Von Überförderung, Gießkannen-Prinzip und schrumpfendem Eigenkapital
Ich wurde gestern im Tourismusausschuss des Nationalrates befragt, ob es bei den Corona-Maßnahmen zu einer Überförderung von touristischen Betrieben gekommen ist.
Da die Tourismusbranche gemeinsam mit Kulturbetrieben am längsten geschlossen war, gab es im Laufe der vielen Lockdowns und den dazugehörigen Auf- und Zusperr-Aktionen unzählige Corona-Maßnahmen. Es gab Fixkostenzuschuss, Fixkostenzuschuss 800.000, Lockdown-Umsatzersatz, Ausfallsbonus, Verlustersatz, Umsatzersatz für indirekt betroffene Betriebe, Härtefallfonds – um nur einige zu nennen. Durch dieses Gießkannenprinzip gab es Betriebe, die wie auch in anderen Branchen mehr oder weniger von Förderungen und Ausfällen profitierten. Die Förderungen waren letztendlich nicht an Betriebsstrukturen und Saisonzeiten ausgerichtet. Ein Beispiel waren Sommer-Ein-Saisonbetriebe die durch die guten Sommersaisonen mehr profitierten als andere. Hotelgruppen mit einer Holdingstruktur waren gegenüber Gruppen mit Einzelgesellschaften benachteiligt. Die Stadthotellerie kämpft immer noch mit einem schwächeren Geschäftsverlauf. Zusammengefast war die Situation an Corona-Hilfspaketen und Corona-Maßnahmen sehr unübersichtlich und die Betriebsstruktur sehr unterschiedlich. Es ist davon auszugehen, dass es in den kommenden Jahren verstärkt zu Betriebsprüfungen kommen wird, um nicht nur die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung zu prüfen, sondern vor allem auch die in Anspruch genommenen Corona-Hilfen zu verifizieren. Dadurch könnte man die Aufgeregtheit einmal über die nächsten Monate ruhen lassen.
Eigentlich sollte man sich im Parlament jetzt über die Bilanzbilder der Betriebe den Kopf zerbrechen. Viel Eigenkapital wurde trotz der Maßnahmen verbrannt (insbesondere 2021). Das Problem der geringen Eigenkapitalquote wird sich noch deutlich verschärfen. Der Grund liegt auf der Hand: Es steigen die Kosten stärker, als die Preise erhöht werden können! Dennoch wird ein gutes Rating immer mehr zur Voraussetzung für Finanzierbarkeit und die Eigenkapitalquote ist die Richtschnur dafür. Kürzer werdende Produktlebenszyklen und spezifische Gästebedürfnisse schaffen Probleme in der Finanzierung, insbesondere für kleine Unternehmen. Am Ende der Krise droht dadurch doch ein Systembruch. Ich durfte den Parlamentariern das Modell der Aufwertungsbilanz präsentieren, das diese Situation entschärfen könnten. In der Hoffnung, dass die politischen Mühlen sich nicht ewig drehen.
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