TVB-Kooperation ohne Kirchturmdenken
Erfreuliches aus meiner Heimatregion: Kärnten hat ja ein neues und modernes Tourismusgesetz (dankenswerter Weise initiiert von Christian Kresse), das erstmals die Aufgabenteilung und den Mittelfluss aller drei organisatorischen Ebenen (Land, Region, Tourismusverband) regelt. Nun üben sich Kärntens Touristiker in mehr Verantwortung auf TVB-Ebene und zu viele verharren im „Denken in kleinen Bildern“, weil der eine Ort mit dem anderen nicht kann und spielen lustvoll mit ihren Mini-Budgets. Aber in der „Region Villach“, die im wesentlichen Villach mit Warmbad, den Faakersee und den Ossiachersee umfasst, zeigen 5 Tourismusverbände (Villach, Finkenstein, Treffen, Steindorf, Bad Bleiberg) wie man Synergien nutzt, aus Markt- bzw. Gästesicht denkt, die Positionierung klärt und die Produktentwicklung vorantreibt. Geballte touristische Gestaltungskraft für 2,6 Mio. Nächtigungen mit einem Regionsgeschäftsführer für Marketing & Sales und einem Erlebnisraummanager, der die Produktentwicklung koordiniert. Verwaltungskosten werden gespart, da die einzelnen TVBs diese Aufgaben weitgehend an das Regionsbüro delegieren. Zusammenarbeit nach außen und nach innen. Bravo.
Kooperationen und Zusammenarbeit von Hotels, Touristikern und Tourismusverbänden sehr gerne.
Zwangsfusionen wie in den letzten 10 Jahre in Tirol, ausgelöst durch den Schwarzkommunisten Van Staa, nein Danke!!!!
Hallo Manfred, als Exilkärntner in Tirol darf ich mitteilen, dass wir in den Kitzbüheler Alpen die Kooperation zwischen nunmehr 4 TVBs ebenfalls massiv intensivieren und nicht nur gemeinsame Werbung machen ( u.a.werden in einigen Wochen all unsere Websites auf einer! gemeinsamen Plattform zusammengeführt), sondern koordiniertes Marketing und gemeinsame Angebotsentwicklung forcieren! Für Westösterreich in dieser Form und Größe eine meines Wissens einzigartige Kooperation in bisher nicht gelebter Intensität in einer gemeinsamen GmbH, der KAM ( Kitzbuheler Alpen Marketing ), in der die 4 TVB GF gleichzeitig und unentgeltlich GF der GmbH sind. Themenbezogen arbeiten die Mitarbeiter aus den 4 TVBs „Task Force artig“ uber die TVB Grenzen hinaus zusammen, und es funktioniert prächtig! Eine Kooperation, die weit über die ohnehin gesetzlich vorgegebene Fusionsebene hinausgeht und vielleicht beispielgebend für weitere Kooperationen im manchmal gerade von Betriebs- oder Interessenvertretungen kritisch hinterfragten Tourismus(un)Wesen sein könnte..
Lg aus den Regionen Kitzbüheler Alpen St.Johann in Tirol, fur die Kollegen der TVBs Brixental, Hohe Salve sowie Pillerseetal
Gernot Riedel
Sehr geehrter Herr Riedel,
wunderbar – jemand der miteinander statt gegeneinander arbeitet. Gratulation
Lieber Gernot, es ist eine Freude zu hören, dass ihr so gut zusammenarbeitet, damit mehr Gäste bringt und hoffentlich auch das Leben für die Gäste erleichtert.
Dazu eine kleine Anekdote aus einem wunderschönen Südtirol-Urlaub im Juli in dem Gemeinde Eppan: wir holen uns im Tourismusbüro eine kleine Broschüre mit Tipps für regionale Radrouten. Wir radeln los und verlieren nach 5 km unsere Route. Gott sei Dank an der Straße wieder eine Tourismusinformation: „Wir haben diese Routenbeschreibung vom Tourismusverband und finden den beschriebenen Weg nicht!“ Antwort der saloppen Dame: „Das kann nicht sein, der TourismusVERBAND sind wir. Das kann höchstens von einem TourismusVEREIN sein.“ Betretene Pause. Der Gast versteht die Besonderheiten des Aufbaus der Südtiroler Touirmushierarchie noch nicht ganz, hat aber das Gefühl, mit einem Dacia in einer Mercedes-Werkstatt gelandet zu sein. „Könnten Sie uns trotzdem erklären, wie wir mit dem Rad zurück nach Eppan-St. Michael kommen?“ Die Dame würdigt die VEREINSbroschüre keines Blickes und erklärt mit ihrer VERBANDSkarte den Rückweg. Auf dem perfekt ausgebauten Radweg von Fragant nach Eppan mussten wir übrigens an den Vereinsgrenzen weder den Pass herzeigen noch Zoll zahlen. Das Verbandsgebiet haben wir – zumindest mit dem Rad – zum Glück nie verlassen …
@ Gernot Riedel: Ja, wunderbar. Ich wußte davon. Hoffentlich machen diese Beispiele Schule.
@ Hans Embacher: Danke für diese Story. Ich leite sie gleich unseren Südtirolern weiter.
Das Nebeneinander von Kooperation und Kirchturmdenken erinnert an die Anfänge der Tourismusverbandsfusionen in Tirol ab Mitte der 1990er Jahre. Die einen hatten die Zeichen der Zeit erkannt und sind innerhalb der neuen Grenzen gemeinsam und professionell vorgegangen, andere hingegen hatten sich noch mehr oder weniger lang in Eigenbrötelei geübt.
Über Herwig van Staa, der Weingartner als Landeshauptmann gefolgt ist, mag man denken wie man will. Aber eines ist sicher: Er hat mit Konsequenz und oft auch mit Härte das von Weingartner begonnene Werk der TVB-Fusionen weiter vorangetrieben. Ohne politischen Druck wäre es nicht gelungen, die ehemals 255 Tiroler Tourismusverbände auf heute 34, in der Regel sehr schlagkräftige Einheiten zusammenzuführen.
Und die in den Kommentaren angesprochene Kooperation von vier Tourismusverbänden in den Kitzbüheler Alpen hat ihre Wurzeln nicht zuletzt in der Fusion der ehemals kleineren Tourismusverbände zu größeren Einheiten, denn die Kitzbüheler Alpen Tourismus GmbH (KAM) ist aus politisch-strategischen Gründen parallel zu den Fusionen als eine Art gemeinsames Dach entstanden.
Dass sich die KAM trotz einiger Bremsmanöver inzwischen so gut entwickelt, hat wohl mehrere Gründe. Da ist zunächst das landschaftlich großräumige und homogene Gebiet der Kitzbüheler Alpen, was ähnliche touristische Strukturen zur Folge hat und ideale Voraussetzungen für die gemeinsame Produkt- und Angebotsentwicklung bietet. Und da ist der Begriff Kitzbüheler Alpen, in welchem der renommierte Markenname Kitzbühel steckt, an dem man gerne teilhat und der das Zusammenrücken erleichtert bzw. dazu motiviert.
Dann sind da die handelnden Akteure, die aus den günstigen Gegebenheiten etwas machen. Dazu gehören die Geschäftsführer der vier Tourismusverbände, wobei sich speziell in einem Fall die langjährige Präsenz im TVB, verbunden mit Weitblick, Konsequenz, Netzwerkarbeit und dem richtigen „Ballgefühl“ überaus positiv auswirkt. Dazu kommen die Funktionäre, also Obleute, Vorstände und Aufsichtsräte der Tourismusverbände, die hinter der Zusammenarbeit stehen, diese gegenüber den kritischen und nicht selten engstirnigen Leistungsträgern in ihrem Verbandsgebiet verteidigen und den Geschäftsführern damit den Rücken stärken.
Die Kooperation reicht dabei, wie von Gernot Riedel bereits angesprochen, von einheitlichen Lösungen im Backoffice über die Produkt- und Angebotsentwicklung bis hin zum Marktauftritt im Internet, bei dem alle Betriebe zwischen Pillersee und Inntal als Häuser der Kitzbüheler Alpen und ohne Zuordnung zu einem einzelnen Tourismusverband aufscheinen.
Insgesamt also eine Erfolgsgeschichte, wenn auch mit einigen Wermutstropfen. Denn Kitzbühel Tourismus ist nicht mit dabei, auch nicht der Tourismusverband Wilder Kaiser. Um das hoch gesteckte Ziel der Deckungsgleichheit zwischen der Kooperation der Tourismusverbände und dem Gültigkeitsbereich des Skipasses Kitzbüheler Alpen zu erreichen, bedarf es wohl noch einiger Überzeugungsarbeit und einigen Verhandlungsgeschicks.
Zum Schluss sei der Ordnung halber angemerkt, dass dies ein Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation über Tourismusverbandsgrenzen hinweg ist. Es gäbe noch andere anzuführen, wenn auch nicht so große und so intensive. Und noch etwas: Ganz wesentlich ist, dass bei einer Reihe großer Tourismusverbände in Tirol die innere Zusammenarbeit exzellent funktioniert, selbst in heterogen strukturierten Destinationen mit zahlreichen Gemeinden – und das bei Nächtigungsvolumina die über der 2 Mio. Grenze liegen und bis weit über die 3 Mio. Grenze hinauf reichen.
Sehr geehrter Herr Kohl, zu einer Zusammenarbeit von verschiedenen TVBs einer Region kann man aus der Sicht eines Vermieters nur gratulieren. Das investierte Marketingbudget ist wesentlich höher und die Bildung einer Markenbekanntheit und eines Markenimage gestaltet sich mit einem höheren Budget wesentlich einfacher, oder ist erst dadurch überhaupt möglich. Von einer bekannten Region mit einem eindeutigen Image oder sogar einem USP profitiert wiederum der Vermieter, der sein Haus nicht als Destination vermarkten muss. Er kann durch einen positiven Imagetransfer direkt von den getätigten Marketing Investitionen profitieren und Nachfragen bzw Buchungen leichter generieren. Hier spreche ich als Vermieter in der Tourismusregion Zell am See/ Kaprun aus Erfahrung. Liebe Grüße aus Zell am See
Kärnten hat mit dem neuen Tourismusgesetz keinen Sprung nach vorne gemacht, es reden auf einmal Spengler, Autohändler mit, die Abgrenzung zu dem was macht die Gemeinde, was die Region ist unklar, dann haben wir Miniregionen, die nicht mal oft 800 000 Budget haben, da es eine Ausnahmeregelgung gibt, vielerorts gibt es Mischsysteme, die Abstimmung falsch ausgegangen ist, oder viele Orte hatten gar keine Abstimmung da zu klein und dann ist Fakt dass laut Studie Kohl die Regionen gerade mal 2 % der Nächtigungen bringen, sorry aber Kresse hat alles komplizierter gemacht, die strategischen GEschäfsfelder bringen keine Nächtigungen, es wird im viel Geld verblasen und der Nahmarkt Österreich so gut wie nicht bedient
Lieber Herr Tessmann, für einen der jahrelang in der Erlebnisregion Hochosterwitz Kärnten Mitte als Obmann bzw Obmannstellvertreter fungiert hat verfügen sie über sehr wenig Sachkenntnis. Die Nachfolgeorganisation Tourismusregion Mittelkärnten, mit nun 23 Gemeinden als Mitglieder, hat die von ihnen hinterlassen Schulden mühsam getilgt und arbeitet in engster Kooperation mit der Kärnten Werbung. Sie können sich sicher sein, die Kooperation mit ihrem Regionsgeschäftsführer Andreas Duller ist ausgezeichnet. Und zu ihrer Info: Seit vier Jahren hat Kärnten bei den Übernachtungen als auch bei den Gästeankünften zugelegt…
Beste Grüsse
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