6. September 2012 | 12:31 | Kategorie:
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Rettungsanker Olymipa?

Graubünden will es versuchen und wirbt – vorerst im eigenen Lande – für eine Kandidatur zu den Olympischen Winterspielen 2022. Eine erste Kostenschätzung bringt Ernüchterung: rund 4,5 Milliarden CHF wird das Spektakel summa summarum kosten, inklusive 1,5 Milliarden CHF an Infrastrukturinvestitionen und 60 Millionen CHF an Kandidaturkosten. Auch wenn die Einnahmen mit rund 1,5 Milliarden CHF beziffert werden, es bleibt eine Finanzierungslücke, die Graubünden ohne Hilfe vom Bund nicht schließen kann. Aktuell kommen positive Signale vom Bundesrat (immerhin ist St. Moritz Austragungsort der FIS Alpine SkiWM 2017), doch es braucht einen positiven Volksentscheid, und der ist für März 2013 anvisiert. Die aktuellen Winterzahlen in Graubünden sind alles andere als vielversprechend: -8,6% weniger Logiernächte in den Hotel- und Kurbetrieben (der in der Schweiz relativ große Anteil der Parahotellerie wird erst ab jetzt langsam statistisch erfasst). Noch dramatischer ist das Minus der vergangenen Wintersaison, wenn man es mit dem Mittelwert der vorangegangenen fünf Wintersaisonen vergleicht: -14,2%. Davos, Flims-Laax, St. Moritz, Savognin – überall herbe Verluste. Vor allem in den Euro-Stammmärkten Deutschland, Italien, Niederlande und Österreich gab es heuer ein zweistelliges Minus. Ein Plus verzeichnete man lediglich bei den Russen und den Israelis. Der harte Schweizer Franken versetzt der strukturell und finanziell angeschlagenen Schweizer Tourismuswirtschaft noch einmal einen Dämpfer. Die Ski-WM wird sich vielleicht kurzfristig positiv auswirken, am langfristigen Effekt habe ich so meine Zweifel. Und was die Olympiade 2022 betrifft – hier ist im kommenden März erst einmal das Stimmvolk am Zug.

7. September 2012, 10:44

Großereignisse sind sehr wichtig und gut!

Zuerst ist es ganz normal das dies riesige Kosten verursacht. Infrastruktur, Sportstätten, Erweiterungen und Qualitätsverbesserungen der Unterkünfte.

Im Austragungsjahr ist meist auch kein erkennbarer Nutzen. Da werden offenbar viele Stammgäste vertrieben. Ob daran der Massenauflauf oder die besonderen Preissteigerungen schuld sind lässt sich nicht genau sagen.

Doch in den Folgejahren ist der Nutzen für Jahrzehnte riesengroß. Charmonie ( 1924) St. Moritz ( 1928, 1948 ) Garmisch ( 1936 ) oder Cortina ( 1956 ) haben dies bewiesen.
St. Moritz hatte schon 2 x Olympische Spiele und mehrmals SKI-WMs. Die wissen warum sie sich wieder bewerben. Denn St. Moritz ist neben Zermatt ( Das vom Image eines Berges profitiert ) der hochwertigste Ort in der Schweiz.
Auch der WM Ort St. Anton hat profitiert. Sonst hätte man dort nie einen neuen unterirdischen Bahnhof bekommen und durch die Gleisverlegung viel Grund um den Ort weiter zu entwickeln.

Olympiaden in großen Städten wie Innsbruck und Salzburg bringen nichts. Die haben kein Winter- oder Sportimage. Aber eine Olympiade in einem hochwertigen Ort wie Kitzbühel hätte großen Nutzen. Damit würde der hochwertige Ort in die Eliteliga der europäischen Turismusorte austeigen und einige umliegende Orte könnten qualitätsmäßig sicher auch vorrücken. Auch in Kitzbühel wären wichtige aber derzeit unrealistische Infrastrukturprojekte wie ein neuer Bahnhof, großzügige Umfahrungsstraßen und eine Verbindung von der Talstation Hahnenkamm zur Talstation Kitzbüheler Horn plötzlich wie von selbst möglich.

7. September 2012, 14:53

Ein wenig zu polemisch gerät mir der Titel Ihres Artikels. Die Schweiz gilt als solide wirtschaftendes Land, sollte also auch wissen, dass Olympia zwar jede Menge Kosten bedeuten würde, zugleich aber eine der sinnvollsten und gewinnträchtigsten Investitionen überhaupt ist.

Die neu geschaffene Infrastruktur kann im Folgenden von der Bevölkerung und Touristenscharen weitergenutzt werden, außerdem wird die Schweiz ein neues Image erwerben können – ein Image der Freundschaft, Offenheit und Lebendigkeit.

Ist es das wert? Besitzt Graubünden überhaupt genug Chancen? Das ist eine berechtigte Frage. Aber ein Rettungsanker ist Olympia nicht. Es ist eine Option, viel gewinnen zu können. Allerdings kann auch viel verloren werden, wenn die Bewerbung nicht funktioniert.

8. September 2012, 9:28

@Hannes, Innsbruck hat kein Sportimage??? Ich schlage Ihnen vor, die Stadt einmal zu besuchen.

10. September 2012, 7:39

NZZ Sontagsausgabe (Daniel Friedli): Mister St. Moritz kritisiert Olympia Plane
UT:Hanspeter Danuser, langjähriger Kurdirektor von St. Moritz, fordert von den Bündner Olympia-Promotoren ein neues Konzept mit mehr Spielorten.
„30 Jahre lang hat Hanspeter Danuser als Kurdirektor, Markenbotschafter und Werbeoriginal Besucher aus aller Welt nach St. Moritz gelockt. Nun, da die Olympischen Spiele kommen sollen, wird es dem «Mister St. Moritz» zu viel. Winterspiele allein in St. Moritz und Davos, «das kann ich mir nicht recht vorstellen», sagt Danuser. Da bestehe tatsächlich die Gefahr, dass Olympia mehr kaputtmache, als es der Bevölkerung bringe…“

14. September 2012, 15:26

Das ist das (touristische) Dilemma von Sport-Großveranstaltungen!
Zwischen Sport und Tourismus gibt es viele positive Überlappungen – beide leben im Grunde von Emotionen. Und die wirtschaftlichen Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen auf den Tourismus sind umso höher, JE NÄHER DIE SPORTART AN TOURISTISCHEN PRODUKTEN LIEGT. Das ist entscheidende bei der Beurteilung! Bei einer Schi-WM hat man das touristische Produkt Schifahren im Hintergrund, beim Ironman die Freizeitprodukte Schwimmen, Radfahren, Laufen. Fußball hat zum Beispiel kein buchbares touristisches Produkt hinter sich. Und dennoch müssen die touristischen Auswirkungen im Vorfeld als Argumentation herhalten – und wehe, wenn jemand dagegen argumentiert….
Das nationale Glücksgefühl ist der Politik wichtier als die wirtschaftlichen Auswirkungen, daher werden sie im Vorfeld mit unrealistischen Erwartungen gefüllt (und mit „Studien“ belegt)und die Folgekosten verschwiegen.
Daher: kühlen Kopf bewahren!

25. April 2013, 9:59

[…] stellt. Das hört man im Schweizer Nationalrat nicht gerne, denn es geht immerhin um insgesamt rund 4,5 Milliarden Franken – oder eben noch mehr. Das ist eine Menge Geld, auch in Zeiten wie diesen, wo Staaten dazu […]

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