1. April 2014 | 10:23 | Kategorie:
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Infrastruktur – fehlt es an Ideen oder an Geld

Die bisherigen Zahlen über den heurigen Winter lassen – nach vielen erfreulichen Steigerungen – heuer einen Rückgang erwarten. Da stellt sich natürlich die Frage ob das einfach wie die Schneelage naturgegeben ist oder ob es an Angeboten für schnee- und niederschlagsarme Winter fehlt.

Ein Blick in die Statistik der Infrastrukturinvestitionen, die von der Tourismusbank in den vergangenen Jahren unterstützt wurden, zeigt einen erstaunlichen Rückgang. Wurden 2007 noch rund EUR 70 Mio. in infrastrukturelle Einrichtungen gesteckt so sind die Ausgaben dafür bis im vergangenen Jahr kontinuierlich auf EUR 27 Mio. zurückgegangen. Nur ein Teil des Rückganges ist mit der mehr oder weniger vorliegenden Sättigung der Skigebiete mit Beschneiungsanlagen zu erklären, die ja in der Vergangenheit – weil enorm kapitalintensiv – die Kosten für infrastrukturelle Investitionen angeführt haben.

Trotzdem ist erkenntlich, dass die Bereitschaft der Regionen in Erlebniseinrichtungen zu investieren zurückgegangen ist. Da zu befürchten ist, dass die schneearmen Winter sich häufen werden, ist es doch ratsam über Wintererlebnisse jenseits von Skipisten nachzudenken. Derlei Einrichtungen für ein erweitertes Wintererlebnis müssen nicht unbedingt Unsummen an Geld verschlingen. Rodelpisten, Skitourenstrecken, Eisstockbahnen aber auch Schneeschuh- und sonstige Wanderpfade können durchaus als willkommene Bereicherung für den Nicht-Skifahrer empfunden werden.

Ähnliches gilt auch für den Sommer, wo ein abwechslungsreiches Wander-, Rad-, Mountainbike- und e-Bike-Netz zusammen mit guter Beschilderung, Tourenvorschlägen, Karten und GPS-Tracks hilfreich sein kann. Bei der Erstellung der Touren geht es nicht nur darum, Kilometer und Höhenmeter richtig auszuweisen und abzustimmen. Das jeweilige Angebot sollte immer auch ein Highlight beeinhalten oder eine Geschichte erzählen.

Destinationen müssen sich erneuern. Nutzen wir die kurze Schrecksekunde zum Nachdenken: Wie kann ein Winter aussehen, der nicht vom Schnee gesegnet ist? Welches wetterfeste Angebot haben wir für unsere Sommergäste?

2. April 2014, 9:35

Lieber Herr Hartl, ich sehe die Problematik darin, dass viel zu viele Sesselpicker das alleinige Sagen haben wollen. Auch bezeichnend, dass junge Unternehmer hier kein Anrecht auf die Erstellung von Themen haben, sonder brav Kommentare abgeben dürfen und die Kammernahen, jahrelangen Seilschaften, Abkupferer, etc. die Weisheit für sich beanspruchen.
Ich weiß, dass es zahlreiche high-potenitals gibt, denen es ähnlich geht und denen – ob lokal oder überregional – gerne die Prügel in den Weg gelegt werden.

Im UNWTO Vergleich verliert das Land immer mehr an Boden gegenüber anderen Staaten – wehe dem der sich getraut das anzusprechen! Grund ist sicher nicht das zu geringe Investment in die Infrastruktur oder zu wenig Schnee, es ist schlicht und ergreifend das Ergebnis aus der Tatsache, dass nicht die Besten sondern die Gleicheren die Branche regieren.

2. April 2014, 21:39

Zunächst eine Wette: Wenn es im zu Ende gehenden Winter ausreichend Schnee gegeben hätte, dann hätte Franz Hartl diesen Artikel wohl nicht, jedenfalls aber in anderer Form geschrieben! Doch Spaß beiseite.

Unbestreitbare Tatsache ist, dass die äußeren Verhältnisse (Schneelage, Wetter) eine entscheidende Rolle bei der Frequentierung der Wintersportgebiete spielen. Das gilt nicht nur für die Skipisten, sondern in abgeschwächtem Maße auch für Langlaufen, Schneeschuhwandern oder Rodeln. Das ist u.a. daran zu erkennen, dass bei guter Schneelage und Prachtwetter selbst bei jenen kleinen und mittleren Skigebieten kein Parkplatz mehr zu ergattern ist, deren unrühmliches Ende schon lange prognostiziert wird. Ein weiterer Beleg sind die Meldungen im Verkehrsfunk an solchen Tagen.

Dort wo es im heurigen Winter Schnee gehabt hat, nämlich im Süden, sind die Leute auch hingefahren. Dazu zwei Beispiele. Erster Fall: Ein guter Bekannter, der gerne Ski läuft und bislang Osttirol nur von Hörensagen kannte, musste in diesem Winter unbedingt dorthin, weil es eben Schnee hatte. Für Osttirol wird auch eine positive Nächtigungsentwicklung prognostiziert. Zweiter Fall: In meinem Stammrestaurant in Innsbruck hörte ich die Skitourengeher und Pistenskifahrer den ganzen Winter über praktisch nur von Südtirol und ihren dortigen Unternehmungen erzählen sowie vom Schnee, den es dort in Mengen gibt.

Was die Investitionen in den Wintersportgebieten anbelangt, so wurde in den vergangen Jahren in der Tat enorm viel investiert, sodass wohl allenthalben eine gewisse Sättigung eingetreten ist. Diese Sättigung betrifft aber nicht nur die Zahl und die Qualität der Anlagen, sondern wohl auch die Budgets so mancher Seilbahnbetreiber, sind die Investitionen doch auch einmal zurückzuzahlen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass selbst in Top-Destinationen zu vernehmen ist, dass eine Konsolidierung gut tun könnte.

Wintererlebnisse abseits der Skipiste wie Rodelpisten, Skitourenstrecken, Schneeschuhpfade, Winterwanderwege sind zwar kostengünstiger zu erstellen, brauchen aber ebenfalls Schnee, der ja von irgendwo her kommen muss. Dazu ein aktuelles Beispiel: Die Innsbrucker Grünen haben in diesen Tagen vorgeschlagen, den Skibetrieb am Olympiaberg Patscherkofel aufzulassen und den Patscherkofel als Skitourenberg zu positionieren. Was sie dabei übersehen haben: Wesentliche Teile jener Flächen, auf denen die Skitourengeher aufsteigen und abfahren sind technisch beschneit. Fazit: In schneearmen Wintern ohne technische Beschneiung kein Skitourenberg.

Dass es auch ohne bzw. mit nur wenigen Skiläufern geht zeigt ein anderes Beispiel aus Innsbruck. Die Nordkettenbahn setzt zunehmend auf die Erlebnisschiene, wofür dort beste Voraussetzungen bestehen. Diese Positionierung hat mehrere Gründe, auf die einzugehen hier zu weit führen würde. Ganz entscheidend für den Erfolg (heuer mit wenig über überhaupt keinem Schnee die beste Wintersaison seit Bestehen der neuen Gondelbahn) sind folgende Faktoren: Die Seegrube auf 1.900 m ist vom Stadtzentrum aus in einer halben Stunde erreichbar und im Umfeld der Talstation befindet sich ein großes Nachfragepotenzial: 120.000 Einwohner, 30.000 Studierende allein an den beiden Universitäten, 7.000 Gästebetten, zehntausende Tagestouristen auch im Winter, dazu Kundebindung durch mehrere attraktive Card-Systeme.

Dennoch, die Aufforderung von Franz Hartl an die Destinationen kann nicht genug betont werden. Es gilt, die „kurze Schrecksekunde“ zu nutzen, um über die Optimierung und Weiterentwicklung des touristischen Angebots nachzudenken. Und ebenso wichtig: Nach dem Denken müssen die richtigen Taten folgen!

3. April 2014, 17:36

Lieber Franz, lieber Peter,
schließen wir den Winter ab. Wir hatten schon zahlreiche schneearme Winter in den letzten Jahrzehnten und auch in Zukunft werden wir wieder schneereichere, aber auch schneeärmere Winter haben. Fakt ist: ohne Skifahren können wir in gewissen Regionen nicht überleben (und wie Peter Haimayer geschrieben hat, für´s Schneeschuhwandern, Rodeln oder ähnliches benötigen wir auch Schnee) – Alternativen können angedacht und ausprobiert werden, den Skisport aber nie ersetzten. Der Wohlstand in den Alpen ist mit dem Skisport gekommen und wird sinken, wenn wir die Masse der Skifahrer nicht mehr in die Wintersportregionen bringen. Heuer hatten wir ein anderes Problem – Skifahren ging immer gut – nur in unseren Kernmärkten lag nie Schnee, die potentiellen Gäste sitzen seit Wochen im Biergarten und kaum einer dachte an Winter, geschweige denn ans Skifahren. Lieber Peter: Osttirol hatte trotz viel Schnee im Februar einen Rückgang von über 10% – ein Beweiß für meine Behauptung! Trotz allem, der Sommer oder viel mehr die anderen „drei“ Jahreszeiten sind unsere Chance….daran müssen wir arbeiten! Lieber Florian: ich bin auch so ein „Kammernaher“ (Fachgruppenobmann) und Politiker zugleich (Tourismussprecher im Tiroler Landtag) und trotzdem kein Autor! Das ist auch nicht wichtig, deine Meinung wird auch bei den Kommentaren gelesen und der TB ist ja nicht das einzige Medium, in dem Du dich mitteilen kannst – herzliche Grüße aus Tirol – Siegfried Egger, Hotelier und Interessensvertreter

4. April 2014, 8:17

Bezugnehmend auf das Statement von Hrn. Hartl können wir dem nur bedingt beipflichten. Dass die Wetterlage des heurigen Winters eine absolute Extreme darstellt ist nicht von der Hand zu weisen. Dies bestätigen auch viele unserer Kunden in Salzburg und Tirol, die eine durchgängige Föhnlage in dieser Intensität von Weihnachten bis in den Februar hinein in ihrer oft langjährigen Tätigkeit noch nicht vernommen haben. In den südlichen Bundesländern war zwar genügend Schnee, die kleinregionalen Extreme wurden hier aber leider durch die Medien dermaßen ausgeschlachtet und verallgemeinert, dass uns Kunden beispielsweise aus Bad Kleinkirchheim von Gästeanrufen erzählten, die fragten ob der Ort überhaupt erreichbar sei(und dies bei trockener Fahrbahn).
Die Ergebnisse einer von uns intern durchgeführten Studie bestätigen den Rückgang an Investitionen in die Infrastruktur – insbesondere auch im Seilbahnbereich. Zu berücksichtigen dabei sind jedoch die enormen Investitionen in die Beschneiung der letzten Jahre sowie Einzelinvestitionen – wie beispielsweise in die Ski-WM in Schladming. Viele österreichische Skigebiete sind somit nunmehr absolut schneesicher, womit das Kerngeschäft abgesichert ist.
Beipflichten können wir den Statements, dass es an der Zeit ist die alternativen Angebote am Berg weiter voranzutreiben. Diese werden den Kern des Alpinen Skilaufs nicht ersetzen aber eine gute Ergänzung darstellen. Zudem sind sie geringer in den Investitionen – womit trotz geringerer Gesamtinvestitionen die Angebotsbreite in Österreich weiter gesteigert werden kann.

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