Couchsurfing: Freund oder Feind für den Tourismusverband? Was tun?
Als ich nach einem meiner E-Marketing Lehraufträge von einem Studenten auf Couchsurfing aufmerksam gemacht wurde, wusste ich noch nicht, welches Potenzial hinter dieser Form des Reisens steckt. Der aus Amerika daher geschwappte Trend “sei Zukunft und müsse genutzt werden”. Peter Unsinn studiert Entrepreneurhsip und Tourismus am MCI in Innsbruck. Für seine Masterarbeit beschäftigte er sich damit, wie ein TVB auf Couchsurfing reagieren kann und soll. Es geht um Profit, Möglichkeiten der Zusammenarbeit und mögliche Potenziale, aus denen geschöpft werden soll. Nach dem äußerst spannenden Expertengespräch zwischen dem Master-Studenten Peter Unsinn, dem Online-Marketer Lukas Wagner und mir wusste ich mehr.
WAS IST COUCHSURFING?
Couchsurfing ist keine gewöhnliche Online-Community, oder ein soziales Netzwerk, sondern ein Lebensstil. Weltweit gibt es über 5,5 Millionen Couchsurfer in über 207 Nationen der Welt (Quelle: Couchsurfing.org). Das durchschnittliche Alter eines Couchsurfers liegt bei 28 Jahren. Grundsätzlich lässt sich Couchsurfing zwar auf „Gratis Übernachtung im Urlaub bei Einheimischen“ reduzieren, doch dadurch, dass Couchsurfing seit 2003 bereits besteht und innert dieser elf Jahre eine so breite Masse an Menschen erreichen konnte, wird es garantiert Zeit, dass auch die Tourismusverbände darauf reagieren.
REAGIEREN STATT IGNORIEREN
Wer im Tourismus zuhause ist fragt sich hier, was dieses Couchsurfen grundsätzlich mehr bietet, als ein Hotelaufenthalt, wo der Service sozusagen komplett wegfällt. Laut der Master-Arbeit des Studenten Pilz G. im Jahre 2012 “The long tail of tourism: consumer behaviour of CouchSurfers” am MCI wird beim Couchsurfing sogar gleich viel Geld ausgegeben, wie bei einem typischen Hotel-Urlaub. Mit diesem Geld wird aber hier nicht die Unterkunft, sondern es werden Ausflüge, Museen und Verpflegung usw. finanziert. Lukas Wagner ist Mitarbeiter der NCM und aktiv in die Salzburger Couchsurfing-Szene integriert.
„Couchsurfing ist nicht nur eine Dienstleistung, sondern wirklich ein Lifestyle. Es gibt nahezu in jeder größeren Stadt regelmäßige Couchsurfing-Meetings. Jeden Dienstag trifft sich in Salzburg die aktive CS-Gruppe in Kastners Schenke, wo wir uns frei kennenlernen, Kontakte knüpfen, Freundschaften schließen. Es ist kaum zu glauben, wie schnell man bei diesen Treffen in Gespräche verwickelt wird. Wer eine Couch anbietet, bietet nicht nur seine Couch, sondern auch seine Zeit an. Oft entwickeln sich aus diesen Begegnungen tiefe lang-anhaltende Freundschaften.“
NUTZEN FÜR DEN TOURISMUSVERBAND?
Doch wie soll der Tourismusverband damit umgehen? Kann man aus dieser Gruppe überhaupt profitieren? Dies soll sich im Rahmen der Masterarbeit von Peter Unsinn noch herausstellen. Fest steht: Wer aus der Couchsurfing-Szene einen Nutzen generieren will braucht umzudenken. „Es wird nicht machbar sein, Geld zu verlangen, oder irgendwelche Verträge unterzeichnen zu lassen. Couchsurfer sind Journalisten aus fremden Ländern, die sehr viel Mundpropaganda betreiben, wenn das Erlebte ausgezeichnet war, oder die Menschen an einem bestimmten Ort. Aus dieser Mundpropaganda und den geschaffenen Erinnerungen, ist es möglich die Lokation zu einem Erlebnis zu machen, das auch andere Menschen gerne miterleben würden. Wer zum zweiten Mal einen Ort besucht, schläft dann oft im Hotel“, so Wagner. Diese Entwicklung würde ein massives Umdenken erfordern. Erlebnisse schaffen und die Möglichkeit der freien Entfaltung bieten, klingt aber gar nicht so schwer, wie es vielleicht ist.
Wie reagieren Österreichs Städte und Tourismusverbände auf diese Form der Entwicklung? Gibt es in den TVBs bereits Erfahrungen und wie lässt sich ein Ambiente schaffen, welches es ermöglicht nachhaltig auch einen wirtschaftlichen Nutzen aus der aktiven Couchsurfing-Szene zu ziehen?
Quellen:
MCI & Masterarbeit (Pilz G.)
Kontakt: Peter Unsinn
Couchsurfing-Website
Hey Guy’s
Ich reiste mehr als 18 Monate fast nur mit CouchSurfing und kann somit bestätigen dass es sich wirklich mehr um ein Livestyle handelt.
Es ist einfach unglaublich welche Erfahrungen mann durch diese community macht und was mann alles lernt.
Es ist nicht mit einem Hotel Aufenthalt zu vergleichen. Nicht nur spart mann Geld sondern macht extrem viele neue Bekanntschaften und auch richtige Freunde!
Also für jeden der es satt hat an diesen touristischen Stränden zu sitzen ist es einfach nur genial. Ich Surfte beo mehr als 60 host’s und hatte nur Positive Erfahrungen. Ich durfte Sachen erleben die ohne CS einfach niemals möglich gewesen wären.
Ich bin jetzt seit 8 Monaten wieder in Zuhause und habe es auch geschafft ein wöchentliches CS Meet Up in Vorarlberg zu organisieren.
Also von meiner Seite ein großes Dankeschön an Gründer dieser community.
See you
Tobi
Schön zu sehen, dass mein Thema für die Masterarbeit Interesse weckt! Vielen Dank Herr Mrazek. Mittlerweile haben sich auch Vertreter der TVB Ischgl, St. Anton und Ötztal für Interviews bereit erklärt. Sollte es da draußen noch andere innovative TVB geben oder externe Experten, die ihre Meinungen und Expertise miteinfließen lassen möchten würde mich das sehr freuen! Die Interviewperiode geht noch bis 20. Juli. Zu erreichen bin ich unter p.unsinn@mci4me.at
Ich bin gespannt auf das Ergebnis 🙂
Gerade wieder zwei Surfer bei mir und es ist wirklich eine Freude, sie bei mir zu haben…Es ist einfach spannend, wie unterschiedlich die Meinungen sind und wie Kulturen zwar verschieden – aber dennoch zueinandertreffen. Es geht nicht darum „Profit“ zu machen, sondern darum „Freundschaften“ entstehen zu lassen. Wer es schafft als TVB aus lokalen Hosts Freunde zu machen, der wird früher oder später auch daraus seinen Nutzen ziehen können. 🙂
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