atb_experience. So what?
Die Einladung zur atb_experience der ÖW hat Interesse geweckt: 100 ausländische Experten treffen in Lech 100 österr. Anbieter zur Diskussion über nachhaltigen Tourismus, „austrian time“ und konkrete Produkterlebnisse. Klingt irgendwie gut, aber mir – und auch mehreren meiner Kolleg/innen dort – war auch nach Durchsicht des Programms nicht ganz klar, was in Lech passieren wird.
Ich war gut vorbereitet, um dort mein Urlaub am Bauernhof-Angebot möglichst attraktiv an meinem „Gastgeber-Tisch“ zu präsentieren. Erst bei der Vorbesprechung Sonntag-Abend wurde mir klar, dass Offene Punkte, Fragen (auch von meiner Seite an die ausländ. Touristiker) und Diskussionen im Mittelpunkt stehen sollen. Diese Chance zum Austausch mit internationalen Top-Leuten „von der Gäste-Seite“ hat mich richtig erfreut und vergnügt.
Die Einführung von Ariane Tockner von der ÖW mit den Sehnsüchten („Longings“) der Gäste aus unterschiedlichen Kulturkreisen war eine gute Grundlage für Gespräch und Diskussion am Tisch mit meiner ersten Gäste-Runde aus den Niederlanden, aus Spanien, China und Österreich. Wir waren uns bald einig, dass die „Longings der Western cultural area“ wie Reduction, Simplicity, Mindfullness, Safety und Connectedness zwar in den meisten Herkunftsländern einer bestimmten Schicht zugeordnet werden können, diese Zielgruppe aber für Österreich interessant ist. Und dass der Bauernhof-Urlaub für diese Themen eine ideale Urlaubsform ist.
Das große Interesse der Veranstalter-Kolleg/innen am Tisch hat jedoch sofort zu „Verkaufsfragen“ geführt, wie zB der Online-Buchbarkeit von Bauernhöfe für RV-Gäste aus Holland oder ob größere Gruppen aus China untergebracht werden können. So wurde flugs aus der atb_experience eine atb-sales. Es ist nicht einfach, die ausländischen Produktexperten beim Thema Nachhaltigkeit und Entwicklung zu halten, wenn sie an Produkteinkauf interessiert sind. Aber auch spannende Zukunfts- und Entwicklungsfragen wurden erörtert: zB wie lösen die bäuerlichen Anbieter das Thema Mobilität im ländlichen Raum (Anreise ohne Auto) oder wie viel Zeit braucht man für dieses Produkterlebnis. Kann ein Kurzurlauber (im Extremfall 1 Nacht) das spezifische Erlebnis (und damit u.a. die ersehnte „Connectedness“) überhaupt mitbekommen?
Resumé: eine mutige Initiative der ÖW! Gut, dass der Schwerpunkt Nachhaltigkeit, Urlaubswünsche und Angebotsgestaltung auf dieser Ebene zum Thema gemacht wird. (Wie) Können diese großen Trends im österr. Tourismus konkret umgesetzt werden? Verstehen die internat. Partner überhaupt, was wir hier wollen? Bei der Umsetzung des Anliegens in diesem Format wird touristisches Neuland betreten. Also in gewisser Weise auch Versuch und Irrtum. Ich persönlich hätte gerne etwas mehr von den „grundsätzlichen Ergebnissen“ in den Tischgruppen mitbekommen. Kann aber auch nicht sagen, wie das konkret funktioniert hätte. Insgesamt war die atb_experience auf jeden Fall die 2 Tage wert – mit guten Impulsen und Inspiration für die eigene Arbeit an/mit unserem Angebot!
Lieber Hans,
dein Beitrag ist super, da man daraus lesen kann, um was es dort ging. Du triffst den Nagel auf den Kopf, es ist schwer konkrete Umsetzungsmöglichkeiten in der Ferienhotellerie zu erarbeiten. Die Aussendung der ÖW war dagegen kaum informativ. In Gesprächen mit “Normalanbietern“ sind die Gruppenreisen (noch) schwer zu handeln. So wird es sich wohl derzeit noch auf Hotels mit Zielgruppe Gruppenreisen konzentrieren. Auch die Kulturunterschiede sind so groß wie vor 20 Jahren bei Gästen aus dem Osten, aber das ist ja nun mittlerweile reibungsfrei.
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