Energieeffizienz – neue Chancen für KMUs
Das operative Ergebnis der Hotellerie ist rückläufig. Dieser wenig erfreuliche Befund begleitet uns bereits einige Jahre. Die Suche nach dem Haupt-Kostentreiber macht rasch die Energie als die am stärksten steigende Position aus. Im Einkaufswarenkorb der Hotellerie sind es im Vergleich der Jahre 2002 bis 2014 eindeutig die Energiekosten, die am meisten aus dem Ruder gelaufen sind.
Während der Verbraucherpreisindex (VPI) in dieser Zeitspanne um 27 % zugelegt hat, stieg der EPI (Energiepreisindex) um stolze 58 %. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass auch die Hotellerie, die ja dank immer großzügiger Zimmer- und Wellnessflächen einen ständig wachsenden Energiebedarf an den Tag legt, kräftig zur Kasse gebeten wird.
Das im vergangenen Jahr in Kraft getretene Energieeffizienzgesetz (EEffG) bietet neue Möglichkeiten für KMUs. Dieses Gesetz sieht vor, dass Energielieferanten, die an Endenergie-Verbraucher liefern, Effizienzmaßnahmen umsetzen müssen. Gelingt ihnen das nicht, müssen sie Ausgleichszahlungen leisten.
Während große Unternehmen verpflichtet sind, ein Energiemanagementsystem einzuführen und sich mit dem eigenen Energieverbrauch auseinanderzusetzen, besteht diese Verpflichtung nicht für KMUs.
Für diese gilt Freiwilligkeit. Sie können eine Energieberatung in Anspruch nehmen, deren Durchführung und die Ergebnisse dokumentieren und deren Inhalte und Erkenntnisse der nationalen Monitoringstelle melden lassen. Die daraus entstehenden Einsparungen können an Energielieferanten, die einen Nachweis über Effizienzmaßnahmen liefern müssen, weitergegeben werden. Die KMUs können dann mit Energielieferanten eine Abgeltung dieser Einsparungen verhandeln, wobei dafür jeder Energielieferant in Österreich – nicht nur der tatsächliche Lieferant – in Frage kommt.
KMUs können sich nicht nur die Ergebnisse einer erfolgreich umgesetzten Maßnahme anrechnen lassen sondern bereits die freiwillig in Anspruch genommene Beratung selbst.
Eine von einem Energielieferanten mitfinanzierte Effizienzsteigerungsmaßnahme kann im Idealfall zu einer Kostenreduktion führen, den Wert der Immobilie Hotel steigern, eine Komfortanhebung mit sich bringen und kann dem Gast auch dahingehend kommuniziert werden, dass der Betrieb Anstrengungen unternimmt, mit den Ressourcen schonend umzugehen.
Mehr dazu findet sich unter: www.bmwfw.gv.at/EnergieundBergbau/Energieeffizienz
Best-Practice-Beispiele zeigen Unternehmen, die bereits erfolgreiche Umsetzungen durchgeführt haben:
Das Hotel Schloss Thannegg in der Schladming-Dachstein Region zählt zu den Best-Practice-Beispielen. Was steckt dahinter? Was sagen die Gäste dazu?
Der größte Erfolg: Die Schloss-Gästefamilie belohnt das umweltfreundliche Handeln der Eigentümerfamilie Schrempf und wählte „ihr“ 20 Gemächer großes, familienfreundliches und romantisches Schloss bereits zum zweiten Mal zum „beliebtesten Kleinen Hotel von Österreich“ und zeichneten es zusätzlich mit dem HolidayCheck-Award aus.
Aktuell forscht eine japanische Universität am Öko-Konzept des Schlosses um die Zusammenhänge eines umweltbewussten Handelns der Hotelierfamilie und des daraus resultierenden Gästeverhaltens wissenschaftlich zu ergründen.
Kennzeichnend für dieses sehr erfolgreich umgesetzte Energieeffizienzprojekt ist, dass trotz der schwierigen Bausubstanz bei alternativer Planung, durch kalkulierbare Mehrinvestitionen in die Grundinstallation und dem Einsatz von moderner Technik, der Energieverbrauch drastisch gesenkt werden konnte.
1. Energiesparen: gut dichtende Eingangs-Türen (10), guter Fenster K-Wert (restaurierte antike Kastenstockfenster mit über 2500 Fensterscheiben). Stockwerks-Luft-Abtrennungen, richtiges Lüften durch das Etagen-Team, LED- bzw. Energiespar–Lampen…
2. Wärmerückgewinnung:
Aus der Abluft des Restaurants Einsatz einer Querstromlüftungsanlage.
Aus der Abwärme der Kühlanlagen: Verwendung einer Wärmepumpe für das Küchenbrauchwasser
Aus dem Grauwasser von Bädern, Duschen und der Wäscherei, erzielt durch getrennt geführte WC-Abflussleitungen und dem Einsatz einer zusätzlichen Wärmepumpe.
Im Sommer wird die Energie für das Brauchwasser über die Fußbodenheizung dem Gebäude entzogen.
(Kühleffekt) dazu noch die Körperwärme der Gäste genutzt: ca. 100 W pro Gast.
Energiepolitisch hocheffizient sind die Arrangements „Romantische Nächte im Schloss Thannegg“
3. Niedriger Heizenergieeinsatz: Fußboden und Wandheizungen
4. Alternative Energiequellen: 90 kW Grundwasserwärmepumpe, Kleinstwasserkraftwerk
2015 fertig: PV-Anlage und 22 kW e-Car-Ladestation
Der Energieverbrauch konnte damit um nahezu 80 % unter jenem gehalten werden, der für
vergleichbare Tourismusbetriebe zu erwarten wäre. Das Kyoto-Ziel wurde durch eine von fossilen Brennstoffen freie Heizungsanlage bei weitem erfüllt. Im Branchenvergleich zeigt sich, dass ein Energieverbrauch für Raumwärme von vergleichbaren Hotels bei ca. 192 kWh/m² liegt.
Das Schloss Thannegg hingegen erreicht eine Energiekennzahl von nur 85 kWh/m².
Die Amortisationszeit der Wärmepumpen-Investition betrug 7 Jahre.
Das Beispiel Hotel Schloss Thannegg zeigt, dass Unternehmertum mit nachhaltigem Handeln eine solide Erfolgsgrundlage ist. Schlossherr Ernst, Elektromeister, präsentiert mit großer Freude die technischen Anlagen im Zuge eines „romantischen Energieeffizienz-Seminar-Urlaubsaufenthaltes“.
Hotel Schloss Thannegg, Mitglied von Schlosshotels und Herrenhäuser
Fam. Schrempf
Tel: +43 (03685) 23 210-0
http://www.schloss-thannegg.at
ernst@schloss-thannegg.at
http://www.schlosshotels.co.at
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