns die Diskussion nicht nur erreicht sondern beschäftigt im Rahmen des Integrationsgesetzes konkret die demokratischen Instanzen. Näheres dazu ist im aktuellen Arbeitsprogramm der Bundesregierung nachzulesen.
Wie viel Verbot verträgt die Gastfreundschaft?
Nur verständlich, dass der Tourismus sich nun seine Gedanken macht, wie sich dieses Vorhaben nun auf die Nachfrage auswirkt – genug davon ist aktuell zu lesen, wie beispielsweise im Standard oder in den Oberösterreichischen Nachrichten.
Anhand dieses Beispiels lässt sich das Dilemma des Tourismus beschreiben. Die Branche, die ihr Geschäft auf Völkerverständigung, Offenheit und Toleranz aufbaut (und aufbauen muss, wenn man weiterhin freiwilliges und nicht „verordnetes“ Reisen haben möchte), ist immer öfter mit gesellschaftlichen Entwicklungen und politischen Maßnahmen konfrontiert, die in die andere Richtung gehen: Verbote, Überwachung, Kontrolle – und damit eine massive Einschränkung der persönlichen Freiheit. Ob dies nun der objektiven, oder nur der subjektiv empfundenen Sicherheit dient, wurde gestern in Ö1 mehr oder weniger ergebnislos diskutiert.
Was also tun? Einfache Lösungen wird es keine geben. Vielleicht aber ist dies für den Tourismus eine Chance, für sich selber und für die Gesellschaft die zentrale Frage der Gastfreundschaft auf eine neue, zeitgemäße Ebene zu heben und zu diskutieren. Wenn es uns gelingt, eine Form der Gast-Freundschaft zu entwickeln, die über das herzliche „Grüß Gott“ hinausgeht, haben wir jedenfalls etwas Gutes gewonnen.
Ein Verschleierungsverbot im öffentlichen Raum – solange es nicht um Demonstrationen oder polizeiliche Notwendigkeiten der Personenidentifizierung geht – passt nicht zu einer offenen Gesellschaft. Diese Maßnahme ist einseitig auf eine Religion ausgerichtet, die damit diskriminiert wird. Konsequent zu Ende gedacht müssten dann alle einer Religion zurechenbaren Kleidungsstücke wie die jüdische Kippa oder der Turban ebenso verboten werden und in weiterer Folge wäre zu hinterfragen ob Kreuze offen getragen oder in Schulen oder bei Gericht verwendet werden dürfen.
Aber das Vorhaben ist ja noch nicht Gesetz und vielleicht kommt noch Vernunft und Besonnenheit.
Kann meine Frau ohne Beachtung dortiger Bekleidungsvorschriften den Iran oder Saudi Arabien bereisen? Nein, kann sie nicht. Kann ich, wäre ich fanatischer Nudist, jederzeit nackt auf unseren Straßen umher laufen? Nein, kann ich nicht. Darf ich mit meinem Auto fahren wie ich will?….Die Beispiele kann man nahezu beliebig fortsetzen, den wir alle sind – welch hübsche Bezeichnung – Rechtsunterworfene. Über den Sinn mancher Gebote und Verbote ließe sich nun gar trefflich diskutieren, was aber eher sinnlos ist. Warum also sollte man kein „Burkaverbot“ aussprechen können? So wie europ. Frauen zB im Iran das Haupt bedecken und wieder andere von einer Reise in dieses Land absehen, so wird es auch umgekehrt sein.
Vor einigen Jahrzehnten waren es „die Schweden“, dann „die Russen“ und jetzt sind es angeblich „die Araber“, ohne die der Fremdenverkehr in Österreich dem Niedergang geweiht? Lächerlich! Selbst die Hoteliers in Zell am See, werden eine neue Zielgruppe finden!
Und ja, dass immer häufigere Tragen von Kopftuch bis Burka, kann auch als bewußt zur Schau gestellte Integrationsverweigerung gesehen werden, wobei ja anderseits häufig Integration (Integration (Soziologie), der allgemeine Einbezug von bisher aus gewissen sozialen Aspekten ausgeschlossenen Menschen und Gruppen) scheinbar mit Assimilation
(Assimilation (Soziologie), das Aufgehen einer ethnischen, religiösen, kulturellen Gruppe in einer anderen Gruppe) verwechselt wird.
Die Behauptung, dass Fremdenverkehr etwas mit Völkerverständigung, Toleranz und Offenheit zu tun hat, kann ich eigenen Beobachtungen folgend kaum teilen. Spätestens in Entwicklungsländern, häufig ja durchaus geschätzte Urlaubsdestinationen, ist es mit der Völkerverständigung schnell vorbei, wenn das Zimmermädchen oder der Kellner feststellt, dass das Zimmer pro Nacht, die Flasche Champagner, die Mehrtagessafari etc. mehr kostet, als er in einem Monat oder auch gleich im ganzen Jahr verdienen kann. Kein Wunder also, wenn Flüchtlinge und Auswanderer an Europa als den Kontinent glauben, wo „Milch und Honig fließen“ und wir Europäer im Schatten deutscher Eichen ( fast hätte ich Palmen geschrieben) ruhen.
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