27. Juli 2009 | 18:17 | Kategorie:
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Das Ende der Tourismusgesinnung?

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Bedingt durch die steigenden Ansprüche der Gäste, den enormen Wettbewerb und den dadurch notwendigen Strukturwandel im Beherbergungstourismus ist Professionalisierung im Tourismus ein Gebot der Stunde. Der Anteil der Privatvermietung nimmt ab und nicht wenige Destinationen stehen vor der Herausforderung, wegfallende Betten aus dem privaten Sektor durch gewerbliche zu ersetzen. Doch droht mit dem Ende der Privatvermietung auch das Ende der Tourismusgesinnung?

Tourismusgesinnung kann ganz simpel als „positive Einstellung dem Tourismus in der eigenen Region gegenüber“ definiert werden; wobei Tourismusbewusstsein wohl ein Teilaspekt davon ist. Tourismusgesinnung impliziert Verständnis für den Tourismus, eine grundsätzliche Befürwortung touristischer Weiterentwicklung sowie in gewissem Maße auch die Bereitschaft, sich für den Tourismus einzusetzen. Dabei ist die Tourismusgesinnung meist umso stärker ausgeprägt, je enger verbunden die jeweiligen Personen mit dem Tourismus sind und je mehr sie sich dieser Verbundenheit – oder auch Abhängigkeit – bewusst sind.

Mit dem Wegfall der Privatzimmervermieter geht gerade im ländlichen Raum oft die Bedeutung des Tourismus für einzelne zurück. Jene, die in die größeren Ballungsräume pendeln, „brauchen“ in ihrer subjektiven Wahrnehmung den Tourismus an ihrem Wohnort nicht und sind eher genervt von den Touristen, denen sie bei der Ausübung ihrer eigenen Freizeitaktivitäten begegnen. Dabei wird natürlich häufig übersehen, dass die Erhaltung der Sport- und Freizeitinfrastrukturen in der Dichte und Qualität, wie sie bei uns vorzufinden ist, ohne den Tourismus einfach unmöglich wäre.

Diese Entwicklung ist eine Sache. Es ist aber noch ein anderes Szenario denkbar. Denn vielleicht kann die zunehmende Professionalisierung im Sinne von anteilsmäßiger Steigerung gewerblicher Betten auch einen Umkehrschwung in der Tourismusgesinnung auslösen! Dieser Umkehrschwung könnte schon begonnen haben, da der Anteil jener MitbürgerInnen immer größer wird, der nicht regelmäßig zugunsten der Gäste in den Dachboden übersiedeln musste und mit den dabei entstandenen negativen Emotionen bis heute nicht umgehen kann.

Darüber hinaus wächst auch der Anteil derer, die nicht in den Tourismus „hineingedrängt“ wurden, sondern die sich mit aufrichtigem Interesse und größtem Engagement in der Tourismuswirtschaft und in verwandten Brachen betätigen, wovon nicht zuletzt auch die steigenden Zahlen von Absolventen aus touristischen Studienrichtungen an Fachhochschulen oder Universitäten zeugen. Und gerade auch die modernen gewerblichen Tourismusbetriebe mit ihrer hohen Qualität und ihren vielfältigen Aufgabenbereichen bieten interessante und anspruchsvolle Tätigkeiten für Menschen mit guter Ausbildung und hohem beruflichem Engagement.

Angesichts dieser Entwicklung wird der durch den Rückgang der Privatvermieter vielfach befürchtete Verlust an Tourismusgesinnung vermutlich mehr als wettgemacht. Und schließlich trägt wohl auch die Wirtschaftskrise ihr Scherflein dazu bei, die allgemeine Tourismusgesinnung zu heben, besinnt man sich doch dieser Tage gerne auf den Tourismus – als Wohlstandstreiber, Wirtschafts- und Jobmotor von oft unterschätzter Dimension sowie als Branche, deren Betriebe in hohem Maße standortgebunden sind und nicht so einfach in andere Länder ausgelagert werden können.

28. Juli 2009, 9:53

Es ist schon erstaunlich, wie sich die öffentliche Meinung geändert hat. Noch vor Jahren war der Tourismus die Hungerleiderbranche mit hohen Insolvenzzahlen und kärglicher Eigenkapitalausstattung. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen, es konnten fortgesetzte Erfolge in NÄchtigungszuwächsen erzielt und auch die Eigenkapitalsituation verbessert werden. In der gegenwärtigen Krise hat sich die Tourismuswirtschaft vorerst als erstaunlich robust gezeigt und Voraussetzungen sind gut auch nur mit einigen Schrammen davonzukommen. Darüber hinaus wird sogar weiter ein hohes Investitionsniveau an den Tag gelegt und in der öffentlichen Meinung ist eine deutliche Trendwende erkenntlich. Der Beitrag zu Beschäftigung und Wohlstand wird mit Wertschätzung aufgenommen und die Branche als ein wesentlicher und stabiler Faktor in der Volkswirtschaft geschätzt.

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