EU-Wahl und der Tag danach: Als Sieger deklarieren sich die Konservativen, denn die haben zwar verloren, doch konnten zumindest in absoluten Zahlen die meisten Stimmen für sich verbuchen. Doch nicht nur in deren Reihen, auch in anderen Parteilagern ein und derselbe Tenor: Man deklariert sich als Sieger – alles nur eine Frage der Betrachtung.Das erinnert mich an den Tourismus und die Zahlenakrobatik, die politisch jedesmal dann vollzogen wird (oder werden muss), wenn´s ein Minus zu verkünden gibt. Auf der Suche nach dem Plus werden dann Herkunftsmärkte, aus denen ein ebensolches zu verzeichnen war, ins Rampenlicht gerückt. Verlieren gibt´s nicht. Sieger ist, wer am wenigsten verliert. Verloren hat, wer sich als erstes rührt. Dabei wäre es, bitte, für unser aller Psychohygiene doch nicht schlecht, wenn unsere Volksvertreter Wörter wie „Rezession“, „Minus“, „Stagnation“ auch einmal in den Mund nähmen. Und es nicht Schriftstellern wie Ilija Trojanow überlassen, uns darüber im Morgenjournal aufzuklären. Worin besteht das Problem, nach all den Jahren des Wachstums, der Nächtigungs- und sonstigen Rekorde nun den Umstand zu akzeptieren, dass die Kurve auch wieder nach unten geht? Ist es nicht hoch an der Zeit, gerade auf Grund der vielerorts hohen regionalwirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus, Stagnation und Rezession in unsere Szenarien mit einzublenden? Mein Tipp an die Politik: Beginnen wir mit langsamen Sprechübungen allein vor dem Spiegel: „Sta-gna-tion“ – Sie werden sehen, nichts passiert.