19. Oktober 2011 | 10:49 | Kategorie:
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Tourismusausbildung an Hochschulen

Zur aktuellen Diskussion rund um die Tourismusausbildung in Österreich sei ein interessanter Vorstoß der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft e.V. erwähnt: mit einer Resolution zur Tourismusausbildung an den Hochschulen möchte die Gesellschaft darauf aufmerksam machen, dass die Tourismuswissenschaft an den Hochschulen unterrepräsentiert ist und mancherorts sogar Streichungen von Geldern und/oder universitären Einrichtungen drohen. Im Zentrum der Resolution steht die Frage, wie eine qualitativ hochwertige Tourismusausbildung vor dem Hintergrund bildungspolitischer Reformen sichergestellt werden kann. Die Resolution wurde bereits an tourismuspolitische Parlamentarier im Deutschen Bundestag überreicht und wird gegenwärtig von Vertretern der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft mit Akteuren aus Politik, Wissenschaft und Tourismuswirtschaft diskutiert.

19. Oktober 2011, 12:57

Was ist eine hochwertige touristische Ausbildung Wert wenn es der Branche nicht gelingt die hochqualifizierten Kräfte auch zu behalten? Kann es sein, dass touristische Hochschulen am Markt vorbei produzieren?
Nutznießer sind derzeit Banken, Versicherungen und sonstige Dienstleistungsunternehmen.Es ist auch kein Wunder. Solide betriebswirtschaftliche Ausbildung, Praktikas, Auslandserfahrung, gut ausgeprägte Softskils und das ganze in Verbindung mit gelebter Dienstleistung. Mehr kann man sich wohl von einem Mitarbeiter nicht wünschen!

20. Oktober 2011, 6:36

Ich habe in meiner Praxis in den letzten Jahren sehr viel mit Absolventen von Fachhochschulen zu tun gehabt und habe nicht so sehr das Gefühl das am Markt vorbeiproduziert wird und diese Absolventen beispielsweise für Hotels nicht qualifiziert wären. Nach wie vor wird aber das Marketing in vielen Hotels noch auf Receptionnistinnenebene abgewickelt. Nachdem die Schlacht aber vor allem im Marketing gewonnen wird, glaube ich dass es hier noch genügend Einsatzpotential gäbe. Allerdings muss es dazu auch die Bereitschaft geben, Marketingleute in der Hotellerie auch wie solche zu entlohnen – obwohl hier das Lohnniveau der Industrie in diesem Bereich nie erreicht werden wird –

20. Oktober 2011, 8:25

zum artikel: denke nicht das „fehlproduziert“ wird. ganz im gegenteil, die ausbildungschancen und möglichkeiten sind bei uns doch super und vor allem fuer eig. jeden leistbar – und wen nicht gibt der staat etw. hilfestellung. natuerlich gilt es die zukunft und bildungs-budgets zu beobachten..

bzgl. arbeitsmarkt etc. schliesse ich mich herrn wallmann an.. es ist doch immer das gleiche leitige thema.. qualifizierte leute fehlen angeblich im tourismus („war for talents“ – schwerpunkt hotellerie/gastro), doch keiner will qualifizierte bezahlen!? und die betriebe die es sich aufgrund von image, standort o.ä. leisten können „nur“ kollektiv zu zahlen nutzen das niedrige lohnniveau aus – langfristig, der beruehmte schuss ins knie 😉

20. Oktober 2011, 10:18

ich gebe den kommentaren vollkommen recht, welche das niedrige lohnniveau ansprechen. es kann nicht sein, dass man als fh absolvent mit einschlägiger berufserfahrung in der dienstleistung und hga lehre, als „bessere“ rezeptionistin eingestellt wird und mit knapp 1300,00 als mädchen für alles „gehalten“ wird. marketingmanager, bankettmanager, verkaufsmanager, personalmanager, servicekraft, etc. sind alles aufgaben die von einem in höchster qualität verlangt werden aber nicht entlohnt werden. wer hat da denn noch lust in der hotellerie zu arbeiten?? obwohl er sicherlich eine super qualifizierte ausbildung plus die nötige leidenschaft zur dienstleistung hat!!

20. Oktober 2011, 13:03

Warum arbeiten Sie nicht in dem Bereich und zu der Bezahlung, die Sie – und 559 andere FH-Absolventen im Vorjahr – als für Ihre Qualifikation angemessen erachten?

Ich schließe einmal aus, dass es an Ihnen liegt.

Bleiben zwei Möglichkeiten:

Wenn es an einem sehr speziellen Arbeitgeber liegt, sollten Sie überlegen, zu wechseln.

Wenn es aber Leute Ihrer Qualifikation in der Branche generell schwer haben (ALLE oberen Kommentare lassen sich darauf reduzieren), lässt das nur einen Schluss zu: dass das (zweifellos hochqualitative) Angebot die Nachfrage (quantitativ in jedem Fall) überfordert.

Was tun?

20. Oktober 2011, 14:03

Im Lichte der derzeitigen „Online-Revolution“ im Tourismusmarkt wäre eine Fachhochschulausbildung natürlich passend, aber wie schon oben angemerkt, können sich das viele Betriebe nicht leisten.
Dennoch denke ich, dass solche Fachkräfte notwendig sind, und vielleicht in Kompetenzzentren für mehrere Betriebe arbeiten können.
Touristiker technisch NICHT auszubilden ist keine Option mehr, zu komplex sind die Aufgabenstellungen heute und die zu verwendeneden Tools.

20. Oktober 2011, 14:05

Achja – noch ein kleiner Typo – bitte die Resu-„Lotion“ durch die Lösung ersetzen 😉

20. Oktober 2011, 15:05

Die touristischen Fachhochschulen in Österreich haben es in vielen Fällen besser gemacht:
• Der Bologna Prozess ist an den Österreichischen Fachhochschulen bereits umgesetzt (Bachelor und Masterprogramme, ECTS, Diploma Supplement, Modularisierung).
• Die Zugangsvoraussetzungen und die Qualitätssicherung der Fachhochschulausbildung sind vorbildlich gelöst (Peer-Reviews, Aufnahmeverfahren, Berufsfeldorientierung).
• Forschung an Fachhochschulen ist je Erhalter flexibel – fixe Lehrdeputate gibt es nicht.
• Es gibt (zumindest an der FHWien) ein Absolventenmonitoring auf Basis von Administrativdaten. Die Karriereentwicklung der Absolventen wird laufend analysiert und die Studienprogramme werden in engem Kontakt mit dem Berufsfeld angepasst.
Wir haben allerdings auch die gleichen Probleme:
• Der Tourismus hat innerhalb des globalen wissenschaftlichen Wettbewerbs einen geringen Stellenwert. Themen wie „Finance“ oder „Entrepreneurship“ sind wesentlich prestigeträchtiger. Das Image (teilweise auch die Finanzierung) von Universitäten ist von Rankings abhängig. Diese Ranking basieren auf der Anzahl und der Bewertung von Publikationen in Fachjournalen. Touristische Journale sind nicht sehr hoch bewertet. Dies mag mit ein Grund sein, dass es an Österreichischen Universitäten kein Tourismusinstitut mehr gibt.
• Die Sprache der Wissenschaft ist Englisch. Internationale Forschungsergebnisse gibt es – fast ausschließlich – in Englischer Sprache. Die Bemühungen der DGT deutschsprachige Publikationen zu fördern ist sinnvoll. Dies umso mehr, als damit der Transfer ins Berufsfeld ermöglicht wird.
• Auch in Österreich ist ein Mangel an promovierten Tourismuswissenschaftlern festzustellen.
• Kooperation von Fachhochschulen mit Universitäten sollte intensiviert werden.
• Die Internationalisierung kann immer intensiviert werden.

Interessant finde ich, dass sowohl die Tourismuspraxis als auch die Tourismuswissenschaft immer wieder einen größeren Stellenwert einfordert. Ich frage mich, wie es zu diesem Selbstbild kommt und denke, dass man einen größeren Stellenwert nicht einfordern kann, den muss man sich erarbeiten. Es gibt viel zu tun!

21. Oktober 2011, 9:28

Auch einige private Hochschulen haben den Bedarf der Wirtschaft erkannt. Leider bekommen diese für hochklassige Ausbildung keine finanzielle Unterstützung vom Staat, sodass in Deutschland die Barriere der Studiengebühren besteht. Stipendien und Fonds kommen meistens nur für High-Potentials in Frage. Eine akademische Ausbildung in Hotellerie und Tourismus, ein breites betriebswirtschaftliches Fundament, Soft Skills und Sprachkenntnisse machen die Absolventen, wie bereits von Vala Sadeghi angemerkt, zu begehrten Arbeitnehmern in allen Branchen. Abschließend entscheidet die Attraktivität des Arbeitgebers – aber ein bisschen Herzblut ist sicherlich auch dabei 🙂
Ja, und ich stimme auch Michael Mair zu, dass einige Umstrukturierungsmaßnahmen durch den Bologna Prozess bereits Erfolge zeigen und die Internationalität erhöhen. Wir schaffen es aufgrund der starken Modularisierung in einen kompakten Bachelor-Studiengang bis zu 1 1/2 Jahre Auslandsaufenthalt zu integrieren. Die Absolventen sind international ganz weit oben aufgestellt und finden innerhalb kürzester Zeit einen adäquaten Job. Auch bei der IUBH gibt es ein entsprechendes Alumni Monitoring und Qualityschemes. Wichtig für die jungen Leute ist, dass sie sich im Vorfeld zur Berufswahl informieren und umschauen. Es gibt viele Bildungsangebote in Europa, aber Qualität und Relevanz schwanken sehr. Da sollte man zusätzlich Meinungen aus der Wirtschaft oder von unabhängigen Testinstitutionen einholen. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) veröffentlicht beispielsweise regelmäßig Testergebnisse, eher branchenspezifisch ist der tedQual. Wie auch immer, man sollte gut informiert die Karriere starten!

21. Oktober 2011, 9:48

Lieber Kollege Mair, ihre Analyse ist vollkommen richtig, nur ändert dies nichts an drei Tatsachen:

1.Wir werden in naher Zukunft an den FH’s Tourismusakademiker ausbilden deren Erwartungshaltungen vom „Markt“ nicht erfüllt werden. Das gilt selbstverständlich nicht für alle, aber für zunehmend viele

2. Die Praxisbetreuung im Rahmen der berufsbildenden höheren Schulen, ist häufig (nicht immer!) „suboptimal“

3. Eine Modularisierung der Lehrlingsausbildung ist überfällig. Schwerpunktsetzungen und spätere Weiterbildungsmodule (Berufswechsel) sind auf dieser Basis aus Sicht der Auszubildenden wie der Arbeitgeber Kennzeichen einer flexiblen Arbeitswelt, in der es insgesamt gilt die „Dienstleistung“ endlich anzuerkennen und aufzuwerten.

1. Mai 2021, 12:15

Die Ausbildung an sich ist nicht das Problem. Diese ist bei vielen Abgängern nahezu perfekt. Der letzte Schliff erfolgt dann sowieso erst in der Praxis. Entlohnung und Arbeitszeiten sind die wohl häufigsten Gründe dafür warum dann diese Profis von der Tourismuswirtschaft in die Wirtschaft wechseln.

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