3. Juni 2013 | 08:52 | Kategorie:
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Offene Landschaften

Unter dem Titel „Offene Landschaft“ sammelt der Österreichische Rundfunk (Ö1) Beiträge interessierter Hörerinnen und Hörer und verarbeitet Landschaftserfahrungen in loser Folge und in verschiedenen Sendeformaten.

Landschaft in Szene setzen
Die eingereichten Bilder zeigen, dass in der subjektiven Wahrnehmung der Menschen offene Landschaften in aller Regel keine leeren Landschaften sind. Bäume, Felsen, Bauten, Menschen, Tiere etc. bilden Mittelpunkte oder Begrenzungen und setzen damit das, was auf dem Bild Landschaft ist, erst richtig in Szene.

Bilder von offenen Landschaften sind meist solche, die Ruhe ausstrahlen. Offene Landschaften bilden Gegenpole zum schnelllebigen und stressbehafteten Alltag, sie verlangsamen, lassen zur Ruhe kommen, regen zum Nachdenken an und sie sind nicht zuletzt auch Quelle kreativer Gedanken und innovativer Ideen.

Spezifische Gästebedürfnisse
Offene Landschaft erleben heißt zum einen Landschaft betrachten, bedeutet zum anderen aber auch, sich in ihr zu bewegen. Menschen, die offene Landschaften in diesem Sinne schätzen sind eine durchaus interessante und anspruchsvolle touristische Zielgruppe, wenn sie auch kein Massenphänomen darstellen mögen. Ihre Bedürfnisse sind anders gelagert als die derjenigen Zielgruppen, die aufwendige Inszenierungen suchen. Erstere wünschen das Authentische, sie bemühen sich, die Landschaft sowie die dort lebenden Menschen und ihre Kultur wahrzunehmen zu verstehen, und sie nehmen sich Zeit zum Genießen.

Das mag an die touristische Angebotsentwicklung und die Kommunikation mit dieser Zielgruppe besondere Herausforderungen stellen, bietet aber dort Chancen für Betriebe, Orte und Destinationen, wo aufwendige Inszenierungen schwierig oder nicht möglich sind – oder schlichtweg nicht gewollt sind, etwa weil die Intentionen der Anbieter mit jenen der potentielle Gästezielgruppe deckungsgleich sind.

Verantwortung der Touristiker
Landschaft und Tourismus sind untrennbar miteinander verbunden. Es liegt in der Verantwortung der Touristiker, zur Erhaltung von Landschaften beizutragen und interessante, an den Bedürfnissen der Gäste orientierte Zugänge zu Landschaftserlebnissen zu ermöglichen sowie aktiv zu gestalten. Es geht darum, Bestehendes in Wert zu setzen sowie Neues zu schaffen und beides in Szene zu setzen.

Dazu gehören durchaus die gefühlvolle Aufwertung und Bespielung der Landschaft, etwa durch kreative Gestaltungen, den Zugang zu einzigartigen Lagen, die Verwendung regionstypischer Materialien, etc. Dazu passende Hintergrundgeschichten machen solche Punkte zusätzlich interessant. In weiterer Folge werden sie zu Reisetipps und landen als Empfehlungen auf den relevanten Plattformen.

Ein schönes Beispiel dafür ist die Bruder-Klaus-Feldkapelle des Schweizer Architekten Peter Zumthor. Entstanden im touristischen Niemandsland Nordrhein-Westfalens, setzt sie einen Akzent in der eher einförmigen Landschaft und ist heute Ziel zahlreicher Besucher. Architekt und Kapelle waren ebenfalls Gegenstand der Ö1 Sendereihe „Offene Landschaft“.

Platz für unterschiedliche Zugänge
Daneben haben aber auch vorwiegend technisch geprägte Inszenierungen ihren Platz, dafür besteht Nachfrage und damit lassen sich gute Geschäfte machen. Die Frage ist jedoch, wo Inszenierung angebracht ist, wie viel und welche Form erforderlich ist und wo ihre Grenzen liegen. Dass in Bezug auf Inszenierungen der Kreativität und Innovationskraft keine Grenzen gesetzt sind, haben die Entwicklungen in den vergangenen Jahren immer wieder eindrucksvoll bestätigt.

Beide Zugänge, sanft-kreatives in Szene setzen von offener Landschaft und Technik gestützte Inszenierung haben somit ihre Berechtigung und sind für die Zukunft unseres Tourismus von Bedeutung.

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