Das Gerede von der Pleitewelle
Vorsicht vor dem Gebrauch des P-Wortes! „Pleitewelle“ alleine ist schon ein sehr starker Narrativ, den man keinesfalls bedienen sollte. Denn ein jedes Pleiten-Gerede erzeugt Verunsicherung. Aussagen dieser Art verunsichern nur unnötig unsere Gäste, aber natürlich auch die Zulieferer und nicht zuletzt unsere Beschäftigten. Denn wer will schon in einem Pleite-Land Urlaub machen? Wer möchte in einer Pleite-Branche arbeiten oder diesen Betrieben noch etwas liefern?
Steht der heimische Tourismus also vor einer Pleitewelle?
Gewiss, die allgemeine Situation ist alles andere als einfach… Auch andere Alpenländer finden sich in einer ähnlichen Lage wieder, liefern aber nicht diese Schlagzeilen. Formulieren auch wir es eine Stufe weniger dramatisch und setzen alle Kraft in die Umsetzung konkreter Anregungen und Ideen, um aus der Situation das Bestmögliche zu machen. Setzen wir daher weiter auf positive Signale (ansonsten wirkt es nach Resignation).
„Pleitewelle“ und andere vollmundige Begriffe schaden unserem Image.
Schon einmal, in den 80er Jahren, gab es eine ähnliche Situation. Der heimische Tourismus wurde regelrecht krankgeredet. Aber er erwies sich als stärker. Es folgte ein lange Reihe höchst erfolgreicher Jahre. Lernen wir daraus!
Wenn es um Aufgeregheiten geht sind nüchterne Zahlen hilfreich, die Lage aus dem richtigen Blickwinkel zu beurteilen. In den Jahren 2000 bis 2019 wurden in Hotellerie und Gastronomie jeweils zwischen 700 und 950 Insolvenzen verzeichnet. Nur in den Jahren der Pandemie 2020 und 2021 sanken sie – dank mehr als großzügiger Coronahilfen – auf etwa 400 p.a. Diese beiden Jahren sind zweifellos Ausnahmen in einer langen Reihe.
Wenn also jetzt die Zahl der Insolvenzen sich wieder dem ursprünglichen Niveau nähert bedeutet das vor allem, dass wir uns wieder der Normalität annähern und ist somit keineswegs ein Grund zu übertriebener Panik.
Trotzdem soll es nicht darüber hinwegtäuschen, dass zurzeit viele Unternehmer sich wie zwischen Hammer und Amboss vorkommen. Gestiegene Energiekosten, zunehmende Ausgaben für die Verzinsung der Bankkredite, Sorgen um Personal und das alles bei schwer berechenbaren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Wirtschaften für KMUs war schon einmal leichter.
1991 bei meinem Antritt als Generalsekretär der ÖHV schrieb der Standard einen sehr positiven Bericht über mich, allerdings leider mit einem reisserischen Titel „Umkremplerin inmitten sterbender Hoteldynastien“. Es war insofern richtig, dass es damals einen großen Umbruch gab. Aber es hat einige Jahre gedauert, bis meine Vision „Freude am Unternehmertum“ gegriffen hat und die höchst erfolgreichen Jahre eingeleitet wurden. Ja wir leben wieder in einer Zeit des Umbruchs, aber unterstützen wir die Betriebe höchste Professionalität zu erlangen. Das ist auch ein „P“ Wort, aber dem habe ich mich mit Haut und Haaren verschrieben.
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