3. April 2012 | 08:31 | Kategorie:
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Tourismus als Teil des Bruttonationalglücks?

In Zeiten wo Gasförderstationen leck sind, Euro-Rettungsschirme aufgespannt werden und es im Nahen Osten brodelt, haben es manche Nachrichten schwer, die breite Öffentlichkeit zu erreichen. Und so ist wahrscheinlich nicht gemeinhin bekannt, dass Bhutan das Bruttosozialprodukt durch „Bruttonationalglück“ ersetzt haben möchte. Und dass es hierfür eine großangelegte Befragung der dortigen Bevölkerung gab. Dem ZDF war das Thema gestern Abend dann doch einen Bericht wert. Tenor: „das Bruttoinlandsprodukt, als alleinige Meßzahl für Wohlstand, hat für viele ausgedient.“Nun muss man es nicht gleich so radikal wie der Schweizer Ökonom Bruno Frey im ZDF-Beitrag formulieren, dass der Staat aufgerufen ist, die Rahmenbedingungen für das „Glück“ des Staatsvolks zu schaffen. Doch der Perspektivenwechsel hat schon etwas für sich. In einem sehr kurzweilig geschriebenen Beitrag der FAZ zum Thema Landflucht konnte ich nämlich folgenden Satz lesen: „Dörfer bieten einen Wohlstand, der schwerer zu messen ist als das Bruttosozialprodukt.“ Da ist es wieder, das, was als „Wohlfahrt“ oder „Glück“ bezeichnet wird. Und es lässt mich die Brücke zum Tourismus schlagen. Dieser lebt, das wissen wir, von emotionalen Erlebnissen und „Glücksmomenten“. Und er schafft, nicht nur in Österreich, Wohlstand für die Bevölkerung in peripheren Regionen. Wenn wir in Europa zunehmend mit Landflucht kämpfen, gefährdet das nicht nur die Wohlfahrt sondern rüttelt auch an den Fundamenten des Tourismus. Das sollten wir uns immer vor Augen führen. In Osttirol, um nur ein Beispiel zu nennen, hat man dies erkannt. Dort wird es, wenn die Prognosen stimmen, in 20 Jahren nur mehr 40.000 Einwohner geben. Deshalb will man jetzt gegensteuern. Der Tourismus hat als „Pionierwirtschaft“ langjährige Erfahrung, wie man entlegene Regionen zu neuem Leben erweckt. Diese Erfahrung wäre – in unser aller und im Sinne des „Bruttonationalglücks“ – jetzt gefragt.

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