30. Dezember 2014 | 16:27 | Kategorie:
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Plan B für den Winter

Die heurige Wintersaison ist etwas zäh angelaufen, aber jetzt kurz nach Weihnachten ist das ersehnte Weiß doch gekommen. Viele Skigebiete mussten ihren Saisonstart wegen Schneemangels verschieben. Treten langfristige Klimaprognosen ein, werden sich einige Wintersportorte früher oder später, vor allem jene in niedrigeren Lagen, einen Plan B zurechtlegen müssen.

Das Skifahren ist immer noch der Hauptinhalt des Winter-Geschäfts. Laut Daten der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer wird der klassische Winterurlaub von mehr als 50 % der österreichischen Wintergäste gesucht. Für die Mehrheit der Urlauber ist somit ein Winterurlaub ohne Schnee kein Winterurlaub. Für Skigebiete in niedrigeren Lagen ist dieses Thema längst zur Existenzfrage geworden.Aber auch für Skigebiete, die Pisten deutlich jenseits einer Seehöhe von 1.500 m anbieten können, ist Schneesicherheit und eine Abfahrt bis ins Tal nicht immer gegeben. Investitionen in Beschneiungsanlagen haben nicht ohne Grund im vergangenen Jahr wieder kräftig zugenommen, obwohl beträchtliche Investitions- und Betriebskosten damit verbunden sind. Allerdings sind in den letzten Jahren kaum mehr  neue Beschneiungsan­lagen entstanden, sondern bestehende Anlagen wurden erweitert, modernisiert oder mit neuen, sparsameren Technologien ausgestattet. Trotzdem verbraucht etwa das Bundesland Tirol im Winter so viel Wasser für Beschneiungen wie die größten vier Städte dieses Bundeslandes während eines Jahres.

Aber trotz neuer Technik, die den Stromverbrauch erheblich reduzieren kann, und der Anlage von Speicherteichen, die zu einer Verminderung der Wasserentnahme aus Fließgewässern führt und auch den Bedarf an Pumpleistung mindert, sind die Kosten enorm und belasten die Liftunternehmen mit Ausgaben in Millionen-Höhe. In dem manchmal als hoch empfundenen Preis für eine Tageskarte können die Kosten der Schneeerzeugung durchaus mit sieben Euro durchschlagen.

Seit dem Stefanitag herrschen in Österreich perfekte Verhältnisse für Beschneiungsanlagen. Es ist ausreichend kalt und die Schneekanonen können dazu beitragen perfekte Pisten zu schaffen. Österreich kann wieder daran gehen, seine Vormachtstellung im Wintersport abzusichern und auszubauen, wird doch der drittgrößte Marktanteil an Skierdays weltweit von mehr als 50 Millionen jährlich innerhalb der Landesgrenzen erbracht. Dort wo große, hochgelegene und attraktive Skigebiete mit ausreichend Schneesicherheit punkten können, sind auch die langfristigen Chancen für den alpinen Skilauf intakt.

Dort wo jedoch keine verlässliche Schneedecke über einen längeren Zeitraum zur Verfügung steht, ist es geboten über Alternativen nachzudenken. Zum Plan B gehören dann nicht in erster Linie Schneekanonen, sondern vor allem auch eine strategisch breitere Aufstellung. Das wetterunabhängige Angebot muss ausgebaut und die Anstrengung in Richtung Ganzjahrestourismus verstärkt werden.

Wie sich zeigt kann es auch anders gehen: Den weitaus größten Zuwachs bei der Zahl der Gästebetten gab es in der vorigen Wintersaison in den Bundesländern Wien und Burgenland, wo ja Skifahren nicht ganz oben in der Bedürfnisskala der Gäste steht. Auch die Zahl der Übernachtungen hat dort zugenommen. Möglicherweise profitiert also längerfristig der Städte- und Wellness­tourismus von schneearmen Wintern. Die burgenländischen und steirischen Thermen waren in der letzten Saison jedenfalls gut besucht.

31. Dezember 2014, 16:08

Lieber Herr Dr.Hartl, in Summe betrachtet ein vielfältiges und unerschöpfliches Thema, über welches man Stunden über Stunden philosophieren könnte. Das Klima wird offensichtlich unberechenbarer, teilweise schaffen selbst Schneekanonen keine 100%ige Schneesicherheit mehr ( wie der heurige Winterauftakt eindrücklich bewiesen hat ), aber dennoch ist ein Winterurlaub ohne Schnee, egal ob es nun zum Skifahren reicht oder nicht, für die meisten kaum vorstellbar.

Selbst beste Alternativen oder wetterunabhängige Einrichtungen wären für ganze Bergregionen nur ein schwacher und wirtschaftlich kaum tragfähiger Trost, und Gäste würden es sich, gänzlich ohne Schnee, sicher mehrfach überlegen, den Urlaub in den Bergen doch gegen Karibik, Kreuzfahrtschiff & Co. einzutauschen. Die Urlaubsformen generell werden vielfältiger, daher ist sicher auch Städte- oder Thermenurlaub eine Alternative.

Kurzum, der Winterurlaub im Schnee steht in Konkurrenz mit der ganzen Welt, Plan B ist für einzelne Betriebe oder Kleinstskigebiete durchaus denkbar; aber Wanderwochen im Jänner auf braunen Hängen sind wohl keine Alternative, somit bleibt letztlich entweder kostenaufwändige Infrastruktur ( Wellness usw. ) oder doch das Hoffen, daß wir auch die nächsten Jahr(zehnt)e, mit kurzen Ausreißern, auf das weiße Gold setzen können – ein völlig schneeloser oder unsicherer Plan B für ganze Regionen erscheint somit nur äußerst schwer realisierbar….guten Rutsch ins inzwischen erfreulich weiße 2015!

31. Dezember 2014, 16:42

Die Vorsaison 2014/15 war davon geprägt, dass die Touristiker zunächst Coolness demonstriert, mit den reihenweisen Stornierungen, Verschiebungen und Absagen dann aber doch Nerven gezeigt haben. Weihnachten hat nun den großen Schnee gebracht und da drängt sich der Verdacht auf, dass die Sache damit bereinigt ist. Die Sorgen der Vorsaison liegen unter einer dicken weißen Decke, und der wärmste November sowie einer der wärmsten Dezember seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen bleiben etwas für Statistiker und Klimahistoriker.

Umso mehr ist die Forderung nach einem „Plan B für den Winter“ berechtigt und sie ertönt beileibe nicht zum ersten Mal. Ich möchte diese Frage aufgreifen und Plan B etwas differenzieren.

Plan B 1: Nicht wenige Unternehmen und Destinationen haben bereits erfolgreich begonnen in diese Richtung zu arbeiten, jedenfalls dort, wo Geld vorhanden ist und wo es gilt, Alternativen zum Skilauf bereitzustellen. Das geschieht nicht nur für den Fall, dass Schneemangel herrscht, sondern auch für den Fall, dass Skilauf für Stunden oder Tage wegen Schlechtwetter nicht möglich ist oder auch, weil die Gäste neben den Skilauf noch anderen Urlausaktivitäten nachgehen wollen. Diese Entwicklungen sind in der Regel dort zu beobachten, wo davon ausgegangen werden darf, dass dank der Höhenlage noch längere Zeit Schnee vom Himmel fällt bzw. selbst produziert werden kann.

Angesichts des hohen Kapitaleinsatzes für Bergbahnen und den Betrieb von Skigebieten stellt sich allerdings die Frage, wieviel Luft denn noch für große, alternative Investitionen da wäre. Bezieht man auch die öffentlichen Haushalte mit ein, so sind die finanziellen Spielräume durch die Bereitstellung von Basisinfrastrukturen einigermaßen ausgereizt: Allein mit den überdurchschnittlichen finanziellen Aufwendungen für Straßen, Brücken, Tunnels und Lawinenverbauungen im alpinen Raum, ließe sich eine Reihe von Thermen errichten.

Plan B 2: Außerhalb der Gunstlagen und in niedriger gelegenen Regionen bedeutet Plan B aber ein Umdenken und die Suche nach Alternativen, und zwar nach touristischen, wenn man im Tourismus bleiben will. Nur eines ist sicher: In den letzten Jahren ist dazu viel gehirnt, gestritten, diskutiert, probiert etc. worden. Herausgekommen sind in aller Regel Differenzierungen, Weiterentwicklungen, Ergänzungen oder Inszenierungen von Bestehendem. Echte Alternativen für eine flächendeckende touristische Entwicklung abseits des Wintersports mit annähernd vergleichbarer wirtschaftlicher Ertragskraft sind nicht in Sicht. Auch andere Schneesportarten wie Skilanglauf, Schneeschuhwandern, Skitouren basieren auf Schnee und sie ergeben nur bei günstigsten Rahmenbedingungen so etwas wie ein abendfüllendes Programm für einen Ort oder eine Region.

Plan B 3: Die Forderung nach zeitlicher Ausdehnung in Richtung Ganzjahrestourismus ist berechtigt und dank konkreter Angebote und gezielter Marktkommunikation zeitigen derartige Bemühungen vielerorts schöne Erfolge. Aber dieser Weg wird aus verschiedenen Gründen (Höhenlage, Umfeld, Infrastruktur, Images, Vorurteile, Nachfragepräferenzen etc.) nicht überall möglich sein. Das bedeutet, dass es auch einen Plan B.3 geben muss, der den Rückbau des Tourismus bzw. den Ausstieg aus dem Tourismus zum Inhalt hat und der mit der Vorstellung aufräumt, dass in jeder Ecke, mit der man nichts (mehr) anzufangen weiß, Tourismus entwickelt werden soll.

9. Januar 2015, 11:09

Eine technische Perspektive auf das Thema gestern im ORF-Magazin Eco:

http://tvthek.orf.at/program/Eco/1346/Eco/9055868/Pulverschnee-aus-dem-Labor/9055892

Ein Gedanke sei dem Plan B noch aus ganz allgemeiner Sicht hinzugefügt: Wir gehen immer noch davon aus, dass Wohlstand Wachstum bringt und vice versa. Wir haben nicht nur im Tourismus keinen Plan B für Rezession.

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