Alle Jahre wieder…
…kommt der mediale Aufschrei, wenn Österreichs Seilbahnbetreiber ihre Preiserhöhungen bekannt geben. Der Vorwurf: Das Skifahren wird zum elitären Sport, den sich insbesondere Familien, Jugendliche und Kinder nicht mehr leisten könnten. Der Konsument (www.konsument.at) hat in seiner Dezember-Ausgabe die Preisgestaltung der heimischen Skiregionen unter die Lupe genommen und in der Vergangenheit 81 heimische Skigebiete analysiert: Binnen vier Jahren haben die Skipasspreise demnach sogar ganz massiv angezogen, teilweise weit über der Inflationsrate: Sowohl billige als auch teure Skigebiete legten in diesem Zeitraum im Schnitt um rund 18% zu. Familienfreundliche Tarife einzelner Seilbahnen gibt es zwar viele, flächendeckende Modelle, die Schule machen könnten, fehlen aber. Und die familiengerechten Vorstöße einzelner Regionen sind nirgendwo übersichtlich zu finden. Zuletzt ließ wieder die Region Serfaus-Fiss-Ladis mit einem Vorstoß für Gratis-Skischulwochen aufhorchen.
PK – Serfaus Fiss Ladis 1 – Alois Geiger
Die Branche argumentiert die Preiserhöhungen mit steigenden Energiekosten und hohen Investitionen in den Komfort. Experten hingegen warnen vor fehlendem Skinachwuchs und Kunden von morgen. 130 € würde eine vierköpfige Familie für einen Skitag bezahlen – für viele gerade in Zeiten sinkender Haushaltseinkommen ein unbezahlbares Vergnügen…
Klar ist: Die Branche wird sich den Hausaufgaben stellen müssen!
1. Flächendeckende Initiativen – gerade in Zeiten der Teuerungen – für Familien am Skiberg. Hier sind grenz- und regionsübergreifende Konzepte und Kooperationen gefragt. Aber immer mit dem Hintergrund, dass die Debatte zu keiner politischen Diskussion verkommt und nicht wie in Tirol bereits fixiert die politische Unterstützung von Projekten an Familientarifen gekoppelt wird.
2. Intelligente PR und Kommunikation: Die Seilbahnen sind zweifellos die Innovationsmotoren und Wohlstandsgaranten im Tourismus – ohne die Investitionen hätte gerade auch der Sommertourismus viele, viele Anziehungspunkte weniger. Darüber sollte man aber auch viel deutlicher und plaktativ sprechen…
Zum Thema „Karten-Jammer“:
Es ist kein Geheimnis, dass die steigenden Kartenpreise der Seilbahngesellschaften mit dem rasch wachsenden Angebot an Aufstiegshilfen und Pisten in Zusammenhang stehen. Wer mit einer Karte eine ganze Region befahren kann, zahlt eben mehr, als wenn er nur immer wieder ein und demselben Lift benützt. Dass diese Rechnung der Seilbahner aufgeht, zeigt das (derzeit immer noch) ungebrochene Interesse des Marktes. Daher laufen manche Touristiker auch Sturm, wenn sie befürchten müssen, dass bei der Zusammenlegung von Skigebieten künftig strengere Regeln bei der UVP-Pflicht gelten sollen.
Für eine seriöse Diskussion ist es notwendig, die Dinge weniger emotional sondern sachlich zu betrachten. Denn dass die Frage der Liftkartenpreise zum Politikum werden kann, beweist das Land Tirol, wo die Unterstützung für Seilbahnprojekte – so die Koalitionsvereinbarung – an eine familienfreundliche Preisgestaltung geknüpft ist:
Der Tourismus braucht eine kaufmännisch profunde Kalkulation, in deren Zentrum die eigene Wertschöpfungsbilanz steht. Intelligente Preispolitik ist ein Gebot der Stunde. Dabei gilt es nicht nur die Marktseite zu beachten und sich die Frage zu stellen, welcher Preis marktfähig ist oder wie man im Vergleich zur Konkurrenz steht. Sondern es geht ganz wesentlich auch um die Betriebsseite. Hier kann einiges getan werden, damit das Preis-Leistungsverhältnis nicht nur für den Kunden sondern auch für das Unternehmen stimmt.
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