Profilbildung und Multikulturalität
Das Bemühen um die Profilierung kleiner und mittlerer Städte ist landauf, landab zu beobachten. Sie stehen im Wettbewerb untereinander, und oft müssen sie sich auch gegenüber ihrem großen Nachbarn behaupten. Zudem wollen viele am Tourismus partizipieren. Kleine und mittlere Städte sind somit gefordert, sich klar zu positionieren, um einerseits als attraktive Standorte für Wohnen, Bildung, Handel, Gewerbe, etc. wahrgenommen zu werden und andererseits als touristische Ziele sowohl Nächtigungsgäste als auch Tagesgäste aus den umliegenden Ferienorten anzusprechen.
Wo die Profilbildung auf der Hand liegt
Meist haben jene Klein- und Mittelstädte klingende Namen, die auf landschaftliche Besonderheiten, geschichtsträchtige Ereignisse, historische Bauten, moderne Architektur, kulturelle oder sportliche Events von überregionaler Bedeutung oder spezifische kulinarische Besonderheiten verweisen können. Beispiele sind Bregenz mit dem Bodensee, Kufstein mit der Festung, Hallstatt mit dem historischen Ensemble und der Bergbaugeschichte, die Städte in der Wachau mit der Landschaft und dem Wein. Ihr Bekanntheitsgrad wird oft noch dadurch gefördert, dass sie dank ihrer imageprägenden Highlights in Schulbücher, Atlanten, Bildbände und Bildkalender Eingang finden und auch als Locations für Kinofilme und Fernsehserien dienen (z.B. James Bond in Bregenz oder Soko Kitzbühel).
Kein Landmark weit und breit
Was sollen aber diejenigen tun, die über keine speziellen Highlights verfügen, sei es landschaftlicher, baulicher, kultureller oder sonstiger Art. Hier gilt es, sich auf den Weg zu machen und nach bisher wenig beachteten oder überhaupt brach liegenden Potentialen zu suchen. In aller Regel werden dabei die bekannten Pfade verfolgt: Lage und Landschaft, Bauten und Ensembles, Geschichte, Brauchtum und Kultur, Outdoor, etc.
Da fühlt man sich nämlich gut aufgehoben, weil auf diese Weise den Erwartungshaltungen vieler potentieller Besucher entsprochen wird und man sich auf sicherem Terrain bewegt. Nur ist das für eine kreative Profilierung meist zu wenig, denn es kommt ja nicht von ungefähr, dass Vorhandenes touristisch nicht in Wert gesetzt ist. Es macht jedenfalls Sinn, nach den Gründen dafür zu fragen: Das kann z.B. das zu geringe touristische Potential dieser Elemente sein, oder es sind andere Gründe dafür verantwortlich wie Besitzverhältnisse, Privatinteressen, Ressentiments, Zeitgeist. Es ist deshalb unabdingbar und oft erfrischend, sich auch außerhalb der üblichen Profilierungspfade auf die Suche zu begeben.
Neues wagen
Und ein Thema, das zunächst einmal auf Verwunderung oder gar Ablehnung stoßen wird, ist die Nutzung des Potentials, das in der immer größeren Zahl an Menschen aus anderen Kulturräumen liegt. Diese Entwicklung macht auch vor unseren Klein- und Mittelstädten nicht Halt, speziell dann, wenn sie als regionale Zentren entsprechende Erwerbsmöglichkeiten bieten. Die weitum in Gang befindliche Hinwendung zur Regionalität könnte durch eine gezielt gepflegte und touristisch-ökonomisch in Wert gesetzte Multikulturalität ergänzt werden. Dadurch würde ein Spannungsbogen entstehen, der einen Gewinn für alle Beteiligten darstellt, in ökonomischer wie in gesellschaftlicher Hinsicht.
Für die Profilbildung der einen oder anderen Klein- und Mittelstadt würde dadurch eine Entwicklung genutzt und in die touristische Produkt- und Angebotsentwicklung eingebracht, die ohnehin nicht aufzuhalten ist. Ein bedeutender, positiver Effekt wäre zudem der, dass vor der Haustüre liegende Chancen wahrgenommen werden, Konfliktpotential entschärft wird und die Lebensqualität für die Menschen erhöht wird.
Ein tolles Beispiel, wie sich eine Klein- bzw. Mittelstadt entwickeln kann, ist Schwäbisch Hall. Alles fußt auf den Schultern des Herrn Würth, gemeinsam mit der Bausparkasse Schwäbisch Hall sorgen sie für großartigen Kulturbetrieb in der sowieso wunderschönen Stadt. So kann man dort jetzt die Schutzmantelmadonna bewundern. Wo kann man sonst schon? Nirgendwo. Richtig!
Die Hotellerie in den Kleinständten findet wahrscheinlich die schwierigsten Voraussetzungen für eine touristische Entwicklung vor. Meist viel zu klein für den Städtetourismus und zu unattraktiv für den Ferientourismus und aufgrund der geographischen Lage auch nicht ideal für Seminar- und Kongresstourismus. Da braucht es dann wirklich gute Konzepte oder Unternehmer, die aus dem wenigen etwas machen können.
Ein gutes Beispiel einer Kleinstadtprofilierung ist GMÜND in Kärnten, das sich als Stadt der Künste einen Namen gemacht hat.
Kommentieren