31. August 2015 | 17:45 | Kategorie:
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Mit Stahl zu neuen Perspektiven

Wie viele Tonnen Stahl in den vergangenen Jahren in Form von Aussichtsplattformen, Hängebrücken und vergleichbaren Einrichtungen verbaut wurden, ist nicht bekannt, aber es ist eine ganze Menge. Zu den Wegbereitern dieser Entwicklung zählen zweifellos die Bergbahnen Sölden, deren internationale Symposien unter dem Titel „Future Mountain“ die Suche nach neuen Attraktionen für den alpinen Tourismus maßgeblich unterstützt haben. In deren Umfeld sind denn auch die BIG 3 entstanden, zu denen die in Richtung Ötztaler Wildspitze hinausragende Aussichtsplattform am Tiefenbachkogel gehört.

Von der Innovation zum „Must-have“
Inzwischen stößt man in Österreichs Bergen – und auch in anderen Alpenländern – allenthalben auf Objekte dieser Art, mit unterschiedlichen Dimensionen und Ausprägungsformen. Die Österreich Werbung listet ein gutes Dutzend solcher Einrichtungen auf, wobei die Aufstellung zwar ein einigermaßen repräsentatives, aber keinefalls vollständiges Bild vermittelt.

Wie bei richtigen Innovationen üblich, ist aus der ursprünglichen Einzigartigkeit inzwischen ein „Must-have“ in der freizeittouristischen Infrastruktur geworden, jedenfalls für diejenigen, die dafür die natürlichen Voraussetzungen besitzen und die es sich leisten können. Die Differenzierung zum Mitbewerb erfolgt dabei nicht unbedingt durch das immer Größer und Höher, sondern auch mit kreativen Gestaltungen, etwa in Anlehnung an lokale Besonderheiten, was naturgemäß die Positionierung der Destination unterstützt (z.B. Koralle im Triassic Park Waidring).

Bergbahnen und Schutzgebiete im gleichen Boot
Dank der Unterstützung durch eine mehr oder weniger spektakuläre Installation in Verbindung mit einem bequemen Zugang wird die Attraktivität von Aussichtspunkten oft erst richtig in Wert gesetzt. Auch werden Zugänge zu Natur und zu Landschaft geschaffen, die in dieser Form und Intensität bisher nicht möglich waren. Aussichtsplattformen, Hängebrücken, Stahltreppen entlang von Felswänden u.a.m. tragen je nach Höhe, Tiefblick und Ausgesetztheit dazu bei, dass der Besucher den Blick auf das Panorama mit einer guten Portion Nervenkitzel zu würzen kann.

Aussichtsplattformen etc.  sind aber nicht allein an Bergbahnen und andere Konzentrationspunkte des Tourismus gebunden. Auch Verantwortliche von Schutzgebieten wie Nationalparks oder Naturparks haben mit dem Stahl kein Problem, wenn es darum geht, damit die Attraktivität und den Wert der Natur noch stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken (z.B. Nationalpark Hohe Tauern, Naturpark Hohe Wand).

Alternativ oder parallel dazu findet auch der Baustoff Holz Verwendung. So z.B. am Pyramidenkogel in Kärnten sowie – weniger spektakulär aber durchaus kreativ – dort, wo dies von den räumlichen Gegebenheiten her angebracht und im Hinblick auf Pflege und Instandhaltung sinnvoll ist.

Positive Effekte
Erfahrungen und Beobachtungen bestätigen, dass die gewünschten Effekte im Hinblick auf Besucherzahlen und Wertschöpfung eintreten, wenn bestimmte Rahmenbedingungen vorliegen. Dort, wo touristische Profis am Werk sind wie bei Bergbahnen oder in starken Destinationen ist das kein Thema. Die großen und bedeutenden Einrichtungen dieser Art sind denn auch an touristischen Brennpunkten zu finden, abgesichert durch den nötigen fachlichen und finanziellen Hintergrund.

Das Umfeld muss passen
Neben den Top-Performern wollen aber auch andere am Markt mit dabei sein, was durchaus seine Berechtigung hat. Meiner eigenen Beobachtung und Erfahrung nach ist es dort aber besonders wichtig, jene Rahmenbedingungen zu beachten bzw. herzustellen, die den nachhaltigen Erfolg maßgeblich mitbestimmen. Dazu zählen beispielsweise:
• Die vorhandene landschaftliche Attraktivität, da ihre Qualität und ihr Bekanntheitsgrad den Wert der technischen Installation maßgeblich mitbestimmt.
• Die weithin gegebene Sichtbarkeit mit der Funktion einer Landmark („Da muss ich hin!“).
• Erregung von Aufmerksamkeit durch eine kreative Bezeichnung oder die intelligente Integration bereits gängiger Begriffe wie z.B. Sky Walk.
• Die leichte und rasche Erreichbarkeit, verbunden mit einer klaren Wegweisung zum entsprechenden Objekt (Besucherlogistik).
• Zusätzliche bzw. ergänzende Angebote im Umfeld wie Sitz-, Liege- und Spielmöglichkeiten, die Einbindung in Themenwege, Rundwanderwege oder Mountainbike-Rundtouren, gastronomische Angebote (eine Plattform, Brücke oder Felsenstiege allein macht noch kein Tagesprogramm aus).
• Die regelmäßige und professionelle Wartung (subjektives Sicherheitsempfinden der Besucher!).

Noch Luft nach oben
Die Entwicklung bei Aussichtsplattformen und verwandten Objekten ist in den letzten Jahren zügig verlaufen. Trotz der zunehmender Dichte besteht meiner Einschätzung nach noch Luft nach oben. Die Installierung solcher Anlagen ist berechtigt, denn sie erlauben nicht nur einen neuen Zugang zu Natur und Landschaft, sondern sie dienen auch als Instrument zur Steigerung der Besucherzahlen sowie zur räumlichen Lenkung und Konzentration der Besucher. Als eine Form der Inszenierung von Natur und Landschaft bilden sie einen wertvollen Baustein in der Weiterentwicklung des Bergsommers, und die Rückmeldungen aus den Destinationen belegen, dass damit ein erfolgversprechender Weg eingeschlagen wurde.

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