29. Juli 2024 | 09:53 | Kategorie:
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Insolvenzen: In der Klemme?

Die Zahlen der ersten sechs Monate des heurigen Jahres zeigen ein Ansteigen der Insolvenzen, sodass bis Jahresende durchaus 7000 Unternehmens-Pleiten zu erwarten sind. Während der Coronakrise hat ja das reichlich fließende Geld aus dem staatlichen Füllhorn allfällige Geldsorgen beseitigt, aber jetzt sind die Hilfen versiegt. Firmenzusammenbrüche können als Teil des marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystems interpretiert werden. Allerdings liegen die Pleiten von heuer um 36 % in der Gesamtwirtschaft und um 47 % in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft über denjenigen von 2022. Da wird ersichtlich, dass die Wirtschaft nicht ganz so rund wie erwartet läuft.

Ursachen überwiegend intern

Wenn es um die Ursachen für das Scheitern geht, wird gerne – wie von Gusenbauer bei Signa – der Zinsanstieg ins Treffen geführt. Dieser hat zwar das Wirtschaften für keines der Unternehmen erleichtert. Trotzdem ist das Zinsniveau nach wie vor weit unter demjenigen, was wir vor einem Jahrzehnt als normal angesehen haben. Verantwortungsvolles Management hätte ausreichend vorgesorgt, um sich solchen Gefahren gegenüber resilient zu zeigen.

Der KSV hat sich der Ursachen im Einzelfall angenommen und festgestellt, dass in rund 78 % der Problemfälle innerbetriebliche Defizite auszumachen sind. Externe Ursachen treten dabei in den Hintergrund.

Es ist wohl das unternehmerische Geschick, das für Erfolg und Misserfolg entscheidend ist. Der Unternehmer mit seinen Kenntnissen, seinem Bildungs- und Wissensstand und seinem privaten Umfeld ist für die Geschicke des Unternehmens ausschlaggebend. Das sind gerade für Unternehmer von KMUs zunehmende Herausforderungen, weil der Wettbewerb härter geworden ist, die Zuwachsraten der Nachfrage verflachen, das Innenfinan­zierungs­potential sinkt und der Druck zu Verbesserungs- und Erweiterungsvorhaben nach wie vor vorhanden ist. Dabei erschweren regulatorische Rahmenbedingungen eine Kreditausweitung.

Volkswirtschaftlicher Schaden gering

Wenn die Unternehmen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft etwas überdurchschnittlich in der Insolvenzstatistik aufscheinen, im Hinblick auf den volkswirtschaftlichen Schaden spielen sie aufgrund ihrer Betriebsgröße eine untergeordnete Rolle. So haben alle rund 400 Pleiten des heurigen ersten Halbjahres eine Passiva von insgesamt 118 Mio. Euro verzeichnet. Was ist das schon im Vergleich zu den rund 14.000 Mio. Euro an Schulden, die alleine bei der Signa-Gruppe zu regeln sind.

29. Juli 2024, 10:13

Nun, der volkswirtschaftliche Schaden der touristischen Insolvenzen wird nicht nur an den Passiva zu messen sein. Wir müssen genau beobachten, wie sich die Situation der Betriebe auf deren wirtschaftliches Umfeld auswirkt. Vor allem in peripheren und Wintersport-affinen Gebieten hört man beispielsweise von Geschäftsauflösungen im Sporthandel wegen mangelnder Umsätze. Der Tourismus ist, wie wir wissen, eine kleinteilig stark in der Region wirtschaftlich vernetzte Branche. Es ist leider zu erwarten, dass sich die Schäden wellenartig ausbreiten.

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