Regionale Resilienz und Tourismus
Unter dem Motto „Der Zukunft auf der Spur“ präsentierten in Langenegg im Bregenzerwald ländliche Gemeinden und Regionen aus mehreren Ländern Europas Ergebnisse ihrer Entwicklungsarbeit. Dabei spielte der Tourismus in zahlreichen Beispielen eine maßgebliche Rolle.
In Vorträgen und Diskussionen ging es u.a. um die Frage, wie es gelingen kann, dass ländliche Regionen auch in schwierigen Zeiten ihre lebenswichtigen Strukturen und Funktionen nicht nur erhalten, sondern durch eigenbestimmten Wandel sogar noch stärken können.
Mehrere Erkenntnisse weisen die Richtung für Entwicklungen im ländlichen Raum:
1) Um regionale Resilienz, also regionale Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen zu erreichen, müssen die Menschen und Institutionen in den betreffenden Regionen die Hauptakteure des Handelns sein und die Entwicklung, natürlich auch mit Unterstützung von außen, selbst in die Hand nehmen.
2) Strategiekonzepte und Masterpläne sind zweifellos wichtig, aber sie allein sind nicht erfolgsentscheidend. Erfolg entsteht mit den Menschen, die authentisch aus ihrem Umfeld heraus handeln und bereit sind, in ergebnisoffenen Prozessen darüber zu entscheiden, was wachsen soll, was bleiben kann und was aufgegeben werden muss. Denn nicht alles, was einmal entstanden ist und auch Erfolg hatte, muss zukunftsfähig sein.
3) Diskussionen über die lokale und regionale Wirtschaftsentwicklung im ländlichen Räumen führen sehr rasch in gesellschaftliche und soziale Themen hinein, bildet doch eine funktionierende soziale Infrastruktur eine entscheidende Grundlage für nachhaltig erfolgreiches Wirtschaften. Soll das Arbeitskräftepotenzial langfristig gesichert werden, so sind z.B. eine angemessene Wohnbaupolitik, eine funktionierende Kinderbetreuung für berufstätige Mütter, die Integration von Migranten oder adäquate Mobilitätslösungen unumgänglich.
4) Dazu kommt die Notwendigkeit zur Vielfalt in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht. Wo immer möglich und sinnvoll gilt es Monostrukturen entgegen zu wirken und eine breitere Streuung von Unternehmen und Organisationen zuzulassen bzw. zu forcieren. Eine derartige Struktur ist u.a. auch ein Garant dafür, dass ein möglichst großer Teil der erzeugten Wertschöpfung in der Region bleibt. Und dazu gehört natürlich auch eine Bevölkerung, die sich in ihrem Konsumverhalten an diesen eher kleinstrukturierten Versorgungsangebot mit regionaler Note orientiert.
5) Vieles davon kann eine ländliche Gemeinde nicht allein erreichen, sondern es braucht die interkommunale Zusammenarbeit in der Region. Diese kann unterschiedliche Aspekte beinhalten, von der abgestimmten Wirtschaftspolitik mit der gemeinsamen Ausweisung von Gewerbeflächen, über Kooperationen bei der sozialen Infrastruktur bis hin zur gemeinsamen Ausweisung von Erschließungs- und Schutzzonen. Wenn in der interkommunalen Zusammenarbeit allerorten schon einiges auf Schiene ist, so verlangen die auf den ländlichen Raum zukommenden Herausforderungen doch noch weit mehr Anstrengungen in dieser Richtung.
Das alles ist auch für den Tourismus und die gedeihliche Weiterentwicklung von Destinationen von großer Bedeutung: Denn nur eine Region, die in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht die notwendige Widerstandkraft gegenüber Störungen aufweist, wird auf Dauer ein fruchtbarer Nährboden für den Tourismus sein.
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